Bochum. Für die Triennale ist die Jahrhunderthalle ein wichtiger Spielort. Auf dem Vorplatz entsteht das Festivalzentrum – in einem alten Armeeflieger.

Im rustikalen Alt-Industrie-Ambiente der Dampfgebläsehalle im Westpark stellte Intendantin Stefanie Carp gestern die Höhepunkte ihrer ersten Spielzeit vor.

Die Pressekonferenz wurde von Medienvertretern aus ganz Deutschland besucht; im Fokus stand nicht nur die Vorschau auf die kommenden künstlerischen Taten, sondern auch die Intendantin selbst. Wie berichtet, war Carp in den letzten Wochen stark in die Kritik geraten (siehe Bericht im Hauptteil).

Zwei herausragende Programmpunkte

Aus Bochumer Sicht verspricht die Triennale, die am 9. August startet und bis zum 23. September dauern wird, vor allem zwei herausragende, ganz unterschiedliche Programmpunkte. Eine zentrale Produktion in Carps erstem Jahr ist die Musiktheater-Uraufführung „Universe, Incomplete“ mit Werken des US-Komponisten Charles Yves (1875-1954), Regie führt Christoph Marthaler, die musikalische Leitung hat Titus Engel.

Vorverkauf und  Infos im Internet

Das Programm der Ruhrtriennale liegt in Heftform vor, ist aber en detail auch im Internet abrufbar. Auf der Homepage www.ruhrtriennale.de finden sich alle Infos, auch Kartenvorbestellungen sind hier möglich.

Der Vorverkauf laufe gut, hieß es. Manche Aufführungen sind bereits ausverkauft, für viele gibt es noch Karten.

Die Aufführung (Premiere am 17. August um 17.30 Uhr) ist ein „dicker Brocken“. Ives „Universe Symphony“ gilt als eines der großen utopischen Werke des 20. Jahrhunderts und ist doch in Wirklichkeit ein aus Notizen, Skizzenblättern und Partiturseiten bestehendes Konvolut der Unvollständigkeit. Ausgehend von den tatsächlich komponierten Teilen eröffnen Marthaler & Co. in der Jahrhunderthalle einen szenisch-musikalischen Raum, in dem die Bochumer Symphoniker ebenso agieren wie Schauspieler, Tänzer und Sänger. Erwartet werden darf ein Gesamtkunstwerk, das sich über den gesamten Komplex, der eigentlich aus vier Hallen besteht, ausbreitet.

Stefanie Carp, Intendantin der Ruhrtriennale 2018-2020.
Stefanie Carp, Intendantin der Ruhrtriennale 2018-2020. © Ingo Otto

Wird Regisseur Marthaler also das Innere des gewaltigen Industriebaus mit Kunst und Leben füllen, so macht sich das Kollektiv „Raumlabor“ aus Berlin auf dem Außengelände ans Werk. Dort läuft der Aufbau der Installation „Third Space“, die am 16. August um 18 Uhr eröffnet wird. Es handelt sich um die künstlerische, aber auch ganz praktische Verfremdung eines ausrangierten Transall-Armee-Transportflugzeugs.

Bruchlandung oder Neukonstruktion? Die Frage wird bewusst offen gelassen: „Wir verstehen unser Projekt als Herstellungs- oder Reparaturbetrieb für den öffentlichen Raum“, so Marius Busch von „Raumlabor“. Einen Flugzeug-Torso habe man als Spielwiese ausgewählt, „weil die Jahrhunderthalle mit ihren flügelhaften Aufbauten auf uns wie das Empfangsgebäude eines Regionalflughafens wirkt“, so Busch.

Immer neu zusammengesetzt

Grundsätzlich gehe es darum, den öffentlichen Platz so zu bespielen, dass die Idee von Gemeinschaft mit neuen Inhalten gefüllt wird. „,Third Space’ ist ein Ort der Begegnung und der Entwicklung“, so Busch. Das Set aus verschiedenen Flugzeug-Bauelementen wird immer wieder neu zusammengesetzt; jedes Jahr zur Festivalzeit wird daran weitergearbeitet, überraschende Räume entstehen. Alles ist auf Mitmachen angelegt, es gibt Kurse, Workshops und Mitbau-Tage: Jede/r soll etwas finden, was er oder sie beisteuern kann. „Third Space ist Baustelle und Bar; informeller Treffpunkt und Platz für öffentliche Diskussion; Wohnzimmer und Akademie in einem. Kurz: unser Festivalzentrum!“, bekräftigt Intendantin Carp.