Bochum. Immer mehr Tattoo-Träger lassen ihre Tätowierungen entfernen oder überstechen. Darüber und mehr wurde bei einer Fachtagung in Bochum diskutiert.
- Jeder zehnte Deutsche über 16 Jahren trägt ein, meist auch mehrere Tattoos auf dem Körper
- Doch zugleich steigt die Zahl der Menschen, die ihre Täowierungen wieder los werden wollen
- Dies und mehr war am Wochenende Thema einer Fachtagung im St.-Josef-Hospital Bochum
Tattoos sind im Trend. Jeder zehnte Deutsche über 16 Jahren erfreut sich einer, meist auch mehrerer Tätowierungen auf seinem Körper. Doch wiederum jeder zehnte Träger fühlt sich nicht mehr wohl in seiner Haut und möchte sein Tattoo entfernen lassen. Eine der bundesweit ersten Adressen dafür ist das St.-Josef-Hospital, wo bei einer Fachtagung am Samstag über „Die Zukunft der Tätowierung“ diskutiert wurde: die Professionalisierung einer Branche, in der es bei aller meisterhaft-bunten Vielfalt noch etliche schwarze Schafe gibt.
Bis zu 50 Tattoo-Patienten täglich im Laserzentrum
Bis zu 50 Tattoo-Patienten sind es täglich, die sich in der Bochumer Uni-Klinik einer Behandlung unterziehen. Eine halbe Million Euro teuer sind die beiden hochmodernen Laser, die das Hautgewebe schonen und doch auch dort helfen, wo andere Apparaturen an ihre Grenzen stoßen. „Die Pigmente werden regelrecht zersprengt“, sagt Dr. Klaus Hoffmann, Leitender Arzt der Abteilung für kosmetisch-operative Medizin und kosmetische Dermatologie am St.-Josef-Hospital. Der Laser beseitigt die unerwünschten Motive und Sprüche. Komplett. Oder in Teilen, um Platz für so genannte Cover-Ups zu schaffen: das Übermalen alter Zeichnungen und Jugendsünden.
Die hohe Zahl der Laser-Patienten dokumentiert: Bei Tattoos liegt noch immer vieles im Argen. Entweder sind es die Kunden, die sich die Motive allzu sorg- und gedankenlos stechen lassen (Klassiker: der Name des Partners, der alsbald der Ex-Partner ist). Oder es sind die Tätowierer, die unzureichende, mitunter gesundheitsgefährdende Arbeit abliefern. Und davon, so wurde bei der Fachtagung mit 300 Experten deutlich, gibt es in Deutschland leider nach wie vor eine ganze Reihe. Kein Wunder bei allein 1200 (!) Anbietern in Berlin.
Tattoo-Star rät: Nicht nur auf den Preis achten
„Dabei ist ein Tattoo die einzige Investition im Leben, die man mit ins Grab nimmt“, sagt Randy Engelhard aus Zwickau, mit Andy Engel aus Bayern einer der Stars der Szene, die zur Fachtagung angereist waren. Wenn es gesetzlich möglich wäre, würde er die Altersgrenze für Tattoo-Kunden auf über 18 anheben: „Unfassbar, mit welchen Arbeiten junge Leute zu mir kommen.“ Sein dringender Rat: „Nicht nur auf den Preis achten. Und auch monatelange Wartezeiten in Kauf nehmen, dafür aber die Gewissheit haben, ein professionelles Ergebnis zu bekommen.“
Dem kann Klaus Hoffmann nur beipflichten. „Der größte Fehler bei Tattoo-Neulingen ist es, nicht genug über das Motiv und das Studio nachzudenken“, weiß der Facharzt aus täglicher Erfahrung. Die Folgen gehen nicht nur unter die Haut, sondern auch ins Geld: „Die Entfernung eines Tattoos ist in der Regel doppelt so teuer wie das Stechen.“ Hoffmanns Empfehlung: Ein Studio wählen, das Mitglied in einem der beiden großen Berufsverbände BVT (Bundesverband Tattoo) und DOT (Deutsche Organisierte Tätowierer) ist. Dort seien einheitliche Qualitäts- und Hygienestandards gewährleistet.
>> Woran man in einem Studio achten sollte
Bei der Fachtagung war auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vertreten. Es hat das Portal www.safer-tattoo.de entwickelt, das gerade für Tattoo-Anfänger wichtige Tipps bereit hält, u.a. zur Auswahl des Studios. Worauf man achten sollte:
- Kann das Tattoo-Studio einen Gewerbeschein nachweisen?
- Kann bestätigt werden, dass die Tattoo-Farben den geltenden rechtlichen Regelungen entsprechen?
- Hat mich das Studio nach Allergien gefragt und mich beraten?
- Erhalte ich mein Tattoo in einem separaten, sauberen Raum mit leicht wischbarem Boden und abwischbaren Oberflächen?
- Ist der Arbeitsplatz zum Tätowieren sauber? Steht Desinfektionsmittel bereit?
- Ist die Tätowiermaschine in Plastik verpackt oder abwischbar? Sind die Kabel in Plastik verpackt?
- Stehen kleine Einmalbehälter für die Tattoo-Farben bereit?
- Wird mit Einmalhandschuhen, vielleicht sogar Mundschutz, und sterilen Nadeln gearbeitet?