Bochum. . Die Diakonie Gelsenkirchen hat das Luther-Krankenhaus Wattenscheid an das Katholische Klinikum Bochum übergeben. 579 Mitarbeiter sind betroffen.
Das Katholische Klinikum Bochum (KKB) hat das Tauziehen um die Übernahme des seit Jahren defizitären Martin-Luther-Krankenhauses (MLK) in Wattenscheid gewonnen. Seit Montag arbeitet die Klinik mit 269 Betten und 579 Mitarbeitern unter dem Dach des KKB. Am Dienstagmittag wurden die Mitarbeiter informiert.
Das KKB ergänzt mit der Übernahme des Hauses seine medizinischen Angebote für die Bürger in Bochum sinnvoll. So verfügt das Großklinikum nun über eine eigene Psychiatrie. In der Kardiologie des MLK soll zudem ein Schwerpunkt auf Schrittmacher-Implantationen und Katheter-Untersuchungen gelegt werden. Der moderne Hybrid-Operationssaal wird dazu weiterentwickelt.
Patienten sollen profitieren
Darüber hinaus beabsichtigt das KKB, die Endoprothetik in Wattenscheid auszubauen. Im Mittelpunkt stehen dabei Hüft- und Knieoperationen. Auswirkungen auf die Abteilung im St.-Elisabeth-Hospital soll es nicht geben. „Der Markt ist groß genug“, sagt Prof. Christoph Hanefeld.
Der medizinische Geschäftsführer des KKB wertet die Übernahme als „bedeutenden Schritt“ in der strategischen Weiterentwicklung des KKB: „Die berechtigten Erwartungen der Patienten auf hochwertige medizinische Leistungen wollen wir erfüllen und gleichzeitig die Erwartungen aus der Politik berücksichtigen, uns auf Schwerpunkte zu konzentrieren und moderne Strukturen vorzuhalten.“
Venenzentrum kommt nach Wattenscheid
Am neuen Standort des KKB in Wattenscheid soll daher als Schwerpunkt ein interdisziplinäres Gefäßzentrum entstehen. Dazu wird das in Gerthe angesiedelte Venenzentrum nach Wattenscheid verlagert.
Dieses Zentrum, getragen von der Universitätsklinik für Dermatologie und der gefäßchirurgischen Klinik des KKB, gehört mit rund 10.000 Patienten und 2000 Operationen zu den größten seiner Art in ganz Deutschland.
Das Gefäßzentrum wird mit der universitären Kardiologie des St.-Josef-Hospitals eng verzahnt. Am Standort Gerthe plant das KKB ein Schulzentrum für Pflegeberufe.
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Der Charakter des MLK als wichtiges medizinisches Zentrum und Notarztstandort soll erhalten werden. Gemeinsam mit den am Martin-Luther-Krankenhaus vorhandenen Praxen und der am Standort vorhandenen Radiologie soll ein wohnortnahes internistisches und chirurgisches Angebot bestehen bleiben, versichern die Vertragspartner.
Keine Auskünfte geben diese über die Modalitäten der Übernahme. Die Arbeitsplätze aber seien sicher. „Wir müssen doch froh sein, wenn gute Mitarbeiter zu uns kommen“, so Hanefeld. Die Arbeitsverträge der MLK-Beschäftigten sollen vorerst unberührt bleiben.
Synergieeffekte blieben aus
Bisherige Träger des Krankenhauses waren die Diakoniewerksverbund GmbH und das Diakoniewerk Gelsenkirchen und Wattenscheid. Seit der Übernahme 2016 war es den Verantwortlichen nicht gelungen, aus den roten Zahlen herauszukommen und das Krankenhaus wirtschaftlich erfolgreich zu führen. Die erhofften Synergieeffekte blieben aus. Jahresverluste von rund einer Million Euro waren das Ergebnis.
„Nach intensiven und konstruktiven Gesprächen sind wir sehr zufrieden, mit dem Katholischen Klinikum Bochum einen starken konfessionellen Träger gefunden zu haben“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende des Diakoniewerkverbundes, Superintendent Heiner Montanus.
300 Millionen Euro Umsatz
Das Katholische Klinikum Bochum hatte erst 2014 das katholische Marienhospital in Wattenscheid übernommen und diesen Standort zu einem Zentrum für Altersmedizin ausgebaut – mit 280 Betten zu eines der größten im Land NRW. Dazu wurde auch die Geriatrie des St.-Maria-Hilf-Krankenhauses in Gerthe nach Wattenscheid verlagert.
Die Voraussetzungen zur Zusammenarbeit waren seinerzeit aber ganz andere. Das Marienhospital war wirtschaftlich gesund. Dem KKB ging es 2014 in erster Linie darum, die Geriatrie ausbauen zu können.
Die jetzt erfolgte Übernahme des MLK hat neben medizinischen Aspekten insbesondere auch die Absicherung des Marktes zum Ziel. Am Bieterverfahren zum MLK hatten auch private Träger und das Marienhospital Herne teilgenommen.
Das Katholische Klinikum Bochum erzielte in seiner aktuellen Struktur 2018 mit rund 4300 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro. Schon heute ist das Klinikum einer der größten Arbeitgeber und Ausbilder der Region.
Noch in diesem Jahr könnte der nächste Zusammenschluss erfolgen. Die Gespräche zur Zusammenarbeit mit den evangelischen Augusta-Kliniken sind fortgeschritten. Die Entscheidung zur Gründung eines „Christlichen Krankenhauses Bochum“ liegt derzeit bei den Stiftungen beider Konfessionen.
Entstehen würde bei einem „Ja“ der Kirchen einer der größten Krankenhausverbünde im Ruhrgebiet – mit dann mehr als 7500 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund einer halben Milliarde Euro.