Bochum-Ost/Süd. . Züchter wie Wolfgang Paszkowiak geraten zunehmend ins Visier der Tierschützer. Für eine Strafanzeige haben die Taubenfreunde wenig Verständnis.

Am Sonntag war Großkampftag bei den Taubenzüchtern im Revier. Der zweite Ruhrgebietsflug der Saison stand an. 25 000 Tauben wurden ab Osterhofen (Bayern) auf die 520 Kilometer lange Heimreise geschickt. Normalerweise hätten die Taubenväter wohl nur über diesen großen Wettkampf gesprochen. Doch seit einigen Tagen beherrscht ein ganz anderes Thema die Unterhaltungen: Wieder sind die Züchter ins Visier von Tierschützern geraten.

Peta, Deutschlands größte Tierrechtsorganisation, hat bei der Essener Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen die Veranstalter des Brieftaubenflugs „Ruhr.2017“ in Essen erstattet. Die Aktivisten werfen den Veranstaltern vor, „Tauben bewusst erhebliche und längere anhaltende Leiden zuzufügen und den Tod einer beträchtlichen Anzahl an Tieren billigend in Kauf zu nehmen sowie mutmaßlich nicht genehmigtes, öffentliches Glücksspiel zu betreiben“.

Veranstalter des Brieftaubenflugs Ruhr.2017 ist der Prof.-Dr.-Kohaus-Förderverein, der sein Büro im Hause des Deutschen Brieftaubenverbandes in Katernberg hat.

Hohe Verlustraten und Glücksspiel?

Diesem Verband gehört auch Wolfgang Paszkowiak als Mitglied der Reisevereinigung 05 Bochum an – seit 1954. Er und seine Mitstreiter fühlen sich von den Tierschützern verfolgt. „Die sind gegen alles, wollen unseren Sport kaputt machen“, sagt der 79-Jährige.

Die Vorwürfe von Peta kann er nicht verstehen. „Unsere Verlustrate bei den Preisflügen liegt bei fünf Prozent der aufgelassenen Tauben“, sagt Paszkowiak. Diese Zahl steht im krassen Gegensatz zu den 39 bis 88 Prozent, die Peta bei den Veranstaltungen in 2017 festgestellt haben will. „Am Sonntag habe ich 35 Tauben geschickt und eine leider verloren.“

Erfolgreicher Sonntag für die Paszkowiaks

Bei allem Ärger über die Klage der Tierschützer gab es für Wolfgang Paszkowiak und seine Familie am Sonntag dennoch Grund zur Freude. Eine ihrer Tauben gewann den zweiten Ruhrgebietsflug vor Vögeln von Günter Blücher (2. und 5.), der Schlaggemeinschaft Bolz/Bode und Bernhard Linek.

Zudem wurden Silbermedaillen ausgeflogen: Es gewann Dieter Miezal vor Bernhard Linek und der Schlaggemeinschaft Paszkowiak.

Man tue alles für die Sicherheit der Tauben, beteuert Wolfgang Paszkowiak, der die Taubenzucht mit seiner ganzen Familie betreibt. Vor den Preisflügen werde der Wetterbericht genau beobachtet und bei Unwettergefahr nicht gestartet. Auf der Fahrt zur Abflugstelle würden Ruhe- und Tränkzeiten genauestens eingehalten.

„Zeiten des Glücksspiels sind vorbei“

Dass einige Tauben nicht am heimischen Schlag ankämen, hat laut Paszkowiak vor allem mit der zunehmenden Population der Greifvögel zu tun. „In deren Nestern werden immer wieder Ringe von unseren Tauben gefunden.“

Auch für mögliches Glücksspiel sieht Wolfgang Paszkowiak keine Anhaltspunkte. „Ich weiß gar nicht, was die damit meinen“, sagt der Mann aus Laer. „Es wird keine müde Mark mehr auf die Tauben gesetzt. Diese Zeiten sind seit 20 Jahren vorbei.“ Im Gegenteil, er zahle jede Woche 30 Euro drauf.

Paszkowiak hat langsam Sorge um seine Leidenschaft, die er vom Opa und Vater übernommen hat. Wenn das so weitergeht, werde ich mein Hobby nicht mehr lange ausüben können.“ Doch vielleicht erledigt sich die Angelegenheit auch von ganz allein. „Es bröckelt ja eh bei uns. Es gibt keinen Nachwuchs mehr“, sagt Paszkowiak und scherzt: „Ich bin da mit meinen 79 Jahren noch in der Jugendgruppe.“