Bochum. . Die Beschwerden über rüpelhafte Radfahrer häufen sich in Bochum, das sagen die Grünen. „Radfahrer meinen, sie haben überall Vorfahrt“, heißt es.

Stress und Gefahr im Straßenverkehr, daran sind eigentlich fast immer Autos beteiligt. Nun häufen sich Meldungen über Radfahrer, die sich gegenüber Fußgängern rücksichtslos verhalten. Sagen die Grünen im Rat. Die Rede ist von Hinweisen auf rüpelhafte Radfahrer in Parks, auf dem Tippelsberg oder in Fußgängerzonen.

Die Wahrnehmung der Stadtverwaltung ist eine andere. „Die Vorbehalte gegenüber Radfahrenden spiegeln sich nicht in objektiven Unfallzahlen wider“, so der Mobilitätsbeauftragte Matthias Olschowy in einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen.

24 Unfälle in knapp zwei Jahren

Zwischen Januar 2017 und Oktober 2018 seien zwar 24 Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern und Fußgängern bekannt geworden, bei denen es fünfmal zu schweren und in 19 Fällen zu leichteren Verletzungen gekommen ist. Aber elfmal seien Fußgänger, nur neunmal Radfahrer als Unfallverursacher erkannt worden.

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Die Wahrnehmung einiger WAZ-Leser ist eine andere. „Radfahrer meinen, sie haben überall Vorfahrt, egal ob Radweg, Bürgersteig oder Straße. Verkehrsregeln kennen sie nicht“, beklagt Marc Vogt in einem Facebook-Kommentar. Celina Chérie schreibt: „Ich bin des öfteren von Radfahrern, die über den Bürgersteig brettern, fast umgefahren worden.“

Radverkehr nimmt zu

Auch aus Sicht des Interessenverbandes von Fußgängern (FUSS) gibt es Konflikte. Viele Radfahrer verhalten sich, so Fuss-Sprecher Martin Stimpel, zwar korrekt. Dennoch nehme das Problem zu, „weil es immer mehr Radfahrer gibt. Und die Unanständigen unter ihnen haben die Haltung, wir dürfen überall fahren, überall überholen, und jeder hat gefälligst aus dem Weg zu gehen.“

Nicht immer gebe es Unfälle, es gehe aber zu Lasten von schwächeren Verkehrsteilnehmern wie Älteren, die sich nicht mehr sicher fühlten. „Es geht um Stress, Belästigung und Angst.“

Infrastruktur passt nicht

„Auch Fußgänger müssen sich richtig verhalten und nicht zu Dritt nebeneinander auf dem Radweg gehen“, kontert Gerlinde Ginzel. Aber auch die Kreisvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) verhehlt nicht das Fehlverhalten mancher Radfahrer. „E-Biker sind auf dem Radweg mit mehr als 25 Stundenkilometern unterwegs, Radfahrer fahren auf dem Radweg entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung.“

Oft sei Unkenntnis über die Verkehrsregeln im Spiel. „Konflikte gibt es aber vor allem wegen des angewöhnten Verhaltens vieler Radfahrer. Nach der alten Verkehrsplanung bewegen sie sich mit Fußgängern auf einem Mischweg. Das hat sich zwar an ganz vielen Stellen geändert. Aber viele Radfahrer fühlen sich auf der Straße nicht sicher genug.“

Verkehrsraum anders verteilen

Der Grund liegt aus Sicht von Facebook-Nutzer Ted Chelling auf der Hand: „Wenn es endlich mal sichere und flächendeckende Infrastruktur geben würde für Radfahrer, dann gäbe es keine Konflikte“.

So sieht es auch der Fußgänger-Interessenverband: „Nach unseren Berechnungen beanspruchen Autofahrer im Verkehr 100 Quadratmeter, Radfahrer zehn Quadratmeter und Fußgänger einen Quadratmeter“, so Sprecher Stimpel. „Der Platz muss einfach anders verteilt werden.“