Dahlhausen. . Vor 70 Jahren wurde der umtriebige Dahlhauser Karnevalsverein aus einer Laienspielschar heraus gegründet. Heute steht die Gruppe prima da.

Wer das digitale Fotoarchiv unserer Zeitung nach dem Begriff „Ruhrlandbühne“ durchstöbert, bekommt fast 700 Treffer – und da sind die unzähligen Papierfotos noch gar nicht mit einberechnet. Kein Zweifel: Die Ruhrlandbühne hat das kulturelle und gesellschaftliche Leben im Bochumer Südwesten geprägt wie kaum ein anderer Verein neben ihr.

Jetzt hat die Dahlhauser Truppe doppelten Grund zu Freude, denn gleich zwei runde Geburtstage werden gefeiert. Die Ruhrlandbühne wird 70, der vereinseigene Fanfarenzug besteht seit 60 Jahren. „In heutiger Zeit ist das schon etwas Besonderes, worauf wir mit Stolz zurückblicken“, sagt der Präsident Werner Kiso. So soll die gesamte Karnevalssession in diesem Jahr unter dem Eindruck dieser beiden Geburtstage stehen.

Der erste Vorsitzende Roland Bertram, Präsident Werner Kiso und Geschäftsführer Dirk Schmieder (von links) sind stolz auf ihren Verein.
Der erste Vorsitzende Roland Bertram, Präsident Werner Kiso und Geschäftsführer Dirk Schmieder (von links) sind stolz auf ihren Verein. © Joachim Hänisch

Ursprünge liegen im Schauspiel

Wie der Karneval anno 1949 eigentlich nach Dahlhausen kam: Diese Geschichte erzählen Kiso und der Geschäftsführer Dirk Schmieder immer wieder gern. Denn die Ursprünge liegen weniger in der Fastnacht, sondern mehr im Schauspiel. „Aus der Gemeinde St. Michael gründete sich damals eine Laienspielgruppe, die erfolgreich Märchen und Volksstücke aufführte“, sagt Schmieder.

Zunächst im Saal Bielke, später bei Wibbecke, mischte die Gruppe auch bei den Karnevalssitzungen der DJK Adler Dahlhausen mit. „Die Sehnsucht nach Frohsinn muss nach dem Krieg groß gewesen sein“, meint Kiso. Ab 1955 nannte man sich Ruhrlandbühne, vier Jahre später kamen der Fanfarenzug unter Leitung von Schmieders Vater Werner und das erste Ruhrlandballett hinzu.

Ein prominenter Gast schaute bei der Ruhrlandbühne vorbei: Ilse Werner (Mitte) bei einem Auftritt in den 70er Jahren auf Haus Kemnade.
Ein prominenter Gast schaute bei der Ruhrlandbühne vorbei: Ilse Werner (Mitte) bei einem Auftritt in den 70er Jahren auf Haus Kemnade. © Ruhrlandbühne

Quer durch die Stadtteile

Ihre erste eigene Karnevalsveranstaltung stellten sie 1960 unter ihrem Ur-Präsidenten Heinz Köhler im Saalbau Nehring auf die Beine. Es folgten jährliche Veranstaltungen, die die Karnevalisten durch Gaststätten und Säle quer durch die Stadtteile führte. „Ob in der Gaststätte Linden-Eck, im Schulzentrum Südwest oder im Matthias-Claudius-Haus: Wir sind ordentlich herumgekommen“, meint Schmieder. 1999 bekam die Ruhrlandbühne ihr erstes eigenes Vereinsheim am Bahnhof Dahlhausen, das man „Narrenstübchen“ nannte. Seit 2015 wird im neuen Vereinsheim an der Ruhrmühle 22 gefeiert. „Hier fühlen wir uns sehr wohl“, meint der erste Vorsitzende Roland Bertram.

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Mitgliederzahl bleibt konstant

Mit konstanten rund 130 Mitgliedern ist der Verein heute gut aufgestellt. Die Kindertanzgruppen blühen ebenso wie die Tanzgarde, der Fanfarenzug und das Männerballett. „Klar muss man viel rödeln, aber der Nachwuchs geht uns toi-toi-toi nicht verloren“, sagt Kiso. Von der Lindener Meile bis zu Dahl’sen Total: Bei nahezu sämtlichen größeren Festen in den Stadtteilen ist die Ruhrlandbühne in großer Stärke vertreten.

Um auch die jüngere Generation stärker für den Karneval zu interessieren, gibt es in diesem Jahr eine Neuerung. Die Weiberfastnacht wird mit verändertem Konzept zur Schlagerparty. „Viele Jüngere haben auf Büttenreden keine große Lust mehr“, sagt Dirk Schmieder. „Aber ganz ohne geht es dann natürlich nicht.“