Bochum. . „Die Philosophie im Boudoir“ nach Marquis de Sade ist nun um eine halbe Stunde straffer. Der Chefdramaturg spricht von „begeistertem Feedback“.

Schon lange hat keine Aufführung das Publikum im Schauspielhaus mehr so in Atem gehalten wie „Die Philosophie im Boudoir“ des Marquis de Sade. Von Jubel bis zu blankem Entsetzen: Die Bandbreite der Reaktionen könnte kaum größer sein.

Die einen sehen in Herbert Fritschs Adaption des De-Sade-Textes großartige Kunst über die Macht der Fantasie, die anderen wenden sich angesichts der derben Schilderungen über sexuelle Praktiken an einer Klosterschülerin, die De Sade 1795 veröffentlichte, angewidert und verärgert ab.

„Begeistertes Feedback“ im Gespräch mit Zuschauern

Am Schauspielhaus beobachtet man die Reaktionen des Publikums genau. „Einige Zuschauer verließen die ersten beiden Vorstellungen, bei der dritten Aufführung am vergangenen Donnerstag waren es nur noch eine Handvoll“, sagt Chefdramaturg Vasco Boenisch.

Chefdramaturg Vasco Boenisch
Chefdramaturg Vasco Boenisch © Dietmar Wäsche

Wenn es dabei bleiben sollte, dass immer mal jemand vorzeitig geht: „Das ist zwar nicht schön für die Schauspieler auf der Bühne und für den Rest des Publikums, der sich konzentrieren will, aber natürlich ist es ein gutes Recht“, sagt Boenisch. „Und wir als Theater stehen zu dieser Aufführung.“

Zudem erhalte das Theater auch „begeistertes Feedback“ von einigen Zuschauern: „Während wir nach den Vorstellungen im Foyer Spenden für Geflüchteten-Initiativen sammeln, da kommt man direkt miteinander ins Gespräch.“

Ablauf des Stückes wurde gekürzt

Dass die Aufführung mit weit über zwei Stunden allerdings zu lang ist, scheint das Schauspielhaus eingesehen zu haben.

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„Wir haben nach der Premiere an der Inszenierung noch weiter gearbeitet“, sagt Vasco Boenisch. „Wir haben den Ablauf gekürzt und einige Szenen fokussiert, was dazu führt, dass wir nun bei einer Spieldauer von 1:45 bis 1:50 Stunden sind.“ Die „überarbeitete Version“ sei zum ersten Mal am vergangenen Donnerstag gespielt worden: „Wahrscheinlich war auch deshalb deutlich mehr Konzentration im Saal“, schätzt Boenisch.

Die nächsten Aufführungen steigen zu Silvester (31.) um 16 und 20 Uhr, sowie am 4. und 5. Januar. Regisseur Herbert Fritsch ist bei einem Publikumsgespräch nach der Vorstellung am Samstag (12.) dabei.