bochum-Wiemelhausen. . Die Anlieger der Wiemelhauser Straße wehren sich gegen eine umfangreiche Sanierung. Motorsägen schaffen erste Tatsachen weit vor einem Baustart.
„Die Straße gibt es hier so schon über 200 Jahre, die kann im Untergrund gar nicht so marode sein, wie die Stadt meint“: Rainer Henning und Helmut Görres sind sich mit ihren direkten Nachbarn von der Wiemelhauser Straße einig: Der Vollausbau zwischen dem „Berg“ Höhe Friedrich-Harkort-Straße und dem „Loch“ vor der Bruchstraße sei zumindest in dem geplanten und beschlossenen Umfang nicht notwendig.
Zu hohe Kosten für die Anwohner
Damit wehren sie sich auch gegen die Umwälzung der Kosten auf die Anwohner (Henning: „Für einen sind das bestimmt 10 000 Euro“). Als geradezu widersinnig erscheinen ihnen die Argumentationen von Seiten der Stadtverwaltung. „Unter der Asphaltdecke liegt hier noch das Kopfsteinpflaster, sogar noch die Straßenbahnschienen“, erzählt Henning, der sich noch an den Straßenbahnbetrieb in seinen Kinderzeiten erinnern kann, „der Boden ist hier so was von verdichtet und tragfähig“.
In 55 Jahren sei hier höchstens einmal „’ne Lage Asphalt draufgekommen“, die Stadtwerke hätten Leitungen verlegt. Und rund um diese Stellen, wie an den Kanaldeckeln, seien nun die Schäden an der Straßendecke aufgetreten.
Untersuchungsbericht eines externen Büros
Die Anwohner sehen ihre Ansicht durch einen Untersuchungsbericht eines externen Büros bestätigt. Danach müsse die Wiemelhauser Straße in dem fraglichen Bereich zwar überholt werden, und wohl auch bis zu einer frostsicheren Tiefe von 60 Zentimetern, aber eben nicht im Vollausbau. „Für die Funktion in dieser Wohnsiedlung wäre sie völlig ausreichend tragfähig“, interpretieren sie.
Mitteilung aus der Stadtverwaltung zum Ausbau:
Vorgesehen hat das Tiefbauamt eine neue Straßendecke, neue Gehwege, beidseitig Parkstreifen, barrierefreie Querungshilfen, niederflurgerecht ausgebaute Bushaltestellen und eine neue Beleuchtung. Die Stadtwerke und die Telekom sorgen zudem für neue Leitungen.
Auf Höhe der Freien Schule ist eine Mittelinsel und eine Extra-Haltebucht für Busse vorgesehen, neben der Fahrbahn Schutzstreifen für Radfahrer. 24 Bäume sollten dem Vollausbau zum Opfer fallen, 16 neue in Baumscheiben, weitere acht in der Nähe gepflanzt werden.
Bäume viel zu früh gekappt
Dass mit einer wie auch immer anstehenden Sanierung der Straße auch die zahlreichen Bäume an den Seiten nicht stehen bleiben konnten, war den Nachbarn zwar bewusst. „Aber der Baubeginn sollte frühestens im Sommer nächstes Jahr sein, und jetzt werden ratzekahl schon alle Bäume abgeholzt? Dabei sind vor zwei oder drei Wochen gerade erst noch Baumpflegearbeiten durchgeführt worden“, empört sich Görres. „Und dass auf beiden Seiten wie immer die parkenden Autos standen, hat die auch überhaupt nicht interessiert.“ Überhaupt zum Thema „Parken“: „So viel wir wissen, soll neben den Fahrbahnen ein Radstreifen angelegt werden, dann Parkflächen in Längsrichtung. Dann fallen jede Menge von den Stellplätzen weg, die hier jetzt genutzt werden“, meint Henning.
Und Görres ergänzt: „Wenn hier komplett ein Tempo-30-Limit eingerichtet würde, könnten Radfahrer im Verkehr einfach mitschwimmen und es würden nicht einmal Extra-Streifen gebraucht.“