Bochum. In Bochum-Hofstede und Herne-Eickel ärgern sich die Bürger über die Sperrung einer Straße auf der Stadtgrenze. Eigentlich soll das Gestänge die Anwohner vor zu viel Verkehr schützen. Ergebnis jedoch: Die meisten fühlen sich nun abgeschnitten - und schimpfen über die mühselige Umfahrung.
Als die Bezirksvertretung Bochum-Mitte beschloss, die Hordeler Straße zu sperren, hat das zunächst niemand bemerkt; denn dieser Beschluss verbarg sich noch hinter dem eher ermüdenden Tagesordnungspunkt „Einführung und Verpflichtung der Stellvertreterinnen / der Stellvertreter der Bezirksbürgermeisterin /des Bezirksbürgermeisters und der übrigen Mitglieder der Bezirksvertretung durch die Bezirksbürgermeisterin / den Bezirksbürgermeister” – wäre es nicht einfacher, mal einen Geschlechtstest vorzunehmen?
Doch egal: Wenige Tage später jedenfalls stand genau auf der Stadtgrenze, an der Einmündung der Hordeler Straße (Bochum) in den Kreisverkehr Eickeler Straße (Herne), plötzlich dieses rot-weiße Gestänge, zehn Meter lang und etwa hüfthoch.
Eigentlich die Haupt-Straße
Es verhindert eindrucksvoll, dass hier noch jemand durchfährt – so will die Stadt die Anlieger vor zu viel Verkehr schützen. „Das ist jetzt wie eine Schrebergartensiedlung geworden”, freut sich die ehemalige Erzieherin Doris Leister, eine von denen, die sich beschwert hatten über zuviel Verkehr; freilich ist der 45-Jährigen heute auch klar: „Da habe ich wohl in ein Wespennest gestochen.”
Denn jetzt kommt das Dumme: Die Hordeler Straße ist eigentlich die Haupt-Straße zwischen Bochum-Hofstede und Herne-Eickel, und viele Hofsteder sind auf Eickel ausgerichtet. Da sind die nächsten Geschäfte, Krankenhäuser, Ärzte, Banken, Kirchen und der Markt, und all das erreichen sie nun mit dem Auto nur noch über eine gut ausgebaute, aber mühselige Umfahrung – Ampeln säumen diesen Weg.
Abgeschnitten fühlt sich der Bochumer Michael Kersting (56), der Presbyter und Kirchmeister der Eickeler Johanneskirche: „Ich fahre mehrmals die Woche hinüber, das dauert jetzt insgesamt zwei bis drei Stunden länger. Sinnlose und tote Zeit.”
Und abgeschnitten fühlt sich Manfred Lieder, der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Eickel, von der Bochumer Fahrkundschaft: „Allein 1500 Bochumer haben ihre Konten bei unseren Banken.” Die Frisörin Gerda Materzok aus dem Litauischen bringt den städtischen Beschluss auf den sympathischen Satz: „Sie denken nicht, was sie machen.”
130 Unterschriften gegen die Sperrung
Zwar versichert das Bochumer Rathaus glaubhaft, hier habe nicht das Amt für Wirtschaftsförderung zugeschlagen, Abteilung für Autarkie; räumt aber ein, man habe es „nicht geschafft, Herne vorab zu informieren” – das klingt ein wenig wie Walter Ulbricht: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.”
Jenseits des Gestänges spricht Hernes Baudezernent Jan Terhoeven durchaus von einem „unfreundlichen Akt”. Und die Anwohner haben begonnen, Unterschriften zu sammeln, 130 sind es schon. Dass die abgesperrte Lage sich schnell wieder ändert, steht aber wohl nicht zu erwarten: Die Bezirksvertretung sprach über die Abtrennung zum ersten Mal im Jahr 2000 – neun Jahre, bevor sie entstand.