Bochum. 1986 veranstalteten Marcus Gloria und Heri Reipöler ein Straßenfest in der Innenstadt. Sie nannten es „Bochum Total“. Der Rest ist Geschichte.

Sie wollen nur spielen, damals, vor über 30 Jahren. „That’s it“ heißt die Kombo, für die Marcus Gloria eine Auftrittsmöglichkeit sucht. Immerhin will er Rockstar werden. Ebenso wie Heri Reipöler mit seiner Band „Nip in the bud“. Im Mandragora schmieden die 23-jährigen Studenten und Hobbymusiker die ersten Pläne für ein Kulturfest. Nichts Großes. Eher was für den Hausgebrauch. „Bochum Total“ soll es heißen. Im Sommer 1986 ist Premiere (zu den alten Zeitungsseiten). Der Rest ist Geschichte.

30 Jahre später nippt Marcus Gloria im WAZ-Gespräch just dort an seinem Cappuccino, wo alles begann: im Mandra. Sein Kumpel Heri, Chef der Agentur Radar, hat inzwischen das Zeltfestival Ruhr zum Erfolg geführt. Gloria ist mit seiner Cooltour-Agentur nach wie vor Kopf und Herz von BO Total.

„Unser Festival ist erwachsen geworden“, sagt der 53-Jährige. Mild lächelnd blickt er auf die Anfänge zurück, auf 1986, als ihm die Ruhrfestspiele Recklinghausen die Bühne für den Konrad-Adenauer-Platz und Wilfried Perner von der Ruhrlandhalle das Podest für den zweiten Spielort auf der Brüderstraße liehen.

20 Bands aus Stadt und Region spielten auf. „Gefühlt waren 100.000 Menschen da“, grinst Marcus Gloria. „In Wahrheit waren’s gerade 500.“

2000 Mark Miese zum Start

2000 Mark Miese machten Gloria und Reipöler zum Start. „Der Schmerz war groß. Aber der Ansporn auch.“ Denn sie ahnten: „Das kann etwas Dauerhaftes werden.“

Drei Männer trugen entscheidend dazu bei, dass die Übung im seinerzeit aufkeimenden Dreieck gelang: Kneipenkönig Leo Bauer ebenso wie Peter Schneller und Rainer Leiskau von der Stadtverwaltung. Sie und eine nicht enden wollende Riege weiterer Partner, Unterstützer trugen dazu bei, aus dem bescheidenen Straßenfest von einst Europas größtes Umsonst-und-draußen-Festival zu entwickeln.

Im Laufe von drei Jahrzehnten wartete es mit Bands und Künstlern auf, die wenig später zu nationalem, mitunter internationalem Ruhm gelangten. Silbermond, Seeed, Kraftklub, Boss Hoss, Wir sind Helden, Casper, Bosse, die H-Blockx, Joris oder Luxuslärm: Alle waren schon da. Für kleine Gagen. Mit überragendem Nachklang.

Bis zu einer Million Besucher

Für Marcus Gloria blieb der eigene Traum vom Rockstar unerfüllt. Und doch erfüllt ihn mit Stolz, was aus seinem Baby geworden ist. „Der Quantensprung gelang 1997 mit dem Einstieg von EinsLive. Wichtig war und ist dabei immer, dass wir uns von niemandem reinreden lassen. Auch deshalb waren wie nie darauf bedacht, Subventionen zu erhalten. Wir haben uns insbesondere über den Getränkeverkauf immer selbst finanziert.“ Frei nach Pipi Langstrumpf: Wir machen das was uns gefällt!

Bis zu einer Million Besuchern gefällt’s gleichermaßen. Die machen aus dem Festival längst einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Immerhin, ergab eine Befragung, gibt jeder Fan zwischen 35 und 50 Euro pro Tag aus.

Als Imageträger indes sieht Gloria noch jede Menge Luft nach oben. Bochum sei halt nicht so medienwirksam. „Wenn BO-Total in Köln stattfinden würde, wären wir in jedem Jahr in den ARD-Tagesthemen.“