Bochum. . Die Spanierin Maricruz Sanchez del Arbol lebt seit über 40 Jahren in Bochum und hat hier eine zweite Heimat gefunden. Trotzdem hat sie Sehnsucht.

„Was willst du in Deutschland?“ Diese Frage bekam Maricruz Sanchez del Arbol häufig zu hören, als sie damals, 1978, nach Bochum zog. Und erst hat auch sie sich das gefragt: Im Winter war es düster, hat die ganze Zeit geregnet – fast drei Monate am Stück. „In den 1970er Jahren war Bochum hässlich“, erinnert sich die Spanierin, die aus Guadix bei Granada kam.

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Das erste Mal kam sie 1976 als junge Erwachsene hierher, um ihren Onkel zu besuchen. Zum Zeitvertreib war sie unterwegs in der Stadt, auch an der Uni. Und traf einen Mann, der sie zwei Jahre später dazu bewog, hierher zu ziehen. Von Spanien nach Deutschland. Von 350 Sonnen-Tagen im Jahr ins graue, vom Bergbau geprägte Ruhrgebiet. Den Mann, mit dem die 65-Jährige heute noch zusammen lebt und vier Kinder hat.

Andere Kultur kennen- und liebengelernt

Mittlerweile sagt die Sprachlehrerin, die an der Volkshochschule unterrichtet: „Ich habe eine andere Kultur kennen- und liebengelernt.“ Heute sei Bochum viel schöner, grüner – eine super Gegend.

Generell seien die Unterschiede zwischen Spanien und Deutschland sehr geschrumpft. „In Spanien sind wir schon früher viel ausgegangen, das gab es hier fast gar nicht“, erinnert sie sich an die 1980er Jahre. Und wenn überhaupt, dann vor allem in dunkle Kneipen.

In ihrem Heimatland seien Deutsche für Genauigkeit und Pünktlichkeit bekannt. Obwohl sich das geändert habe, findet Sanchez del Arbol. Die Menschen hier seien entspannter geworden, in Spanien hingegen sei Verbindlichkeit mittlerweile wichtiger.

„Die EU ist für mich wichtig“

Ihre Staatsbürgerschaft hat die Spanierin nie abgegeben. Das wäre am Anfang vielleicht nötig gewesen, bevor Spanien 1986 der Europäischen Union beitrat. Aber es ging auch so – mittlerweile problemlos. „Die EU ist für mich wichtig“, sagt sie.

Maricruz Sanchez del Arbol hat immer noch viel Kontakt zu ihrer Familie in Spanien, besucht sie regelmäßig, mindestens ein- bis zweimal pro Jahr. Und auch eine Rückkehr ist für sie nicht komplett ausgeschlossen. „Ich bin glücklich in Bochum, aber je älter ich werde, desto größer wird auch die Sehnsucht nach Spanien.“