bochum. . Auf den Friedhöfen bleiben immer mehr Grabfelder in den Außenbereichen mangels Nachfrage ungenutzt. Die Stadt will sie in Grünflächen umwandeln.

Einsam liegt auf einer Fußballfeld großen Rasenfläche des Hauptfriedhofs ein einzelnes Grab. Es ist gut gepflegt, aber weithin isoliert. Hundert Meter weiter beugt sich eine Frau auf einer weiteren Rasenfläche nieder und legt Blumen ab. Genau dort, wo früher einmal das Grab eines Menschen war, bevor es nach 25 Jahren eingeebnet worden ist.

Solche Bilder der Vereinzelung auf den Friedhöfen wird es in Zukunft immer öfter geben, denn die Stadt wird mangels Nachfrage immer mehr Grabfelder aufgeben, weil die Pflege zu teuer wird. Vor allem Flächen mit kleinteiligen Lücken sind unwirtschaftlich, weil sie nur aufwendig mit Handgeräten gepflegt werden können. „Das kostet sehr viel Zeit, Ressourcen und Geld“, wie Roland Wrobel von der Friedhofsverwaltung sagt.

Drei Viertel sind Urnenbestattungen

In Bochum gibt es mittlerweile 75 Prozent Urnenbestattungen und 25 Erdbestattungen. „Der Bedarf an Fläche durch den dauerhaften Trend zur Urne bleibt auch in Zukunft konstant gering“, sagt Wrobel. Mit einem im vorigen Jahr vom Rat bestätigten „Entwicklungskonzept“ für die 24 städtischen Friedhöfe lotet die Verwaltung zurzeit aus, welche Fläche in den Peripherien der Friedhöfe nicht mehr für neue Gräber freigegeben werden. Dort werden die Laufzeiten von 25 Jahren abgewartet; danach wird überlegt, wie die Flächen anderweitig – und viel pflegeleichter - genutzt werden können. Vorgesehen sind Grünflächen, Parks und Aufforstungen als Naherholungsareale in der Stadt. Auf solchen Friedhofsflächen, auf denen noch nie ein Mensch beerdigt worden ist, könnte sogar gebaut werden, etwa eine Kita.

Längst sind einige Grabfelder, die außerhalb der jeweiligen Kernzonen liegen, gesperrt worden. Wer noch ein Nutzungsrecht für ein Grab dort hat, könnte demnächst von der Stadt gefragt werden, ob das Grab nicht vielleicht in die Kernzone des Friedhofes verlegt werden soll – auf Kosten der Stadt. Umbettungen der Verstorbenen soll es aber nicht geben.

„1,8 Millionen Euro sind für die Veränderung der Peripheriebereiche aufzubringen“, sagt Wrobel. Damit werden Wegen und Wasserstellen zurückgebaut, funktionslose Gehölze entfernt oder neue Pflanzen gesetzt. Nach dieser Investition sollen aber Unterhaltskosten deutlich eingespart werden. Wrobel: „Durch eine konsequente Umsetzung des Friedhofsentwicklungskonzeptes erhoffen wir uns eine langfristige Senkung der gebührenrelevanten Kosten und damit auf lange Sicht stabile Friedhofsgebühren.“ Im vierten Jahr in Folge seien die Gebühren jetzt gefallen.

>>>Alle 25 Friedhöfe haben 200 ha Land

Der kommunale Friedhofsbetrieb in Bochum hat eine Kostendeckung von 91 Prozent. Der Verwaltungshalt steuert Geld bei, damit die Gebühren nicht noch höher als ohnehin sind. Die Fläche aller 24 Friedhöfe beträgt zurzeit rund 200 Hektar. Rund 3000 Menschen werden jährlich dort beerdigt. Stark nachgefragt sind nicht anonyme Urnengemeinschaftsgräber.