Bochum. . Die WAZ-Leser erinnern sich lebhaft an Tana Schanzara und deren private und Bühnenauftritte. Die Schauspielerin starb vor zehn Jahren.

Der 19. Dezember 2018 ist Tana Schanzaras zehnter Todestag. Für viele Theaterfreunde ist sie immer noch präsent. Das zeigt der Zuspruch auf einen WAZ-Aufruf in Erinnerung an die beliebte Schauspielerin (1925-2008). Leider können wir die Zusendungen nur punktuell wiedergeben. Danke an alle, die sich beteiligt haben!

Getz abba aufsteh’n!

„Anfang der 70er war’s, als ich manchmal nicht ohne Pfeifenwecken (!) meiner Mutter aus den Federn kam. Doch dann war irgendwann im Radio Tana Schanzara zu hören: ,Vatter, willze getz nich’ endlich aufstehen!’ Und dann: ,So Vatter, getz kannze liegen bleiben!’

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Von da an fiel mir das Aufstehen viel leichter und meine Mutter und ich haben noch Jahre danach Spaß gehabt, wenn wir daran dachten“, schreibt Manfred Schieck.

Drei alte Musen

Christiane Meiers Tana-Moment liegt über 20 Jahre zurück: „Im Club an der Viktoriastraße, heute ,Trompete’, traten seinerzeit drei ,alte Musen’, wie man so sagt, auf: Evelyn Künneke, Helen Vita und Tana Schanzara. Es war herrlich, diese drei singen und sprechen zu hören und das hautnah in dieser kleinen Lokalität. Leider weiß ich nicht mehr, wie der Club hieß.“ (Er hieß Viktorian’s, Anm. der Red.).

Dienst in Turnschuhen

Dr. Nobert Berger verbindet seinen Gedanken an Tana mit einer Episode aus der Haußmann-Zeit: „In ,Raub der Sabinerinnen’ spielte sie das Dienstmädchen, doch nach einer Knie-OP konnte sie kaum gehen. Doch für Tana kein Grund, eine Vorstellung ausfallen zu lassen. Also strukturierte man um, so dass sie ihre Rolle mit wenigen Schritten aus der Kulisse heraus spielen konnte. Außerdem trug sie zum schwarzseidenen Dienstmädchen-Kostüm mit Spitzenschürze weiße Turnschuhe! Gleichwohl waren ihre Schmerzen unübersehbar. Gegen Ende, als es im Stück an der Tür klingelt, steckte sie nur den Kopf kurz aus der Kulisse und rief, anstatt den Besucher hereinzuführen: ,Tür ist offen!’. Unvergesslich!“

Tana als Auktionator bei der Amnesty-Kunstversteigerung im Museum 1974. Das Bochumer Ehepaar Kaerger hat den Zeitungsausschnitt aufbewahrt
Tana als Auktionator bei der Amnesty-Kunstversteigerung im Museum 1974. Das Bochumer Ehepaar Kaerger hat den Zeitungsausschnitt aufbewahrt © JBS

In Ellys Lädchen

Gudrun Wirbitzky hat Tana persönlich gekannt, in Elly Altegörs Laden an der Farnstraße war man sich näher gekommen. „Hier traf sich alles, was im Schauspielhaus ein und aus ging. Als Normalo einen Kaffee dort zu trinken, war irre spannend. Als Tana eine Flasche Rotwein köpfte, war ich zufällig vor Ort. Wir beide leerten sie gemeinsam, und plauderten natürlich etwas länger. Ich nannte sie nur ,Konstanze’, das gefiel mir irgendwie besser. Traf man sich später, rief sie nur: ,Wennze Durst hast, sach’ Bescheid!’. Aber so schön wie bei Elly war es nie wieder.“

Ein Gedicht für „Die Revier-Duse“

Ein Gedicht für Tana Schanzara hat Werner Siepler verfasst:

Man nannte sie die „Revier-Duse“, die bekannt wie ein bunter Hund war, verschrieb sich der „Ruhrgebietsmuse“ und wurde in Bochum zum Star.
Viele kannten sie als Rampensau, die Kohlenpottgeschichte schrieb. Bei jeder lustigen Bühnenschau, kaum mal ein Auge trocken blieb.

Doch sie hat sich aus dem Staub gemacht, aus dem Himmel Bochum zuwinkt. Auch dort oben man über sie lacht, mit ihr ein „Piccolöchen“ trinkt.

Heiter statt heilig

Inge Methfessel ist Schriftstellerin und Mitglied der Bochumer Literarischen Gesellschaft. Sie schreibt: „Vor einigen Jahren war ich mit Tana zusammen zu einer weihnachtlichen Veranstaltung in der Augusta-Kapelle eingeladen. Wir saßen die ganze Zeit nebeneinander. Am Anfang fragte sie etwas besorgt: ,Denken Sie, dass das jetzt sehr heilig wird?’ Aber es wurde dann nicht heilig, sondern sehr fröhlich. Ich las eine heitere weihnachtliche Kurzgeschichte, wir wurden beide interviewt, und der Polizeichor sorgte für die musikalische Ausstattung.“

Ruhrpott-Jargon

Unvergesslich bleibt für Hugo Koch, den bekannten Bochumer Kunst-Kuratoren, die einprägsame Stimme von Tana Schanzara: „Sie hatte diesen lässig-knackigen Ruhrpott-Jargon so drauf, wie man ihn wohl nicht lernen kann, wenn man nicht in und mit der Region verwurzelt ist. Ich würde mir wünschen, ihre Stimme könnte konserviert werden. Warum nicht eine Tonbox am Tana-Schanzara-Platz installieren, durch die man sie auf Knopfdruck nochmal sprechen hören kann?“