Bochum-Süd. . Sebastian Marquardt (Ex-AfD) schloss sich in der Bezirksvertretung Süd FDP-Mann Manfred Baldschus an. Die beiden bilden nun eine Fraktion.

Es geschah heimlich, still und leise. Dass Sebastian Marquardt die AfD verlassen hat, fiel in der Bezirksvertretung Süd vor allem dadurch auf, dass er im Januar dieses Jahres den Platz gewechselt hatte. Saß Marquardt vorher an einem Einzeltisch, war er nun plötzlich Sitznachbar von FDP-Politiker Manfred Baldschus. Mit ihm zusammen bildet er seither die Fraktion „FDP & Friends“.

Wie der AfD-Mann zum FDP-Freund wurde, wollte Sebastian Marquardt lange nicht erzählen. Erst jetzt ist er bereit, seine Beweggründe öffentlich zu machen. „Ich wollte keinen Medienhype“, sagt er, der bei den Kommunalwahlen 2014 für die AfD einen Sitz im Rat und in der Bezirksvertretung Süd ergatterte und zudem noch als Geschäftsführer der Bochumer „Alternative für Deutschland“ fungierte.

Zeiten änderten sich

Damals war für Sebastian Marquardt noch alles in Ordnung. „Ich hatte mich der AfD angeschlossen, weil ich sie für eine bürgerlich-wirtschaftlich ausgerichtete Partei hielt. Viele haben so gedacht wie ich.“ Doch die Zeiten änderten sich, und die AfD ihre Ausrichtung – nach rechts. In der Bezirksvertretung Süd merkte man davon nichts. „Die typischen AfD-Themen wie Flüchtlinge waren auch nie meine Themen“, sagt Marquardt. „Mich interessiert eher der kommunale Haushalt.“

Mit dem Austritt von Frauke Petry – für ihn eine „Vertreterin der bürgerlichen Linie“ – nach der Bundestagswahl im vergangenen Jahr kehrte auch Sebastian Marquardt der AfD den Rücken. Den Geschäftsführerposten und sein Ratsmandat gab er ab, in der Bezirksvertretung Süd verblieb er, „weil es keinen Nachrücker gab“.

Baldschus war der Austritt wichtig

„Im Dezember haben wir überlegt, ob wir gemeinsam Oppositionsarbeit machen wollen“, erinnert sich Manfred Baldschus. Denn zu zweit kann man eine Fraktion bilden und mehr bewegen, weil man auch Anträge stellen kann. Für Baldschus war wichtig, dass Marquardt die AfD verlassen hat, sonst hätte er sich „wegen der Symbolik“ nicht auf eine Zusammenarbeit eingelassen.

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Natürlich hatte Manfred Baldschus im Vorfeld ein bisschen die Stimmungslage sondiert und andere Politiker gefragt „Hätte es ein Geschmäckle, wenn ich . . .?“ Gegenwind bekam er nicht zu spüren. Auch aus der eigenen Partei nicht. Baldschus lacht: „Es ist ja auch im Sinne der Demokratie, verlorene Seelen zurückzuholen.“ Für ihn zähle der Mensch, die Persönlichkeit, der Charakter. „Man soll auch umdenken dürfen.“

Und ohnehin habe er ein gutes Gefühl gehabt. Baldschus: „Wir haben beide immer kritische Fragen gestellt. Das machen wir jetzt gemeinsam.“ Als „bürgerliche Fraktion“ wollen die beiden den Menschen vor Ort in der Bezirksvertretung eine Stimme leihen. „Die Arbeit mit den Vereinen ist ein wichtiges Thema für uns.“