Bochum. . Tattoo-Entfernung sind künftig Ärzten vorbehalten. Davon profitiert das Laserzentrum in Bochum. Viele Studios stehen vor Umsatzverlusten.

Arschgeweih, Anker oder der Name der oder des Verflossenen: Jeder zehnte Tattoo-Träger ist mit Motiven auf der Haut nicht mehr glücklich. Für das Tilgen der Zeichen und Buchstaben braucht es künftig einen Mediziner: Laseranwendungen zur Entfernung von Tätowierungen dürfen nur noch von Ärzten vorgenommen werden. Davon profitiert unter anderem das Laserzentrum des Katholischen Klinikums. Örtliche Tattoo-Studios befürchten Einnahmeausfälle.

„Schlimm, was wir hier mitunter zu sehen bekommen“: Dr. Klaus Hoffmann, Ärztlicher Leiter des Laserzentrums im St.-Josef-Hospital, behandelt mit seinem Team täglich rund 20 Frauen und Männer, die ihre Tattoos loswerden wollen. Viele hätten zuvor in Studios Wunden und vernarbte Verbrennungen davongetragen. Bisher dürfe jeder Laie die Laser-Behandlung vornehmen. „Die Geräte kosten ab 10.000 Euro“, berichtet die „Ärztezeitung“. Erschreckend sei häufig das Ergebnis, sagt Hoffmann. „Wir sind immer öfter der Reparaturbetrieb für verpfuschte Arbeiten.“

Das soll sich ändern. Grundlegend. 2019 tritt eine neue Strahlenschutzverordnung in Kraft, die „für die deutsche Schönheitsmedizin einen Einschnitt darstellt“, so Kliniksprecher Jürgen Frech. Danach dürfen Laser, Blitzlampen und fast alle anderen Geräte mit elektromagnetischer Strahlung in Zukunft ausschließlich von Ärzten eingesetzt werden. Das betrifft Enthaarungen mit schätzungsweise 100.000 Kunden jährlich allein im Ruhrgebiet ebenso wie Faltenglättung, Fettverbrennung – und die Tattoo-Entfernung mit jährlich rund 20.000 Kunden im Revier.

Auf Zulassungen achten

Zwar räumte die Politik für die Neuregelung eine Übergangsfrist bis Ende 2020 ein. Für das Laserzentrum in der St.-Josef-Hautklinik, das in dieser Woche sein 20-jähriges Bestehen feierte, ist sie gleichwohl eine Art Geburtstagsgeschenk. Es gilt mit jährlich 15.000 Patienten, drei Ärzten, 15 Mitarbeitern und modernsten Apparaten als eines der größten und bestausgestatteten Zentren seiner Art in Europa. Von der Verordnung werde man „deutlich profitieren“, glaubt Hoffmann. Für die Patienten biete die ärztliche Expertise mehr Sicherheit als ein Studio. Der Facharzt: „Solche hochkomplexen Geräte, die hohe Anforderungen an den Anwender stellen, gehören nicht in Laien-Hand. Deshalb ist die Verordnung so wertvoll.“

Bis das neue Recht in zwei Jahren endgültig greift, rät Klaus Hoffmann, im Tattoo-Studio auf Geräte mit der europäischen CE-Zulassung und einer amerikanischen FDA-Zulassung zu achten: „Deren Anforderungen sind noch härter.“

>> Studio-Chef kritisiert „Monopol für Ärzte“

  • Über 50 Tattoo-Studios gibt es in Bochum – die meisten bieten Tattoo-Entfernungen an. So auch Horst Bartosiewicz, Chef von „Rock a Hula Tattoo“ an der Herner Straße. Wie viele seiner Kollegen befürchtet er deutliche Einnahmeverluste, wenn die Tattoo-Entfernung „zum Monopol für Ärzte“ wird. Dabei lieferten seriöse Studios „die gleiche Qualität ab. Immerhin haben wir Zertifikate und hochwertige Geräte“.
  • Tattoo-Entfernungen machen bei ihm rund 20 Prozent des Umsatzes aus. „Meist folgen danach aber noch Cover-Tattoos.“