Bochum. Die Gewerkschaft in Bochum, Herne und Dortmund ist wieder gewachsen. Nach der Fusion 2020 soll der neue Bezirk „Ruhrgebiet-Mitte“ heißen.

Der geplante Zusammenschluss der IG Metall Bochum/Herne mit Dortmund läuft laut der Industriegewerkschaft gut. Nach der Fusion im Jahr 2020 soll der neue Bezirk dann für gut 41.000 Mitglieder zuständig sein. „Damit werden wir die zweitgrößte Geschäftsstelle in NRW, und da sind wir stolz drauf“, sagt Bochums Erste Bevollmächtigte Eva Kerkemeier, die maßgeblich daran beteiligt ist, die beiden IG-Metall-Bezirke zu verschmelzen. Diese Organisationseinheit soll IG Metall Ruhrgebiet-Mitte heißen, denn „wir haben den geografischen Mittelpunkt“ des Reviers: Herne.

Die Zukunft gestalten

Das neue Jahr werde man nutzen, diesen Prozess weiter vorzubereiten, doch wichtige Weichen sind längst gestellt. So gehören etwa Ulrike Hölter und Volker Strehl als erfahrene Funktionäre inzwischen beiden Vorständen an und wollen in der neuen Organisationseinheit weiter Verantwortung übernehmen, während Kerkemeier dann in den Ruhestand geht. Das mindert aber nicht ihren Einsatz: „Die Zukunft zu gestalten, macht richtig Spaß.“

Betriebsschließungen und Mitgliederschwund

Forderungen für 72.000 Stahlarbeiter in NRW

Zum Auftakt der Stahl-Tarifverhandlungen verweist die IG Metall auf einen anhaltenden Aufschwung in der Branche.

Für die 72.000 Stahlarbeiter in NRW fordert die Gewerkschaft für unter anderem sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, 1800 Euro zusätzliches Urlaubsgeld mit Freizeitoption, eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung, 600 Euro mehr Urlaubsgeld für Azubis (ohne Freizeit-Option).

Neben den Vorbereitungen zur Fusion wollen die Gewerkschafter natürlich andere wichtige Projekte nicht vernachlässigen. So lief am Donnerstag in Düsseldorf die erste Tarifrunde der Stahlindustrie, bei der die IG Metall unter anderem sechs Prozent mehr Lohn fordert.

Erholt hat sich der Bezirk Bochum/Herne von Betriebsschließungen und Mitgliederschwund der vergangen Jahre zwar nicht – besonders das Ende des Opel-Werks und zuvor die Schließung von Nokia hat die IG Metall hart getroffen. Doch „im Ruhrgebiet ist die Mitgliederentwicklung positiver als in den Vorjahren“, so Ulrike Hölter. So habe es in Bochum und Herne im vergangenen Jahr 400 Neumitglieder gegeben und in Dortmund 500, insbesondere in der Metall- und Elektrobranche.

Option auf freie Tage

Verantwortlich machen die drei IGM-Funktionäre dafür den Tarifabschluss 2018. Darin ist festgeschrieben, dass Beschäftigte zwischen höherem Urlaubsgeld und freien Tagen wählen dürfen, so sie denn Schichtarbeiter sind, Kinder betreuen oder Angehörige pflegen. In Bochum und Herne haben sich laut IGM bereits 140 Menschen für die zweite Alternative entschieden und über 1000 in Dortmund. „Der Leistungsdruck steigt immer, die Leute wollen einfach mal durchatmen“, erläutert Ulrike Hölter das Interesse an dieser Regelung, ergänzt allerdings, dass die Gewerkschaft noch mit Betrieben verhandelt, die einen Haustarif haben.

Rückenwind aus der Elektrobranche

Zudem seien die meisten Betriebe in der Branche nicht tarifgebunden und hätten diese Wahlmöglichkeit nicht. Dennoch findet Eva Kerkemeier: „Unsere Kampagne zur Arbeitszeit hat richtig viel bewirkt, das ist das Thema der Menschen.“ Arbeitnehmer würden entscheiden wollen, wie und wann sie arbeiten.

Diesen Rückenwind aus der Elektrobranche will die IG Metall nun für die aktuellen Tarifverhandlungen nutzen und für die Stahlarbeiter neben dem Lohnplus auch 1800 Euro Urlaubsgeld erstreiten sowie die Option, dafür acht bis zehn freie Tage pro Jahr zu bekommen. Gelten soll dies jedoch möglichst nicht nur für Schichtarbeiter, sondern für alle Arbeitnehmer.

Sollten sich die Arbeitgeber unnachgiebig zeigen, verweist Volker Strehl darauf, dass nach dem 31. Januar die Friedenspflicht endet, und „wir würden nicht vor eine Streik zurückschrecken“.