Bochum. . Luise Berg-Ehlers nimmt Kinderbücher in den Blick. Erstaunlich, wie oft Hasen und Häschen darin vorkommen. Selbst wenn es Kaninchen sind.

Osterhäschen, komm’ ganz schnell... In diesen Tagen ist der puschelige Fellträger mal wieder stark gefragt. Kleine Leute – und Große nicht minder – haben die Langohren ins Herz geschlossen. Dass aber diese Zuneigung nicht auf Ostern beschränkt ist, weiß Luise Berg-Ehlers. In ihrem neuen Buch hat sie „Berühmte Kinderbuchautorinnen und ihre Helden“ (Elisabeth Sandmann Verlag, 24,95 Euro) unter die Lupe genommen. „Hasen und Häschen haben immer eine große Rolle gespielt“, sagt die Autorin.

In ihrem Buch macht sie das an dem 1902 erstmals erschienenen britischen Kinderbuch „Peter Rabbit“ (deutsch: „Peter Hase“) deutlich. „Die Autorin Beatrix Potter hat verschiedene Bücher geschrieben, in denen Tiere vorkommen, die klein sind und ein weiches Fell haben, so dass Kinder beim bloßen Anblick den Wunsch verspüren, sie zu streicheln und zu liebkosen“, weiß Berg-Ehlers. „Peter Rabbit“ zumal macht die Identifikation leicht: Er ist ein sympathisch-frecher Hase, und er ist mit Kindern auf „Augenhöhe“, wie Berg-Ehlers sagt: „Häschen sind Tiere, mit denen sich Kinder gern identifizieren, sie sind ebenfalls klein und wollen beschützt werden.“

„Die Häschenschule“ gilt als Klassiker

Mit Schnuckeligkeit ist also schon mal ein Anhaltspunkt für die anhaltende Faszination der Schlappohren gegeben. Zumal in der literarischen Welt. Buchtitel wie „Weißt Du eigentlich, wie lieb ich Dich hab’?“, „Der Hase mit der roten Nase“ oder „Neue Streiche von Hansi Hase“ sprechen Bände. Nicht fehlen darf „Die Häschenschule“, der Kinderbuch-Klassiker von Fritz Koch-Gotha (Zeichnung) und Albert Sixtus (Text), der 1924 aufgelegt wurde. Eine Epoche übrigens, in der das neue Schuljahr stets zu Ostern anfing.

Auf geht’s in die Häschenschule! Hans und Grete haben Pflanzenkunde und lernen, sich vor dem gefährlichen Fuchs in Acht zu nehmen. Der Lehrer bringt ihnen bei, was richtige Hasen wissen müssen – dazu gehört das Ostereieranmalen: „Seht, wie ihre Augen strahlen, wenn sie lernen Eier malen!/Jedes Häslein nimmt gewandt einen Pinsel in die Hand,/färbt die Eier, weiß und rund, mit den schönsten Farben bunt./Wer’s nicht kann, der darf auf Erden nie ein Osterhase werden.“

„Die Häschenschule“ ist eines der bekanntesten Bilderbücher, aber es war in der Pädagogik der 70er Jahre nicht unumstritten. Der Hasen-Lehrer ist nicht gerade zimperlich und kommt mit dem Rohrstock daher. Luise Berg-Ehlers, langjährige Leiterin der Graf-Engelbert-Schule, wirbt aber um Differenzierung: „Man kann das Buch nur im historischen Kontext verstehen. Damals wurden gute Pädagogen als zwar streng, aber auch als verständnisvoll wahrgenommen, so wie eben in der ,Häschenschule’ aufgezeigt“, sagt Berg-Ehlers.

Wenn der Hase ein Kaninchen ist

Dass es generell nicht immer hundertprozentig mit der biologischen Zuordnung der vermenschlichten Hauptdarsteller zugeht, ist ein anderes interessantes Phänomen. In vielen Kinderbüchern sind Hasen in Wahrheit Kaninchen, erkennbar an den kürzeren Ohren. So in „Peter Rabbit“ (englisch für Kaninchen), der auf den Zeichnungen des Buches auch wie eines aussieht, in der deutschen Übersetzung aber als „Peter Hase“ daherhoppelt. Auch die Bezüge zum Osterei liegen, siehe „Häschenschule“, naturgemäß auf der Hand. Lange Löffel haben offenbar viel sinnstiftendes Potenzial.

In diesem Sinne: fröhliches Eiersuchen! Selbst wenn der Osterhase, der sie brachte, in Wirklichkeit ein Kaninchen war. Niedlich sind schließlich beide.