Bochum. Das Bündnis Radwende stößt auf große Resonanz mit seiner Demonstration. Sie macht auf die Priorisierung des Autos im Stadtverkehr aufmerksam.

. Die Räder, die sich Samstagmittag vor dem Bahnhof versammeln, sind genau so unterschiedlich wie die Menschen, die sie fahren. Ältere Radler auf E-Bikes sind vertreten, ebenso jugendliche Mountainbiker, Liegeradfahrer oder Schülerinnen auf farbenfrohen Hollandrädern. Manche nutzen die anstehende Fahrraddemo auch als Familienausflug. Das gemeinsame Ziel: Bessere und vor allem mehr Radwege, insbesondere im Innenstadtbereich. Organisiert vom Bündnis Radwende macht die Gruppe auf die mangelhaften Zustände aufmerksam.

„Wir fahren die besonders brenzligen Strecken rund um den Ring und die anliegenden Hauptverkehrsadern ab“, sagt der Sprecher des Bündnisses Dominik Bald. Die Routen, die auf dem Rad normalerweise nicht stressfrei sind, gestalten sich während der Demo als äußerst angenehm. Durch die Polizei begleitet und abgesichert, nimmt die Gruppe aus etwa 350 Personen die gesamte Spur ein, fährt ein gemütliches Tempo und muss vor allen Dingen keine Angst haben, von Autos gefährdet zu werden – die warten geduldig auf das Ende der Kolonne. Stetiges Klingeln wandert durch den Zug, aus dem „Ghettoblaster-Bike“ der Dortmunder Velokitchen tönt Musik. Zwischendurch radeln vereinzelt Ordner, die ebenfalls ein Auge auf die Sicherheit der Teilnehmenden haben.

Es geht darum, mit dem Rad schnell von A nach B zu kommen

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Mehr Gemütlichkeit beim Radfahren ist jedoch nicht das oberste Ziel der Gruppe: „Es ist notwendig, gerade die Hauptstraßen für den Radverkehr auszubauen, um schnell von A nach B zu kommen“, sagt Dominik Bald. Der Springorum-Radweg oder die Erzbahntrasse böten zwar gute Möglichkeiten zum Radeln – „Wenn wir allerdings erreichen wollen, dass mehr Menschen für den alltäglichen Verkehr auf das Rad umsteigen, reicht das bei weitem nicht aus.“ Dafür müssten alle in Kauf nehmen, dass die Anzahl der Autospuren zurückgeht, was ebenfalls im Sinne des Bündnisses ist: „Eine Energiewende reicht nicht aus, um das Klima zu schützen. Der Verkehr muss sich ebenfalls verändern.“ Das unterstützt Teilnehmerin Sabine Arndt zu hundert Prozent: Seitdem sie vor 20 Jahren nach Bochum gezogen ist, ärgert sie sich über die Verkehrssituation für Radfahrer. „Ich wünsche mir, dass wir endlich auf umweltfreundliche Bewegungsarten umsteigen und aufhören, das Auto zu priorisieren.“

Die nächste Demo kommt - und soll größer werden

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Nachdem die Gruppe mehrmals am Bahnhof vorbeigeradelt ist, ist nach der Abschlusskundgebung gegen 14 Uhr Ende der Demo. Wie bereits im Vorfeld von der Polizei erwartet, ist die Aktion friedlich verlaufen. Dominik Bald ist sehr zufrieden mit der ersten Fahrraddemo in Bochum nach fast 20-jähriger Pause: „Einige sind sogar spontan zu uns gestoßen, das war toll. Unser Ziel für die nächste Demo ist, dass doppelt so viele Personen teilnehmen.“ Wann genau die stattfinden wird, steht noch nicht fest – jetzt möchte das Bündnis erst einmal ins politische Gespräch kommen und die Zukunft des Radverkehrs mitgestalten.

Stichwort: Bündnis Radwende:

Das Bündnis setzt sich dafür ein, dass die Infrastruktur der Stadt mehr auf Fußgänger, öffentliche Verkehrsmittel und insbesondere Radfahrer ausgelegt wird.-Es besteht erst seit April 2019. Jeden ersten Mittwoch im Monat findet um 19 Uhr ein Treffen im Botopia, Griesenbruchstraße 9, statt.-Beim letzten Treffen haben die Organisatoren etwa 40 Teilnehmende gezählt, Tendenz steigend.