bochum-Gerthe. . Geplante Umgehungsstraße ist kein Thema mehr. Stadtteilplanung wird durch Workshops begleitet. Debatte um Verwaltungsgebäude Zeche Lothringen.
Gerthe soll wachsen. Nicht räumlich, sondern was die Zahl der Stadtteilbewohner anbelangt. „Zwischen 600 und 800 Wohnungen sollen dort entstehen. Das wären dann ungefähr 2000 Menschen mehr“, sagt Eckart Kröck. Für den Leiter des Amtes für Stadtplanung und Wohnen ist Gerthe derzeit einer der spannendsten Stadtteile.
Zusammen mit den Gerthern will er einen Wandel begleiten. Der Stadtteil soll ein anderes Gesicht bekommen. Die Idee einer Umgehungsstraße, der Westumgehung, ist vom Tisch. Dafür sollen eben unter anderem neue Wohnungen gebaut werden.
Keine hochherrschaftliche Planung
Viele Jahre wurde Gerthe mit dem Bergbau und mit der Zeche Lothringen in Verbindung gebracht. Der Bergbau ist dort lange Geschichte. Geblieben ist unter anderem das ehemalige Verwaltungsgebäude der Zeche Lothringen. „Die Debatte darüber war Anlass für uns“, sagt Kröck, „um uns mit dem Stadtteil genauer zu beschäftigen. Die Stadtteilplanung dort ist besonders reizvoll, weil es nicht einfach ist. Dort gibt es Menschen, die das Verwaltungsgebäude wollen, und Menschen, die es nicht wollen. Die haben nur keine Gesprächsebene gefunden. Wir haben dann die Frage gestellt: Was soll der Stadtteil morgen sein?“
Dabei war ihm wichtig, die Bürger mit ins Boot zu holen. „Wir wollten da keine hochherrschaftliche Planung von oben herab. Das hat es früher gegeben, das geht heute nicht mehr. Klar ist: man muss dennoch planen. Aber wir wollten zunächst nur Anregungen geben.“ Also gab es drei Bürger-Workshops. „Da traf Planung auf Wirklichkeit. Aus den Workshops haben wir reichlich Nektar gezogen.“ Heißt: Die Bürger hatten gute Ideen.
Essener Büro gewinnt Architekturwettbewerb
Beim ersten ging es um das Gebäude Lothringen. Der zweite beschäftige sich mit dem Einzelhandel vor Ort. „Beim dritten war der gesamte Stadtteil Thema“, sagt Kröck. „Dabei ging es auch um die Fragen: Was passiert mit dem Schulzentrum, was mit dem Stadtteiltreff?“
Beim Schulzentrum Gerthe gab es inzwischen zum Beispiel einen Architekturwettbewerb. Aktuell haben dort die drei Architekturbüros, die die ersten drei Plätze belegt haben, die Möglichkeit zur Nachbesserung ihrer Ideen. Auf Platz eins wurde ein Essener Büro gesetzt. Sollte sich dieser Vorschlag endgültig durchsetzen, würde Gerthe ein neues Gesicht bekommen.
Stadt startet Werkstattverfahren
Zur Zukunft des Stadtteils Gerthe haben die Stadt, Bochum Marketing und die Bochum Wirtschaftsentwicklung ein dreiteiliges Werkstattverfahren initiiert.
Der erste Workshop dazu fand im November 2016 statt, der dritte und letzte unter dem Motto „Perspektiven und Impulse“ am 8. Dezember 2017.
Angedacht haben die Essener Architekten ein 220 Meter langes Gebäude entlang der Heinrichstraße. Kröck nannte den Entwurf bei der Vorstellung im Technischen Rathaus „mutig“. Die Architektur des Neubaus sei „unheimlich einfach“ und zugleich „höchst kompliziert“. Angedacht ist, einen Treffpunkt für die Bürger des Stadtteils im Schulzentrum unterzubringen. „Das war den Menschen wichtig.“
Ausgerichtet an den Menschen
Insgesamt aber seien die Planungen für den Stadtteil „sehr geerdet“. Sie seien ausgerichtet an den Menschen, die da sind. „Aber es geht natürlich auch um neue Menschen, neue Bewohner des Stadtteils und um neues Gewerbe.“
Wann der Umbau startet, oder starten könnte, vermag Kröck nicht zu sagen. „Ich würde mich aber natürlich freuen, wenn wir dort die Infrastruktur voranbrächten. Ein Kita-Neubau zum Beispiel. Am besten wäre es, bereits jetzt mit Kita-Trägern zu sprechen.“