bochum. . Als Teil des Projekts „Kunst & Kohle“ zeigt Andreas Golinski im Kunstmuseum eine Rauminstallation von großer Wucht und zerschlagener Schönheit.
Beeindruckend, was der Essener Künstler Andreas Golinski in den letzten Wochen aus der großen Ausstellungshalle im ersten Stock des Kunstmuseums gemacht hat. Er hat sie komplett auf links gedreht. Die sonst helle, luftige, edle Anmutung des Saals weicht einer riesigen, dunklen, begehbaren Rauminstallation von stattlicher Wucht und zerschlagener Schönheit. „In den Tiefen der Erinnerung“ nennt er seine Installation, in der man auch Becketts „Endspiel“ aufführen könnte. So manchem Kunstfreund wird’s zur Eröffnung ab Samstag, 5. Mai, die Sprache verschlagen.
Als eines von 17 Ruhr-Kunst-Museen beteiligt sich auch das Bochumer Haus an dem Großprojekt „Kunst & Kohle“ zum nahenden Ende des Bergbaus im Revier. Ob dokumentarisch, poetisch oder abstrakt: Auf vielfältige Weise wird dem Abschied von der Kohle gedacht, die das Leben im Ruhrgebiet annähernd 300 Jahre lang prägte.
Keine Grubenlampe, kein Steigerlied
Aber Vorsicht: Wer sich dem Bochumer Beitrag nähert, sollte keine verklärte Rückschau auf Vergangenes erwarten. Grubenlampe und Steigerlied sucht der Besucher vergebens. Eher stellt der Künstler drängende aktuelle Fragen und zeichnet den Riss durch eine Gesellschaft nach, der das Verschwinden eines kompletten Wirtschaftszweiges zur Folge haben könnte. Verbitterung und Zerrissenheit sind zentrale Motive. „Der Bergbau steht als große Metapher“, so fasst es der stellvertretende Museumsleiter Sepp Hiekisch-Picard zusammen.
Ausstellung wird heute mit Party eröffnet
Die Ausstellung von Andreas Golinski wird heute (5.) um 19 Uhr im Kunstmuseum, Kortum-straße 147, eröffnet. Der neue Kulturdezernent Dietmar Dieckmann hält eine Eröffnungsrede.
Ab 20.30 Uhr gibt’s eine Party mit DJ Patrick Matzmohr. Zu sehen bis 16. September. Führungen finden jeweils sonntags (15 Uhr) sowie am ersten Mittwoch des Monats um 17 Uhr statt.
Multimedial und überaus abstrakt mit Bildern, Skulpturen und Video greift Andreas Golinski (nicht mit Museumschef Hans Günter Golinski verwandt) sein Thema auf. 1979 in Essen geboren, studierte Golinski in Basel, lebte in Italien, Belgien, Israel und mittlerweile wieder im Ruhrgebiet. Mit der Ära des Bergbaus beschäftigte er sich bislang am Rande: „Es sind eher die vielen Mythen, die sich um den Bergbau ranken, die mich oft angesprochen haben“, sagt er.
Neue Blickwinkel durch ungewöhnliche Hängung
Seine dunkel wirkende und labyrinthisch angeordnete Ausstellung gliedert sich in zwei Teile. Im Erdgeschoss hat Golinski Werke u.a. von Walter Pichler, Kasimir Malewitsch und Pierre Soulages kunstvoll angeordnet und erlaubt allein durch die ungewöhnliche Hängung neue Blickwinkel auf die Bilder.
Das Obergeschoss ist Golinskis eigene Spielwiese mit einer gewaltigen Rauminstallation aus mehr als 200 Metallplatten, einem Trümmerfeld und einem überraschend hellen, optimistisch stimmenden Schlusspunkt im hinteren Saal, der viel Raum für Assoziationen lässt. Für Kunstfans ein Muss. Neulingen auf dem schnell verwirrenden Feld der abstrakten Kunst sei geraten, eine der Führungen zu besuchen.