Bochum. Mindestens 200 geförderte Wohnungen sollen jedes Jahr entstehen, um den aktuellen Bestand zu halten. Teilerlass der Tilgung macht Bau attraktiv.

Bochum braucht Wohnungen – in allen Größen und Preisklassen. Aber in keinem Segment ist der Bedarf so groß wie im sozialen Wohnungsbau. Binnen zwölf Jahren hat die Stadt die Hälfte ihrer mietpreisgebundenen Wohnungen verloren und hat derzeit gerade einmal noch 13 494 von ihnen.

Zugleich erfüllen mehr als 60 000 Haushalte die Voraussetzungen für den Bezug eines Wohnberechtigungsscheins. Das Papier muss derjenige nachweisen, der eine öffentlich geförderte Wohnung mit einer fixierten Miete von derzeit 5,55 Euro je Quadratmeter bewohnen möchte. Auf eine Sozialwohnung kommen also rein statistisch 4,5 Anwärter.

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Ein eklatantes Missverhältnis, für das es zwei wesentliche Ursachen gibt: Die meisten Sozialwohnungen wurden in den 1960er und 70er Jahren gebaut und rutschen nach und nach aus der Mietpreisbindung, die – ohne Verlängerung – in der Regel etwa für 25 Jahre besteht. Neue Sozialwohnungen wurden dagegen in der jüngeren Vergangenheit kaum noch gebaut.

Deutlicher Anstieg im Jahr 2016

„Der Markt war tot“, sagt Kai Müller vom Stadtplanungsamt. Das dauerhaft niedrige Zinsniveau habe den früheren Vorteil der Wohnbauförderung, die öffentlichen Kredite mit niedrigen Zinsen, zunichte gemacht. Erst neue Anreize, vor allem ein Teilerlass der Tilgung, machen den sozialen Wohnungsbau wieder attraktiv für Wohnungsgesellschaften wie die VBW oder Vivawest, aber auch für einzelne Investoren.

So kletterte die Zahl der geförderten Mietwohnungen in der Stadt von 2015 (142) auf 2016 (523) geradezu explosionsartig. Dazu trug auch der Bau von 258 Studentenwohnungen an der Universitätsstraße durch das Akademische Förderungswerk bei.

Quote für Sozialwohnungen

Dieses Niveau ist nicht zu halten. Nach der Baugenehmigung von 358 Sozialwohnungen im Vorjahr „sieht es so aus, als sollten wir die Zahl in 2018 nicht erreichen“,sagt Eckart Kröck, Leiter des Amtes für Stadtplanung und Wohnen. Immerhin wird es wohl für 200 Einheiten reichen.

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Das ist die Marke, die die Stadt im Rahmen ihres Handlungskonzepts Wohnen ausgegeben hat, um den Sturz des Sozialwohnungsbestandes zumindest zu stoppen. Per Ratsbeschluss wurde festgelegt, dass bei städtischen Neubauflächen 30 Prozent und bei privaten Grundstücken 20 Prozent Sozialwohnungen sein müssen – sofern mehr als 20 Wohnungen entstehen und die Stadt Baurecht schaffen muss.

VBW ist der größte Anbieter

Eine zentrale Rolle spielt dabei die seit jüngstem über die Stadtwerke mehrheitlich von der Stadt kontrollierte VBW Bauen und Wohnen. Sie ist mit etwa 12 600 Wohnungen der größte Anbieter auf dem Markt und ein zentrales Instrument, um gerade im geförderten Wohnungsbau die Ziele der Stadt umzusetzen.

Für dieses Jahr hat die VBW Neubaumaßnahmen in den Quartieren Flüssesiedlung (Grumme), Lennershof (Querenburg), Brantropstraße (Weitmar) und Voedestraße (Wattenscheid) angekündigt. Insgesamt sind 288 neue Wohnungen geplant, davon 118 öffentlich gefördert (41 Prozent). Das Investitionsvolumen beträgt etwa 100 Millionen Euro, davon entfallen auf die Baumaßnahmen am Lennershof 25 Millionen Euro. Dort soll Ende des Jahres mit dem Bau begonnen werden.

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