Bochum. . Das neue Justizzentrum am Ostring wird in wenigen Wochen eröffnet. Die WAZ war bereits drin. Alles wirkt heller, moderner, funktionaler.
- Wenige Wochen vor Eröffnung des Justizzentrums veröffentlicht die WAZ erste Bilder aus dem Innenbereich
- Ende Oktober und Anfang November wollen die Gerichte und die Staatsanwaltschaft umziehen
- Der erste Eindruck: Die Büros, Säle und Flure sind viel heller und moderner als im alten Justizgebäude
„Ich bin begeistert“, sagt Hartwig Kemner, der Präsident des Landgerichts. Das neue Justizzentrum am Ostring sei „eine architektonische Schönheit“. Auch die moderne Technik, zum Beispiel Bildschirme in und vor den Sitzungssälen, findet er erstklassig: „Ich glaube, damit sind wir landesweit führend, alleinstehend.“
Auch Oliver Hoffmann, Direktor des Amtsgerichts, ist von dem Gebäude sehr angetan. „Ich finde es fantastisch. Wir freuen uns, dass es endlich los geht.“
Alles ist heller und moderner
Am dritten Oktober- sowie am ersten November-Wochenende werden die rund 1000 Beschäftigten der Justiz von ihren jetzigen Büros in ihre neuen am Ostring umziehen. So jedenfalls der feste Plan seit einigen Wochen. „Das Werk ist fast vollbracht“, sagte am Dienstag Benno Tillmann, Projektleiter des Bau- und Liegenschaftsbetriebes (BLB) NRW. „Wir haben noch ein paar Restarbeiten zu erledigen. Saubermachen ist das große Thema.“
Rund 40 Firmen mit mehr als tausend Kräften haben fast fünf Jahre auf Bochums größter Gebäudebaustelle gebuddelt, betoniert, montiert und installiert, zuletzt wie im Wettkampfmodus. Schließlich drückte der seit einigen Wochen festgezurrte Eröffnungstermin. Es wird eine der größten Umzugsaktionen, die es je in Bochum gegeben hat. Die Herausforderung dabei: Bereits zwei Tage nach dem ersten Umzugswochenende (Dienstag, 24. Oktober), soll der Gerichtsbetrieb vollständig am neuen Standort laufen. Zwei Wochen später folgt die Staatsanwaltschaft.
Brandschutz auf dem neuesten Stand
Das Herzstück des 146 Millionen Euro teuren Justiz-Zentrums ist das Eingangsgebäude: ein vierstöckiges, glasüberdachtes Atrium. Dort sind ringförmig 30 Gerichtssäle angeordnet. Der größte, dort, wo Mord und Totschlag sowie große Wirtschaftsstrafprozesse verhandelt werden, zählt 200 Quadratmeter und verfügt über 150 Plätze. Ohnehin sind die Sitzungssäle deutlich heller und moderner als im jetzigen Landgericht am Husemannplatz, das aus den 70er Jahren stammt und heute erkennbar sanierungsbedürftig und angeschmuddelt wirkt. Verbessert hat sich im neuen, komplett barrierefreien Justizzentrum auch die Beschilderung für die Besucher, inklusive Blindenschrift.
Auch der Brandschutz und die Sicherheitstechnik (u.a. 112 Kameras) wurden auf den neuesten Stand gebracht. Und auch die Energieversorgung ist zeitgemäß: Im Erdreich befinden sich 500 Energiepfähle, die mit Rohrleitungen bestückt sind und Erdwärme an eine Geothermie-Anlage liefern. Dies ermöglicht eine energiesparende Heizung und Kühlung des Gebäudes.
Landgerichtspräsident Kemner hatte schon früher an dieser Stelle am Schreibtisch gesessen – als Schüler des Ostring-Gymnasiums, das dort früher stand und dessen Fassade in den Neubau integriert wurde. Dahinter befindet sich jetzt die Gerichtskantine. Sie heißt fortan aber „Casino“.
>>> INFO: Baustelle verzögerte sich deutlich
Fast fünf Jahre hat der Neubau gedauert, gut 1,5 Jahre länger als geplant. Ein Grund waren – letztlich unbegründete – Vergabebeschwerden, die Teile der Baustelle monatelang lahmlegten. Zudem platzte in der Heizungsanlage ein Wasserschlauch. Hinzu kamen unerfüllte Verträge.
Unter großen Druck wird der schon jetzt starke Verkehr rund um den Neubau geraten. Ein Parkhaus hat 460 Stellplätze für die Justizbeschäftigten. Für Besucher sollen Parkmöglichkeiten am Justizzentrum erst noch geschaffen werden.