Bochum. . Ein Förster sieht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Wölfe in Bochum auftauchen werden. Das sind die Regeln für eine Begegnung mit einem Wolf.

Vor ziemlich genau einem Jahr meldete sich eine Anwohnerin aus Stiepel und gab an, einen Wolf in der Nähe eines Wäldchens gesehen zu haben. Eine amtliche Bestätigung für diese Sichtung gibt es nicht. Möglich ist sie trotzdem. Es nur eine Frage der Zeit, bis sich der Wolf tatsächlich auch bei uns in Bochum blicken lässt.

Dessen ist sich jedenfalls Winfried Hardes, Förster und Wolfsberater vom Regionalforstamt Ruhrgebiet, sicher. „Wo sich der Wolf niederlässt, das hängt von drei Faktoren ab: Findet er einen Partner, gibt es genug Nahrung und gibt es einen geschützten Ort für die Aufzucht seiner Welpen.“

Ähnliche Arbeit wie die Spurensicherung

Der auch für Bochum zuständige Wolfsberater hat bereits ein gutes Dutzend Hinweise auf Wölfe in seinem Revier bekommen. Selbst gesehen in der freien Wildbahn hat er noch kein Tier. Seine Aufgabe ist es, eine Sichtung, etwa indirekt durch den Riss eines Schafes oder das Auffinden von Kot zu dokumentieren und abklären zu lassen.

Ein Autofahrer fotografierte diesen Wolf im Münsterland.    
Ein Autofahrer fotografierte diesen Wolf im Münsterland.     © LANUV

„Da arbeite ich ganz ähnlich wie die Spurensicherung bei der Kriminalpolizei. Sogar einen ganz ähnlichen Koffer habe ich“, sagt Hardes, der im ländlichen Dortmunder Nordosten lebt, mit einem Schmunzeln. Die Beweise, wie Fellhaare, Kot, Blut oder Speichelreste werden ins Senckenberg Forschungsinstitut geschickt. Ähnlich einem Täter hinterlässt auch der Wolf einen bestimmten genetischen Fingerabdruck.

Vier bis acht Wolfswelpen pro Wurf

Der Grund, warum sich Hardes so sicher ist, dass es schon recht bald ein oder mehrere Wolfsreviere ganz nahe bei uns geben könnte, ist der Reproduktionszyklus des Tieres. So wird die jetzt im Raum Wesel, dem als Wolfsgebiet Schermbeck ausgewiesenen Bereich, heimisch gewordene Wölfin bald Welpen bekommen.

„Ein Wurf kann zwischen vier und acht Jungtiere haben“, so Hardes. Nach etwas zwei Jahren werden die Jungwölfe verstoßen und müssen sich ein neues Revier suchen.

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Untersuchungen haben ergeben, dass ein Wolf zwischen 45 und 75 Kilometer am Tag zurücklegen kann. Wann und ob er sich in einem neuen Revier niederlässt oder ein umherstreifender Einzelgänger bleibt, hängt von den oben genannten drei Faktoren ab. Doch für Winfried Hardes ist diese Frage ohnehin zweitrangig. Nicht das Wo ist wichtig, sondern das Wie.

Kein Fall eines Angriffs gegen Menschen bekannt

„Wie gehen wir mit dem Tier um, das zuletzt vor mehr als 150 Jahren hier bei uns im Ruhrgebiet heimisch war?“, fragt er. Den letzten im Ruhrgebiet geschossenen Wolf kennt er genau. Die Forstbehörde hat ihn als ausgestopftes und gut erhaltenes Präparat in ihrer Sammlung.

Hardes, der nicht nur Wolfsberater, sondern vor allem Waldpädagoge ist, wird nicht müde, Kindern und Jugendlichen vom Wald und dem leben im Wald zu berichten. „Es ist schon erstaunlich, Kinder halte einen Fuchs für einen Wolf oder sogar ein Wildschwein.“

So lebt man mit Wölfen - Besuch in einer Auffangstation

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    Damit sie die Tiere besser kennen lernen, hat Hardes eine kleine präparierte Sammlung von Waldbewohnern dabei, in einem kleinen Anhänger lassen sie sich direkt an die Schulen mitnehmen. Marder, Rehkitz, Zicke oder Wildschwein. Die Tierpräparate erfüllen einen wichtigen Zweck, ermöglichen die Einordnung.

    „Es ist kein einziger Fall aus den letzten Jahren bekannt, dass ein Wolf bei uns einen Menschen angegriffen hätte. Wir gehören einfach nicht zu seinem Beuteschema. Deshalb ist es nicht Angst, die wir vor dem Wolf haben sollten, sondern Respekt.“

    Was bei Begegnung mit dem Wolf wichtig ist

    Aber was sollten wir genau tun, wenn wir plötzlich einen Wolf sehen, ihm womöglich auf einer recht kurzen Distanz gegenüber stehen. Der Wolfsberater und das Landesumweltamt haben einen ganzen Katalog zusammen gestellt.

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    Auch gibt es einen sogenannten „Wolfsmanagementplan für NRW“. „Es war wichtig, dass wir uns bereits vor Jahren damit beschäftigt haben, uns auf die Rückkehr des Wolfes vorzubereiten“, sagt Winfried Hardes.

    Das sind die Hauptregeln:

    Folgende Hauptregeln sind im Falle eines direkten Kontaktes zu beachten:

    • Nicht den Versuch unternehmen, sich dem Wolf zu nähern, ihn etwa anzufassen oder das Tier gar zu füttern
    • Nicht weglaufen, am besten an Ort und Stelle stehen bleiben und abwarten, bis der Wolf sich zurückzieht
    • Wenn man selbst den Abstand vergrößern will, langsam rückwärts gehen.
    • Man kann den Wolf auch vertreiben, indem man auf sich aufmerksam macht (laut ansprechen, in die Hände klatschen, mit den Armen winken)

    Eine Wolfsichtung sollte möglichst rasch an das zuständige Landesumweltamt (LANUV NRW) gemeldet werden: Werktags: Tel.: 02361/305-0 Außerhalb der Geschäftszeiten und am Wochenende: Tel.: 0201/ 71 44 88 (Bereitschaftszentrale) E-Mail: wolf_nrw@lanuv.nrw.de

    Ansprechbar für den Raum Bochum sind auch Wolfsberaterin Daniela Beisemann, 0157-57 97 94 29 oder Winfried Hardes, 0171/ 587 26 83.