Bochum. . Bei Bochum Total feiern ab Donnerstag wieder hunderttausende Festivalfreunde. Wir haben unsere Highlights aus dem prallen Line-Up herausgesucht.
Einmal im Jahr wird die Bochumer Innenstadt zu einem schier unüberschaubaren, bunten Menschenmeer, einmal im Jahr schwitzen, singen und tanzen hier hunderttausende Musikfans vor den Bühnen: Donnerstag, 17 Uhr , fällt der Startschuss für Bochum Total, das stolz seinen Platz unter den größten kostenlosen Musikfestivals in Europa behauptet. Wir haben uns für Sie angeschaut, was wir auf keinen Fall verpassen möchten.
Meute: Sonntag, 20.45 Uhr, 1Live-Bühne
Blaskapelle trifft Techno: Meute (Foto oben) sprengt die Grenzen zwischen Volks- und elektronischer Musik. Mit Pauken und Trompeten, Saxofon, Trommeln und Marimba intonieren die elf Hamburger in zirkusähnlichen Uniformen Klassiker der Club-Szene.
Treibend. Expressiv. Ein ebenso durchgeknalltes wie geniales Crossover, das im Internet und auf Festivals abgeht wie Schmitz’ Katze. Kapellen wie LaBrass Banda und Moop Mama beherzigen einen ähnlichen Stil. Meute indes ist als Marching-Band einzigartig. Bochum Total kriegt den Marsch geblasen! (js)
The Frits meet Winnetou Koslowski: Freitag, 20.45 Uhr, Heinz-Bühne
„Macht euch ne Thermoskanne Bier warm, schmiert euch ne Knifte und kommt“ vorbei. Die Einladung zum endgültigen und jetzt wirklichen Abschiedskonzert der „Frits“ ist noch keine zwei Jahre alt, da tröten die „Silberrücken des Ska“ doch noch mal ins Saxophon. Ein unverhoffter Gruß aus den frühen Neunzigern! Rollerfahrer, England-Aufnäher, Jungs in Anzügen, die das Tanzbein schwingen wie ein Lasso.
Bochum Total: Der Riese unter den Festivals
Seit 32 Jahren ein Wochenende voller Wahnsinn: Als 1986 die Freunde Marcus Gloria (CoolTour) und Heri Reipöler (Radar) Bochum Total aus der Taufe hoben, wollten sie nur eine Auftrittsgelegenheit für ihre eigenen Bands schaffen. Zwischenzeitlich kam eine Million Zuschauer zum Open Air in der City, ein großer Wirtschaftsfaktor auch für die Stadt Bochum.
Aber die Frits kommen nicht aus London, sondern aus Wattenscheid und machten immer ihre ganz eigene Mischung, die sich vom genre-üblichen Ufftata abhob. Lange und wiederholt war Pause, einige Band-Mitglieder machen als „Winnetou Koslowski“ weiter Gute-Laune-Musik. Retro gut, alles gut. (tom)
Tim Kamrad: Samstag, 19.30 Uhr, 1Live Bühne
Neulich im Radio auf der Fahrt nach Hause gehört und erstmal baff. Bei jungen deutschen Sängern denkst du ja sofort an diese Jammerlappen-Seufzerei im WDR, bei der jeden Morgen der Milchschaum auf dem Cappuccino in sich zusammenfällt.
Und dann kommt da plötzlich frische Pop-Musik mit Groove und englischen Texten aus dem Lautsprecher, die dich in ihren besten Momenten, okay, sehr hochgegriffen, an Justin Timberlake erinnert. Tim Kamrad, 21, aus Velbert – ein Riesentalent. Gönn ich mir mal live. (fp)
Mia: Do., 20.45 Uhr, 1Live-Bühne
„Ich bin hier, weil ich hier hingehör’“, beginnt einer der bekanntesten Songs der Berliner Bühnenprofis „Mia“: „Tanz der Moleküle“. Der Elektropop lässt einen tanzen, die deutschen Texte singt man sofort mit.
Und Sängerin Mieze, Frontfrau, seitdem sich die Gruppe 1997 als Schülerband zusammenfand, liebt die Show. Da ist die Party garantiert, ob bei „Hungriges Herz“ oder „Mein Freund“: „Komm her und tanz mit mir!“ (mar)
Ben Redelings: Do., 20.45 Uhr, 1Live-Bühne
Der und sein VfL! Heimspiel für Ben Redelings – aber nicht im Ruhrstadion, dafür beackert der 42-jährige Fußball-Fachorganist sinnig, sinnig die Wortschatzbühne. Den „Legenden des Revierfußballs“ widmet sich der Bochumer, der lieber einen Hans Walitza trifft als eine Heidi Klum. WM? War was?!
Die „Geschichten vom Pöhlen, Pils und Pokalen entlang der B1“ sind sowieso spannender als das Nachtreten gegen Jogis Jungs – garstige Grätschen nicht ausgeschlossen. Nee, hier im Revier schlägt dem Fussek sein Herz. Total tolle Tüppen inklusive wie Pedda Neururer und seine Elefanten-Unterwäsche aus Aberglauben. Bochum-Ben, ich komm’ nach dir! (oh)
Escape With Romeo: Sa., 20.45 Uhr, Sparkassenbühne
Ein unverwechselbares Bassriff, die melancholisch gesungene Zeile „You should know that I never wait for somebody, somebody, somebody“ und drei Pianoakkorde – damit gelang Escape With Romeo 1991 ein ewigbleibender Hit auf den Tanzflächen der Düsterdiscos.
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Chef Thomas Elbern, der 1989 die ebenfalls erfolgreichen Pink Turns Blue verlies, lieferte seitdem kontinuierlich wundersam-schöne Gitarrensongs. Und in diesem Jahr spielt die Kölner Band ihre letzte Tournee, somit wird der Auftritt bei Bochum Total auch ein hoffentlich nicht allzu wehmütiger Abschiedsgruß. (how)
Chimprellas: Sa, 23.50 Uhr, Offstage - Rotunde
Die Chimprellas sind das Wildeste, was der nicht gerade handzahme Westen des Potts zu bieten hat: „Was’n das?!“ dürfte die häufigste Frage an die siebenköpfige Kunterbunt-Truppe sein, sobald sie losgelegt hat mit ihrer Mischung aus Ska, Punk und Balkanpop und diversen anderen Ethno-Beats.
Was das ist? Tja, Chimprellas halt. Jede noch so müde Party dürfte erst von den Socken und fünf Minuten später auf den Beinen sein, selbst wenn Mitternacht schon vorbei ist. (JD)