Bochum.. Nicht ohne Ärger erfolgte 2014 die Gründung der Bochumer Seniorenbüros. Längst gelten sie als Erfolgsmodell. Am Donnerstag wurde gefeiert.


Für Sozialdezernentin Britta Anger sind sie „ein Erfolgsmodell“. Für Gudrun Goldschmidt, Vorsitzende des Seniorenbeirats, sind sie „nicht mehr wegzudenken“.

Und für Diakonie-Geschäftsführer Jens Fritsch sind sie ein wegweisendes Beispiel für das Zusammenwirken von Stadt, Wohlfahrtspflege und Ehrenamt: Vollmundig war das Lob für die Bochumer Seniorenbüros, deren fünfjähriges Bestehen am Donnerstag mit einem Festakt im Kunstmuseum gefeiert wurde.

Kritik ist längst verstummt

Mehr als 100.000 der 370.000 Bochumer sind älter als 60 Jahre. Vor allem für sie, aber auch schon für Bürger ab 55 Jahren wurden 2014 die Seniorenbüros eingerichtet: jeweils eines pro Bezirk, in Mitte, Nord, Ost, Süd, Südwest und Wattenscheid. Nicht ohne Ärger und Sorgen sei das damals abgegangen, erinnerte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) während der Feierstunde. Schließlich mussten viele ältere Mitbürger auf liebgewonnene, meist nah gelegene Begegnungsstätten und Altentreffs verzichten. Vom Sparen auf Kosten der Alten war die Rede.

Die Kritik ist längst verstummt. „Es war eine gute Entscheidung“, bekräftigt Gudrun Goldschmidt vom Seniorenbeirat, dem politischen Ü-60-Sprachrohr. Jedes Büro erreiche heute 350 bis 400 Bürger, heißt es auf WAZ-Anfrage. Nicht nur die „Oldies“, sondern oft auch deren Angehörige, Freunde, Nachbarn. Tendenz: steigend.

Kooperation hat sich bewährt

Bewährt hat sich die Kooperation zwischen der Stadt und den beteiligten Wohlfahrtsverbänden. Neun städtische Mitarbeiter und elf Kolleginnen und Kollegen von der Awo, Diakonie und Caritas, IFAK, dem Roten Kreuz und den Psychosozialen Hilfen stemmen gemeinsam die Arbeit vor Ort. Neutrale Beratung zu Pflege, Versorgung und Wohnen gehört ebenso dazu wie vielfältige Aktivitäten, die in den letzten zwei, drei Jahren massiv ausgebaut wurden: unter anderem Stadtteilspaziergänge, Repair-Cafés, Smartphone-Kurse, Bewegungsangebote, Vorlese-Patenschaften und Besuchsdienste.

Die Aufbauarbeit war erfolgreich. Aufgaben gibt es für die Seniorenbüros aber noch reichlich. Mehr hochbetagte Bewohner in den Quartieren wolle man ansprechen, hieß es beim Festakt. Ebenso wie ältere Mitbürger mit Migrationshintergrund.

Derweil hat das Modell der zentralen Kontakt- und Anlaufstellen in Bochum schon weitere Früchte getragen. Die Flüchtlingsbüros, die Ehrenamtsagentur und jüngst das Familienbüro im Rathaus folgen dem Beispiel der Seniorenbüros.