Bochum-Hofstede. In Hofstede schließt eine der letzten Kneipen im alten Ruhrgebietsstil. Die Gaststätte Röper war lange beliebter Treffpunkt im Bochumer Norden.
Die Tür ist verschlossen, an den Fenstern hängen die alten Jalousien herunter. Schnell wird klar, dass die Gaststätte Röper nicht mehr geöffnet ist.
Kürzlich ist der langjährige Inhaber und Wirt, Josef Röper, im Alter von 86 Jahren verstorben. Damit wird in Hofstede auch ein Stück Tradition verloren gehen. Über mehrere Jahrzehnte war das Lokal eine Institution im Bochumer Norden.
„Asbach-König“ von Bochum
Für viele Vereine war die Gaststätte jahrelang das Stammlokal. Auch die alten Kumpel aus der Zeche Hannibal sowie die Fußballer vom SV Phoenix kamen gerne und häufig in die Kneipe. Josef Röper war über 60 Jahre lang das Aushängeschild des Lokals. Zusammen mit seiner Frau Christel versorgte er die Gäste mit Getränken und echter Hausmannskost. Die beiden waren ein eingespieltes Team.
Rot und Schwarz zu Gast
Viele Vereine tagten in der Gaststätte Röper, zum Beispiel der Kleingartenverein, der Schützenverein, diverse Skatclubs und viele Radsportvereine.
Sowohl der SPD-Ortsverein Hofstede als auch die CDU Hamme-Hofstede hielten ihre Sitzungen bei Röper.
Das Lokal diente außerdem als Drehort für den Film „Radio Heimat“ nach der Romanvorlage von Frank Goosen.
„Der Jupp war ein echtes Original. Der Zusammenhalt der Vereine sowie das Vereinsleben an sich hatten für ihn immer absolute Priorität“, verrät Dirk Cottmann (62). Er war ebenfalls viele Jahre lang Stammgast und kannte Josef Röper sehr gut. „Das war hier in den 60er- und 70er-Jahren eine absolute Goldgrube. Am Monatsende kamen immer die Kumpel von
der Zeche Hannibal, um bei Jupp ihren Lohn zu begießen“, so Cottmann. In den 60er-Jahren floss so viel Asbach in der Kneipe, dass Josef Röper zum „Asbach-König“ von Bochum gekürt wurde. „Da hat der Jupp sogar eine Urkunde für bekommen, weil er den meisten Asbach in der Stadt verkauft hat“, lacht Cottmann.
„Gerne von alten Zeiten erzählt“
Auch Heinz Rittermeier (69) war häufig in der Gaststätte. Er hat mitbekommen, wie das Aussterben der Vereine und der Wandel der Zeit den langjährigen Wirt betroffen haben: „Handys und Internet waren nichts für Jupp. Einmal hat er gesehen, wie sich jemand gegenüber bei McDonalds einen Kaffee-to-go geholt hat. Da hat er nur gesagt: Welcher Idiot trinkt seinen Kaffee denn auf der Straße und nicht am Tisch?!“
In den letzten Jahren kamen immer weniger Gäste ins Lokal, obwohl die Preise auch zum Ende hin moderat blieben. „Für zwei Bockwürste mit selbst gemachtem Kartoffelsalat hat man hier 2,80 Euro gezahlt. Viele Gäste haben dann nachgefragt, ob der Preis denn tatsächlich stimmt“, sagt Rittermeier. „Früher war der Saal regelmäßig ausgebucht: Hochzeit, Weihnachtsfeier oder Kommunion. Bei Jupp haben die Leute einfach gerne gefeiert.“ Hin und wieder kamen auch jüngere Leute, die später zum Feiern ins Prater weiter gezogen sind.
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„Denen hat Jupp dann gerne von den alten Zeiten erzählt“, so Rittermeier. Eine andere Kneipe in unmittelbarer Nähe gibt es nicht. „Da müsste man jetzt gut zwei Kilometer Richtung Osten, um das nächste Lokal zu finden“, gibt Rittermeier an.
Echtes Stück Ruhrgebiet
Wie geht es jetzt weiter mit der Gaststätte? Dirk Cottmann und Heinz Rittermeier gehen davon aus, dass kein neuer Pächter gefunden werden wird: „Auch Jupp glaubte nicht dran, dass jemand die Kneipe übernehmen wird. Mit der Gaststätte stirbt dann leider ein echtes Stück Ruhrgebiet.“ Josef Röper werden beide Männer definitiv nicht vergessen. „Am Abend vor seinem Tod hat er Heinz und mir noch ein Pils gezapft. Jupp war ein Unikat und zählt zur Geschichte von Hofstede“, erzählt Cottmann.