Erst schlug die Wirtschaftskrise zu und dann die Stadt – Unternehmer Gerhard Reese aus Riemke ist zur Zeit auf die Bochumer Verwaltung nicht gut zu sprechen. Seit Monaten ist die wichtigste Verkehrsachse des Gewerbebetriebs in dem auch seine Firma liegt, die Herner Straße, eine Großbaustelle.

Nun soll auch noch seine Straße für zwei Monate gesperrt werden. „Meine Umsätze sind um mehr als die Hälfte eingebrochen”, klagt Reese, „wie soll es weitergehen?” 100 Festangestellte und 25 Auszubildende beschäftigt Gerhard Reese in seiner „Härterei” an der Oberscheidtstraße 25. Maschinenteile aus halb Europa werden dort veredelt, durch verschiedene Verfahren robuster, belastbarer und damit effizienter gemacht. Ein boomendes Geschäft, zumindest in den letzten Jahren.

Doch damit ist nun erstmal Schluss. Der geplante Ausbau, die neue Werkhalle stand schon, wurde auf Eis gelegt. „Und daran ist nicht nur die Flaute im Maschinenbau Schuld”, wettert Gerhard Reese und deutet hinüber zur Herner Straße. Tatsächlich sieht die seit Monaten aus wie ein Truppenübungsplatz nach dem Frühjahrsmanöver. Überall sind Gräben gezogen, Schutthügel aufgehäuft und Absperrungen aufgestellt.

Damit nicht genug, ist auch noch eine Auffahrt zur A 43 gesperrt. Nach Angaben der Stadt, um den Verkehr auf der Herner Straße zu entlasten. „Dafür werde ich jetzt um meine Kunden entlastet”, kommentiert Gerhard Reese mit Galgenhumor, „und jetzt wollen die auch noch meine Straße hier sperren.” Wer zur Firma Reese möchte, muss sich künftig durch die Cruismannstraße schlängeln. Zurück zur Autobahn wird es noch schlimmer, vor allem wenn es Richtung Wuppertal gehen soll. Zwar kommt man von der Cruismannstraße wieder zurück auf die Herner Straße, doch links auf die Autobahn abzubiegen ist verboten. „Meine Kunden und Lieferanten dürfen ihre Brummis bis nach Herne fahren, um dann dort irgendwo zu drehen.” Auch kein Kinderspiel, an der Oberscheidtstraße werden Maschinenteile von bis zu 25 Tonnen Gewicht gehärtet, die werden in Sattelschleppern angeliefert. „Mehrere Firmen haben schon Aufträge storniert, denen ist es hier zu chaotisch.”

Mit seinen Beschwerden wandte sich Gerhard Reese auch an die Stadtverwaltung. Mit Erfolg, Baudezernent Ernst Kratzsch nahm sich des Falles persönlich an. Nach einem ersten Treffen in der vergangenen Woche wird nun versucht, die Verkehrssituation zu entschärfen. So soll die Oberscheidtstraße nicht zwei Monate durchgehend gesperrt werden, sondern nur kurzfristig, anlässlich der gröbsten Kanalbauarbeiten. Den ganzen August hindurch soll zumindest die Ausfahrt direkt auf die Herner Straße möglich sein.

„Warten wir's ab”, sagt Gerhard Reese und blickt einer ungewissen Zukunft entgegen. Sein Betrieb wird ab August auf Kurzarbeit umstellen.

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