Bochum.. Acht Feuerwehrmänner haben am Mittwoch am und auf dem Bomin-Hochhaus Höhenrettung trainiert. Dort bewiesen sie ihre Nervenstärke.


„Oh, die Spidermänner kommen!“ Diese fröhliche Begrüßung einer Knappschafts-Mitarbeiterin hören acht Bochumer Feuerwehrmänner, als sie mit ihrer rund 20 Kilo schweren Ausrüstung auf den Haupteingang des Bomin-Hochhauses an der Königsallee zugehen. An diesem Mittwoch ist Training in 76 Metern Höhe angesagt.

Die Höhenretter üben das senkrechte Abseilen an einer Glas-Fassade.



Anstrengen müssen sich die sportlichen Männer weniger, denn rauf nehmen sie den Feuerwehr-Aufzug. 20 Etagen geht’s hoch. Dort oben befindet sich das am höchsten gelegene Dach Bochums; höher über dem Meerspiegel ragt nur die Spitze des Fernmeldeturms neben der Castroper Straße in den Himmel (138 Meter Gebäudehöhe). Stark müssen die Männer aber trotzdem sein, denn das Abseilen verlangt vollste Konzentration und Nervenstärke.

„Man hat Respekt vor der Höhe“

Langsam und vorsichtig tastet sich Höhenretter Tobias Kalb an der Fassade nach unten.
Langsam und vorsichtig tastet sich Höhenretter Tobias Kalb an der Fassade nach unten. © Unbekannt | FUNKE Foto Services

Tobias Kalb ist der erste, der rückwärts über die Kante des Flachdaches kriecht und sein Leben der Reißfestigkeit von zwei 120 Meter langen Kernmantelstatikseilen anvertraut. Ob ihm nicht etwas mulmig ist? „Mulmig nicht, aber man hat Respekt vor der Höhe“, sagt der 37-jährige Brandmeister zur WAZ. „Wenn im Ernstfall eine Person gerettet werden muss, dann vergisst man ganz schnell das Gefühl der Angst, weil man auf den Einsatz fokussiert ist.“

Nichts für Nervenschwache: an der Dachkante des Bomin-Hochhauses.
Nichts für Nervenschwache: an der Dachkante des Bomin-Hochhauses. © Unbekannt | FUNKE Foto Services
Nichts für Nervenschwache: an der Dachkante des Bomin-Hochhauses.
Nichts für Nervenschwache: an der Dachkante des Bomin-Hochhauses. © Unbekannt | FUNKE Foto Services

An seinem mächtigen Klettergurt hängen zahlreiche Sicherungswerkzeuge, wie sie auch Bergsteiger benutzen: Seilbremsen, Steigklemmen, Umlenkrollen. Und vor allem Karabiner satt. Auf dem Dach werden die Seile unter anderem an einem Stahlträger fixiert. Dann geht’s abwärts in die Tiefe! Passieren kann eigentlich nichts, außer man macht einen Fehler.









Lehrgang der Höhenretter dauert 14 Tage

Das Bomin-Hochhaus der Knappschaft an der Königsallee.
Das Bomin-Hochhaus der Knappschaft an der Königsallee. © Unbekannt | FUNKE Foto Services

Unterwegs an der Fassade ist Kalb mutterseelenallein – und doch hat er irgendwie Gesellschaft. Denn durch das Glas winken ihm die Büromitarbeiter der Knappschaft zu. Sie wussten, dass heute die „Spidermänner“ erscheinen.




Die Übung ist Teil eines 14-tägigen Lehrgangs mit dem Titel „Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen“. Darin werden solche Feuerwehrkräfte besonders geschult, die sich freiwillig für die Gruppe der Höhenretter gemeldet haben. Zurzeit sind es 30. Die Feuerwehr will das Team aber auf 36 aufstocken, wie Ausbilder Marco Lochthowe sagt. Denn regelmäßig müssen die Höhenretter blitzschnell zu riskanten Einsätzen ausrücken, die ganz besondere Fachkenntnisse erfordern: Zum Beispiel, wenn ein Kranführer in luftiger Höhe in Not gerät, wie unlängst in Bochum geschehen.

>>> Weitere Übungsorte der Höhenretter

Am Montag (1. April) hatten die Höhenretter am Bergbaumuseum trainiert. Dort seilten sie sich vom Förderturms ab. Am Donnerstag (4. April) üben sie an der Henrichshütte Hattingen das waagerechte Seilklettern.

Ausbilder Christoph Meier war als Bochumer Feuerwehrmann bereits in 301 Metern Höhe aktiv: auf der Spitze des Hochhauses der Commerzbank in Frankfurt am Main.