bochum. . Die Aufführung mit Dietmar Bär in den Kammerspielen war ein Erfolg. Jetzt zeigt der neue Hausherr Johan Simons seine Uraufführung von 2009.

Gift, die Zweite: Knapp vier Jahre ist es her, seit mit „Gift. Eine Ehegeschichte“ erstmals das viel gespielte Ehedrama von Lot Vekemans in den Kammerspielen zu sehen war, das nicht wenige Zuschauer zu Tränen rührte. In der Regie von Heike M. Götze lieferten Bettina Engelhardt und Dietmar Bär eine „bärenstarke Premiere“, wie die WAZ bewundernd schrieb. „Das Bild, wie Bettina Engelhardt – nass das Haar, glänzend die Haut, feucht die Klamotten – im Wortsinn im Regen steht, bleibt unvergesslich.“

Neben der darstellerischen Finesse blieb auch das Bühnenbild in Erinnerung: Das Stück spielt in einer Trauerhalle, in dem sich ein geschiedenes Ehepaar nach dem Unfalltod des gemeinsamen Sohnes wiedertrifft. Auf Götzes Bühne hingen riesige graue Stoffbahnen, die in dichten Neben und Sprühregen gehüllt wurden. Bis zum Ende der letzten Spielzeit stand „Gift“ auf dem Spielplan – oft vor ausverkauftem Haus.

Ein bemerkenswertes Paar: Dietmar Bär und Bettina Engelhardt spielten das Ehedrama „Gift“ ab 2015 in den Kammerspielen.
Ein bemerkenswertes Paar: Dietmar Bär und Bettina Engelhardt spielten das Ehedrama „Gift“ ab 2015 in den Kammerspielen. © Diana Küster

Ausgezeichnet: Elsie de Brauw

Was nicht jeder weiß: Die Uraufführung des Stücks besorgte der neue Bochumer Intendant Johan Simons 2009 am Nationaltheater im belgischen Gent. Seither wurde seine Inszenierung viel gespielt, ging auf Tour durch Belgien und die Niederlande – und wurde auch an Simons früherer Wirkungsstätte, den Münchner Kammerspielen, bereits in deutscher Sprache gezeigt. Die weibliche Hauptrolle spielt Elsie de Brauw, die dafür 2011 mit dem niederländischen Theaterpreis Theo d’Or ausgezeichnet wurde und ab dieser Spielzeit neues Ensemblemitglied am Schauspielhaus ist.

Vergleich zweier Aufführungen möglich

Den Bochumer Theatergängern bietet sich jetzt die interessante und ziemlich seltene Gelegenheit, beide Aufführungen miteinander zu vergleichen: Denn die Uraufführung von „Gif“, so der Originaltitel, ist ab Sonntag ebenfalls in den Kammerspielen zu sehen – mit dem niederländischen Ensemble und in deutscher Sprache.

Zur Person: Lot Vekemans

Die niederländische Dramatikerin Lot Vekemans wurde 1965 geboren. Sie studierte in Utrecht und Amsterdam. Seit 1995 schreibt sie Theaterstücke, für die sie zahlreiche Preise erhielt.

Neben „Gift. Eine Ehegeschichte“ wurde vor allem der Monolog „Judas“ bekannt. Ihr letztes Stück „Momentum“ wurde im Oktober in Düsseldorf mit Jana Schulz uraufgeführt.

„Wir hätten das bestimmt nicht gemacht, wenn das Interesse an der ersten Bochumer Inszenierung nicht so groß gewesen wäre“, sagt Chefdramaturg Vasco Boenisch. „Aber so ist es fürs Publikum natürlich reizvoll, auch die andere Inszenierung zu sehen, auf die Johan Simons nebenbei bemerkt ziemlich stolz ist.“

Statt vor grauen Stoffbahnen spielt das Stück diesmal auf einer Art Holztribüne. „Es wird stürmen und regnen“, sagt Boenisch, „aber mehr wird vorher nicht verraten.“ Neben Elsie de Brauw und Steven van Watermeulen als geschiedenes Paar wird auch der Sänger Steve Dugardin dabei sein, der die Inszenierung mit Liedern von John Dowland bereichert.

Und: Dass beide Schauspieler den Text im zweiten Teil in vertauschten Rollen sprechen, war eine eigene Regie-Idee der ersten Bochumer Arbeit. „Das gab es in der Uraufführung nicht.“

Dauer: 90 Minuten. Bochumer Premiere am Sonntag (18.) um 19 Uhr. Wieder am 13. Dezember