Bochum. Lange Wartezeit, wenig Service. Bochums Kfz-Zulassungsstelle steht in der Kritik. Zu Unrecht, wie Amtsleiter Stephan Heimrath findet.
Autos sind genau sein Ding. Und das seit 40 Jahren. In seiner Kfz-Werkstatt UN Carservice an der Seilfahrt in Hamme ist Uwe Nöfer mit seiner 13-köpfigen Mannschaft jeden Tag mit der Reparatur und Pflege von Fahrzeugen beschäftigt. Nur eines bereitet dem Kfz-Meister immer häufiger Bauchschmerzen: der Gang zum Straßenverkehrsamt. „Da herrschen chaotische Zustände“, so der 61-Jährige.
Etwa zehn Tage habe er jüngst bei der Online-Anmeldung auf einen Termin warten müssen. „Und als unser Azubi dann noch ein zweites Auto abmelden wollte, das später dazu kam und für das ich keinen Termin gemacht hatte, hieß es, das sei nicht mehr möglich. Dabei waren nur zwei oder drei Besucher in der Zulassungsstelle.“ Als er später mit dem Sachgebietsleiter gesprochen habe, hieß es, die Mitarbeiter hätten die Anweisung bekommen, solche „Zusatzleistungen“ nicht mehr zu erledigen. „Sieht so guter Bürgerservice aus?“, fragt sich Uwe Nöfer. Sein Eindruck: Seit Autos nicht mehr im Bürgerbüro an- und abgemeldet werden können, werde es schwieriger für die Kunden.
Durchschnittliche Wartezeit von 27 Minuten
Amtsleiter Stephan Heimrath weiß, dass manchmal eine Menge Geduld gefragt ist, wenn man etwas an der Bulksmühle in Hofstede, wo das Straßenverkehrsamt beheimatet ist, zu erledigen hat. Es könne vorkommen, dass Kunden 60 Minuten oder länger warten müssen, wenn sie ohne Termin vorsprechen. Oft gehe es aber schneller. „Die durchschnittliche Wartezeit von Januar bis März dieses Jahres betrug durchschnittlich nur 27 Minuten für Kunden, die ohne Termin gekommen sind“, sagt Katharina Müller vom Presseteam der Stadt. Wer online einen Termin vereinbare, müsse maximal zehn Tage warten.
Und das sei, so Amtsleiter Heimrath, im Vergleich mit anderen Revierstädten gar nicht schlecht. „In Bochum sind wir ganz gut aufgestellt.“ Zumal im hiesigen Straßenverkehrsamt, anders als in anderen Kommunen, niemand abgewiesen werde, der ohne Termine erscheine. Es gebe keine „Schließzeiten“. Auch wer fünf Minuten vor Dienstende erscheine, komme noch an die Reihe.
Erhöhte Wartezeiten bei den Kfz-Zulassung
Wegen einer Softwareumstellung kommt es in diesen Tagen im Fachbereich für Kfz-Zulassungen zu erhöhten Wartezeiten, so die Stadt. Daher werden Bürger gebeten, falls möglich einen Termin zu vereinbaren. So müssen zum Beispiel Anschriftenänderungen innerhalb Bochums nicht sofort angezeigt werden, dies ist auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich. Das gleiche gilt für Standortverlegungen eines Fahrzeuges ohne Halterwechsel und technische Änderungen, die keine sofortige Eintragung in die Zulassungsdokumente (ZB I +II) erfordern.
Auf der städtischen Homepage stehen die Reservierung von Kfz-Wunschkennzeichen sowie die Fahrzeugzulassung derzeit nicht zur Verfügung. Die Stadtverwaltung arbeitet an der Lösung des Problems. Terminwünsche und Rückfragen beantworten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des städtischen Service-Centers unter der Rufnummer 115.
165.000 Anliegen von Kunden werden jährlich in der Bulksmühle bearbeitet. „Und das sind nur die, die ohne Terminabsprache kommen“, sagt der Amtsleiter. Dazu kommen die Termine und die Bearbeitung der Händler- und Zulassungsdienste im Großkundenbereich. Neun Mitarbeiter seien allein dafür zuständig, 20 erledigen die Anträge von Privaten. In Spitzenzeiten werden täglich 500 bis 1000 Fälle bearbeitet. Das alles bei einer durchschnittlichen Krankenquote von zehn bis zwölf Prozent.
Es seien die Stoßzeiten, die das Geschäft erschweren. An Montagen, an Brückentagen und überhaupt wenn wegen Feiertagen die Woche kürzer ist als sonst, sei das Pensum besonders hoch. Jedes Jahr spürbar sei auch der Beginn der Cabrio- und Motorrad-Saison. Das lasse sich zum Teil kalkulieren. Allerdings nicht immer. Zumal die Kunden des Straßenverkehrsamts seltener als die in den Bürgerbüros die Möglichkeit wahrnehmen, online einen Termin zu vereinbaren. Wer das tue, müsse nicht mehr als fünf Minuten warten. Heimrath: „Viele, die ein neues Auto bekommen, wollen es gleich angemeldet haben.“
Online-Zulassung soll bald möglich sein
Das sorge bisweilen für besonders hohe Besucherzahlen. Und dann sei es auch schwieriger, vorab nicht vereinbarte Fälle zu bearbeiten. „Wenn unsere Mitarbeiter freie Kapazitäten haben, erfüllen sie gerne auch weitere Wünsche der Kunden zusätzlich zu den angemeldeten Dienstleistungen. Dies ist aber bei einer straffen Taktung – nur diese erlaubt es uns, möglichst viele Kundinnen und Kunden zu bedienen – nicht immer möglich.“ Heimrath wirbt daher dafür, sich am besten online einen Termin zu beschaffen.
Aber auch das wird bald wohl nicht mehr nötig sein. Denn die Zulassung von Kraftfahrzeugen soll künftig grundsätzlich online möglich sein. Das Bundesverkehrsministerium hat eine Verordnung auf den Weg gebracht, die auch das erstmalige Anmelden und das Ummelden von Fahrzeugen im Internet erlaubt.