Bochum. . Bochums Bäder-Chef Schmitt wirbt in der Politik für den Bau eines großen sportgerechten Freizeitbades. 40 Millionen Euro soll es kosten.
Schwimmhalle, Freibad, Sprungturm, Whirlpool, Saunalandschaft, Riesenrutsche, Kinderspielplatz – Bochums Chef der neuen Bädergesellschaft Wasserwelten, Berthold Schmitt, weiß, was er will. Das „sportgerechte Freizeitbad“, das er Ende des Jahres im Ältestenrat den Vertretern der Ratsfraktionen und Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) vorstellte, sei ein wichtiger Baustein, um langfristig die Millionenverluste der Gesellschaft zu minimieren, heißt es.
Stadt schießt jährlich sieben Millionen Euro zu
Die Stadt subventioniert ihre Bäder derzeit über die Stadtwerke mit rund sieben Millionen Euro pro Jahr. Hinzu kommt, dass die Anlagen nicht auf dem neuesten Stand sind. Das gilt sowohl für die Technik als auch für das Angebot an Wasserflächen und Rutschen.
Berthold Schmitt nimmt den Beschluss zum Neubau eines Hallen-Freibades im Höntroper Südpark zum Anlass, seine Idee vom großen Wurf für die Bochumer Bäderlandschaft zu präsentieren. Im Ältestenrat stellte er klar, dass der in Wattenscheid für 16 oder 20 Millionen Euro geplante Neubau nichts an den Verlusten ändern werde.
Geplant für 450.000 Besucher
„Wir brauchen ein großes sportgerechtes Freizeitbad, das sowohl von Vereinen und Schulen genutzt werden kann, aber auch für Familien, Jugendliche und Senioren attraktiv ist“, sagte Schmitt der WAZ. Dazu gehörten ein großer Außenbereich mit mehreren Becken und Rutschen ebenso wie eine moderne Saunalandschaft.
„Wir benötigen aber auch eine Schwimmhalle mit einem Durchschwimmkanal in ein Vier-Jahreszeiten-Becken, um wetterunabhängig zu werden.“ Die Kosten für ein solches Bad, das 450.000 Besucher pro Jahr anziehen soll, schätzt Schmitt auf mindestens 40 Millionen Euro.
Geprüft werden müsse aber, ob der Standort Südpark für ein so großes Spaßbad überhaupt geeignet ist. Können ausreichend Stellplätze bereitgestellt werden? Wie kann die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr verbessert werden? Welche Belastungen kommen auf die Anlieger zu? „Der Standort Höntrop ist sicher nicht ganz optimal“, sagt Schmitt, „aber wir planen nach wie vor mit ihm.“
Kemnade bringt sich als Alternative ins Gespräch
Den optimalen Standort schon gefunden hat Jürgen Hecht, Geschäftsführer der Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr. Im Beteiligungsausschuss der Stadt warb er erst kürzlich für ein Großbad am Kemnader See, das mit den Wasserwelten Bochum auf den Weg gebracht werden könne.
„Wir stehen uns mit den Bädern in der Region doch jetzt schon auf den Füßen“, sagte Hecht in einem Gespräch mit der WAZ. Wenn Bochum ein neues, großes Bad plane, dann sei es doch viel besser „an der Kemnade ein Leuchtturmprojekt für die Region“ zu bauen. Mit dem Regionalverband als Partner könne die Stadt zudem Kosten beim Bau und später auch beim Betrieb sparen.
Fraktionen beraten die Pläne noch
„Zwei Kranke werden nicht gesund, wenn sie sich zusammen- tun“, sagt Hans Hennecke (CDU). Kooperationen im Ruhrgebiet seien zwar vonnöten, „wir müssen aber erst einmal prüfen, ob wir ein solches Spaßbad überhaupt brauchen.“
In dem Status „Meinungsbildung“ befindet sich die SPD-Fraktion. „Durch Beschlüsse sind diese Ideen nicht gedeckt“, so Vorsitzender Peter Reinirkens. „Die Infrastruktur für ein solches Superbad mit allem Drum und Dran ist in Höntrop bislang nicht gegeben.“
„Wir fordern erst einmal genau das, was beschlossen ist: ein neues Bad in Höntrop“, sagt indes Karl-Heinz Sekowsky, Sprecher der Wattenscheider UWG. „Wir brauchen kein Luxusbad, sondern das, was wir hatten.“
FDP/Stadtgestalter haben Standortidee
Die Fraktion FDP/Stadtgestalter gibt sich offen für den großen Wurf. Schon 2015 habe man ein zentrales Bad gefordert, so Volker Steude. „Ein solches Bad muss aber gut erreichbar sein.“ Für Höntrop gelte das nicht. Steude: „Die städtische Fläche an der Schmechtingwiese könnte aber eine Überlegung wert sein.“