Bochum. . Das Justizzentrum hat viele Mitarbeiter enttäuscht. Sie beklagen zu kleine und heiße Büros. „Nun ist das Fass übergelaufen“, so der Personalrat.

Mit vielen Lobreden wurde vor fast zehn Monaten das neue Justizzentrum eröffnet: modern, ästhetisch und funktional. Vieles davon ist bis heute unbestritten. Mittlerweile herrscht aber zumindest in Teilen der Belegschaft auch eine große Enttäuschung.

Das zeigt ein der WAZ vorliegender Brandbrief des Personalrates des Justizzentrums in die Landeshaupthauptstadt. Wegen Planungsmängeln sollen jetzt sogar weniger Azubis eingestellt werden.

„Das Fass ist übergelaufen“

„Die Personalräte des Justizzentrums haben bislang versucht, dem neuen Gebäude positiv gegenüber zu stehen. Wir haben viele Unzulänglichkeiten und Schwächen ertragen. Nun ist das Fass übergelaufen“, heißt es. Adressiert ist es an den Hauptpersonalrat beim Landesjustizministerium.

Der Bochumer Personalrat beklagt zu heiße Arbeitszimmer – „in allen Büros im Verlauf des Tages 30 Grad Celsius und mehr“. Die auch für Kühlung zuständige Geothermieanlage sei anders als mitgeteilt längst nicht in allen Räumen verbaut.

Wachtmeister mussten umziehen

„Eine ausreichende Lüftung bei Dienstbeginn ist nicht möglich, da die Fenster sich aufgrund des Sicherheitskonzeptes nur spaltbreit öffnen lassen.“ In der Druckerei sei auch nach acht Monaten noch keine Lüftung eingebaut worden, obwohl festgestellt worden sei, dass dieser Raum für eine Druckerei nicht ausgelegt sei.

Auch die Poststelle der Staatsanwaltschaft habe keine Frischluftzufuhr, weshalb Wachtmeister bereits hätten umziehen müssen. Außerdem seien „viele Fenster nicht ordnungsgemäß eingebaut“ worden. „Einigen Kollegen ist bereits ein Fenster beim Öffnen entgegengekommen.“

Lampe fällt von der Decke

Büro-Deckenlampen seien teilweise nicht richtig befestigt. Nachdem sich ein Exemplar im Zimmer eines Staatsanwalts gelöst habe, seien auch andere überprüft worden. Dabei – ausgerechnet im Zimmer der Personalratsvorsitzenden des Amtsgerichts – habe sich erneut eine Deckenlampe gelöst.

„Der Handwerker, der einen Dübel anbringen wollte, hat leider eine Leitung der Geothermieanlage getroffen, so dass das Zimmer unter Wasser stand.“ Beklagt wird auch, dass die große Treppe in der Eingangshalle keinen Handlauf habe. Es habe bereits einen Unfall gegeben.

Gericht stellt weniger Lehrlinge ein

Auch sonst gebe es „vollkommen unverständliche und inakzeptable Baumaßnahmen“. Das Amtsgericht werde 2019 nur noch acht statt wie bisher zehn Lehrlinge einstellen. Die Räume ließen das aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen nicht anders zu. „Sie sind schlichtweg zu klein. Schon mit acht Personen ist der Raum für das 3. Lehrjahr grenzwertig.“

Weiter heißt es: „Wir fragen uns, wie kann so etwas passieren und über welche Fachkompetenz verfügt der BLB (Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Anm. d. Red.), solche Bauvorhaben durchzuführen?“ Probleme gebe es auch bei der Sitzanordnung in den Gerichtssälen. „Unseren Mitarbeitern ist bei der Größe und Gestaltung der Bürogebäude und der Sitzungssäle keinerlei Wertschätzung entgegengebracht worden.“

Die „künstlerische Freiheit“ des Architekten solle sich auf Äußeres beschränken, nicht aber auch auf die Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen erstrecken.

Klaus Plattes vom Hauptpersonalrat des Justizministeriums sagte gestern auf WAZ-Anfrage, dass auch andere Behörden über Hitze und mangelnde Frischluft klagen. Weil Bochum aber einen Neubau habe, sei dies schon „ein bisschen problematischer“. Man werde den Fall mit dem Minister und dem Staatssekretär bereden.

BLB arbeitet an Behebung der Mängel

Oft defekt waren auch Eingangstüren, zuletzt Sonnenrollos. Der BLB arbeitet „mit Hochdruck“ an der Abarbeitung der Mängel, wie er der WAZ sagt. „Viele Mängelbeseitigungen wurden bereits durchgeführt, weitere befinden sich im Prozess und in der Planung.“ Aber: „Grundsätzliche Planungs- bzw. Ausführungsfehler gibt es nicht!“