Bochum. . 5500 Menschen demonstrierten in Bochum gegen das Ertrinken von Flüchtlingen im Meer. Die Stadt solle 1000 Geflüchtete mehr aufnehmen, hieß es.
Kaum eine politische Diskussion wurde in den letzten Monaten und Jahren so hitzig geführt wie die Flüchtlingsdebatte. Im Mittelpunkt stehen dabei stets zwei Fragen: Wie behandeln wir die Menschen, die Schutz bei uns suchen? Wie viele Menschen können wir überhaupt aufnehmen?
Während die einen „kontrollierte Rückführung“ zu ihrem Schlagwort machen oder über „kriminelle Ausländer“ debattieren und Obergrenzen festsetzen, kommen andere zusammen und demonstrieren für einen humanen Umgang mit den Geflohenen. Für einen Umgang, der den Menschen zum Mittelpunkt hat und nicht Zahlen oder Quoten.
„Alle Menschen haben ein Recht auf ein Leben in Würde. Und es ist in der Verantwortung Europas, Deutschlands, ja, sogar Bochums, daran zu arbeiten“, sagte Ulrich Pieper, Vorsitzender der Ifak, während der „Seebrücke“-Demonstration am Samstag. Zahlreiche Organisationen, Vereine und Gruppierungen waren dem Aufruf des Bochumer Bündnisses für Arbeit und soziale Gerechtigkeit gefolgt und zum Hauptbahnhof in die Innenstadt gekommen.
Menschen ertrinken im Mittelmeer
„Wir finden es unglaublich, dass die Seenotrettung von der Politik blockiert wird und deshalb Menschen im Mittelmeer ertrinken müssen. Deshalb sind wir heute hier und protestieren dagegen“, erklärte Melanie Maier vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB).
Die Demonstranten wollten aber nicht nur Flagge zeigen, sondern stellten auch konkrete Forderungen an die politisch Verantwortlichen in der Stadt. Die Initiative stößt sich insbesondere daran, dass Bochum 1000 Flüchtlinge weniger beherbergt, als es der Landeschlüssel für NRW vorsieht.
Grund ist die zentrale Erstaufnahme für Geflüchtete LEA, deren Kontingent angerechnet wird. Mindestens diese 1000 Plätze sollten zusätzlich für Flüchtlinge bereit gestellt werden, die aus Seenot gerettet worden sind, fordert das Bündnis.
Polizei spricht von friedlichem Verlauf
Auch die Einrichtung von Ankerzentren sei abzulehnen, um Geflüchteten „die Möglichkeit zu geben, am gesellschaftlichen Leben als vollwertiges Mitglied teilhaben zu können“, so DGB-Geschäftsführer Stefan Marx, Sprecher des Bochumer Bündnisses.
5500 Teilnehmer zählte die Demonstration am Mittag und übertraf damit die Einschätzungen der Veranstalter. „Angemeldet und erwartet wurden 5000 Personen“, berichtete ein Sprecher der Polizei, die von einem unauffälligen und friedlichen Verlauf der Demo sprach.
Von der Stadt war im Vorfeld der Demo keine Stellungnahme zu den politischen Forderungen des Bündnisses zu erhalten.