Bochum. . Zum 10. Todestag von Tana Schanzara am 19. Dezember erinnert die WAZ an die große Schauspielerin. Und fragt nach Tana-Erinnerungen ihrer Leser.
Der 19. Dezember war im Leben von Tana Schanzara ein besonderes Datum. Am 19.12.1925 wurde sie geboren, der 19.12.2008 war der Todestag der beliebten Schauspielerin. „Unser Tana“ weilt also schon seit zehn Jahren nicht mehr unter uns. Doch die Erinnerungen an die große Bochumer Schauspielerin sind nach wie vor lebendig.
Aber, auch das ist wahr, zumal eine jüngere Generation kann mit dem Namen „Tana“ kaum noch etwas anfangen. Gut, auch die Millenial-Generation mag wissen, dass es einen Tana-Schanzara-Platz gegenüber dem Schauspielhaus gibt und dass dort ein bronzenes Tana-Denkmal steht, neben das man sich setzen kann. Und vielleicht, dass auch das Theater-Restaurant „Tana’s“ nach ihr benannt ist.
Doch was die Darstellerin wirklich ausmachte und welche verbindende Bedeutung für den ganzen Ruhrpott sie hatte, das ist Nachgeborenen nur schwer zu vermitteln. Wer nie eine fördernde Zeche erlebt hat, macht sich halt keine Vorstellung vom Bergbau, den Kumpels und den Kolonien. Und wer Tana nicht live erleben durfte, der wird eben nicht mit heißem Herzen an eine Schauspielerin zurückdenken, die Charakterschauspielerin und Ulknudel zugleich war. Und die jeden allein durch ihre zupackende Ansprache verbal in den Arm nehmen konnte: „Kähr, getz mach’ keine Fisimatenten und komma bei mich bei...!“
„Komma bei de Omma“
Ganz in ihrem Sinne soll zum zehnten Todestag mit einem „Piccolöchen“ – dem vor ihr gerade auch in der Garderobe so geschätzten Sektfläschchen – auf die Unvergessene angestoßen werden. Denn natürlich können sich eben auch noch sehr viele Theaterfreunde lebendig an die lebensfrohe Künstlerin erinnern, die uns auf der Bühne oft genug zum Weinen und zum Schmunzeln gebracht hat. Als die „Duse des Reviers“ 2008 mit 83 starb, da trug nicht nur Bochum Schwarz, sondern das ganze Ruhrgebiet. Denn Tana Schanzara hatte dem alten, qualmenden Ruhrpott über Jahrzehnte ein Gesicht und eine Stimme gegeben.
Welche Erinnerungen haben Sie an Tana?
Die WAZ möchte zum 10. Todestag am nächsten Mittwoch an die Schauspielerin erinnern und bittet um Hilfe: Was verbinden Sie, liebe Leserinnen, liebe Leser, mit Tana Schanzara?
Schicken Sie uns Ihre Erinnerungen an persönliche Begegnungen mit Tana – ob an Ellys Büdchen oder auffe Bank im Stadtpark –, an Aufführungen im Theater oder an Szenen aus dem Bochumer Alltag.
Bitte schreiben sie unter dem Stichwort „Tana“ an die WAZ-Redaktion, Huestraße 25, 44787 Bochum. Oder schicken Sie uns eine E-Mail an
redaktion.bochum@waz.de.
Mit „härzigem“ Charme und unverkennbarer stimmlicher Modulation avancierte sie von Bochum aus zur „Mutti“ des Reviers. „Herr Doktor, gebense Kohletabletten für de Ruhr, denn die Ruhr braucht ‘ne Kur...“, sang sie auf der Schauspielhaus-Bühne, als es mit dem Bergbau bergab ging. Und jeder verstand, dass es sich dabei nicht nur um den Abriss von ein paar alten Industrieanlagen handelte, sondern dass mit ihnen eine soziale Struktur und Kultur unterging. Und wenn sie mit Schmackes und Sentiment ihr Lied vom „Schrebbergaaten“ anstimmte – „Komma schomma bei de Omma“ --, dann schossen auch jenen die Tränen in die Augen, die sonst um die spießige Kleingärtnerei einen großen Bogen machen.
Seit 1956 gehörte sie zum Ensemble
Tana Schanzara kam in Kiel zur Welt, in Dortmund wuchs sie auf, seit 1956 gehörte sie zum Bochumer Ensemble. Hier wurde sie eine Legende. Sie hat, mit Ausnahme von Saladin Schmitt, mit allen Intendanten bis zur Weber-Ära gearbeitet.
Natürlich war Tana mit 50 Jahren Bühnenpräsenz die Dienstälteste im Ensemble. Anfangs spielte sie hauptsächlich komische Nebenrollen, in den 1980er und 1990er Jahren konnte sie in Hauptrollen und tragischen Stücken überzeugen. „Tana kann jeden Tschechow spielen“, sagte einst anerkennend Peymann-Dramaturg Hermann Beil über ihre Kunst. Wir erinnern uns an Aufführungen wie „Die Eröffnung“ (mit Michi Maertens, Regie Matthias Hartmann), „Harold und Maude“ (mit Andre Meyer) oder „Arsen und Spitzenhäubchen“ (mit Margit Carstensen) und stimmen dem großen Beil zu.
Mit „Vatter, aufsteh’n!“ landete sie einen Hit
Unvergessen auch Tanas 80. Geburtstag, der im Dezember 2005 mit einer Gala in den Kammerspielen groß gefeiert wurde. Schon damals wurden die tollsten Erinnerungen wach. An „Tana anne Bude“, zu Peymann-Zeiten ein Publikumsrenner. An ihre Film-Auftritte, meist im Ruhrpott-Milieu („Jede Menge Kohle“, „Aufforderung zum Tanz“) und an das Filmdrama „Ein Dichter in der Familie“ (Buch Werner Streletz, Regie Johannes Klaus), das ihre nachdenkliche und verletzliche Seite offenbarte. Und dann ihre Erfolge als Sängerin! Anfang der 1970er Jahre wurde Tanas Song „Vatter, aufsteh’n!!“ – Schlussworte (nach dem Pistolenschuss): „So Vatter, getz kannze liegen bleiben...“ – Radiohörern in ganz Deutschland bekannt.
Tana Schanzara, unvergessen!