Bochum. . Zur zahnmedizinischen Untersuchung geht die WAZ-Familie gemeinsam. Der vierjährige Leo muss zum ersten Mal selbst auf den Behandlungsstuhl.
Regelmäßige Zahnarztbesuche im Kindesalter legen den Grundstein für gesunde Zähne im Erwachsenenalter – und manchmal helfen sie wohl auch bei der Berufswahl. Leo Kuriewicz jedenfalls scheint seine Feuerwehr- und Polizeipläne in dem Moment an den Nagel gehängt zu haben, als er seinem Bruder Anthony einen Sauger in den Mund stecken darf.
20 Minuten zuvor hatte der Vierjährige noch schreckensstarr auf dem Behandlungsstuhl gesessen. Der Vorsorgetermin, den die WAZ-Familie nach Möglichkeit gemeinsam wahrnimmt, ist sein erster Zahnarztbesuch. Da hilft es wenig, dass Dragi, der Zahnputzdrachen, erst neulich zu Besuch im Kindergarten war.
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Oder dass Leo sich längst allein die Zähne putzt. Und dass er diesen Ablauf genau erklären kann, während er mit dem Zeigefinger im Mund über seine Zähnchen reibt: „Erst hier putzen, dann ausspucken, dann hier putzen und ausspucken, dann wieder hier und nochmal ausspucken, …“
Geräte für Regen und Wind
Nein, das hier, der Behandlungsraum, der Stuhl, die Ungewissheit, was als nächstes passiert, ist etwas völlig anderes. Leo fühlt sich sichtlich unwohl. Doch Zahnärztin Dr. Melanie Volmer weiß, wie sie Kindern die Angst nimmt – sie zeigt Leo einfach ihre Werkzeuge: das Gerät, das „Regen und Wind“ machen kann und den „Schlürfi“. In einen Becher gibt sie etwas Wasser, das Leo wegsaugen darf. Doch der nimmt erst einmal einen ordentlichen Schluck.
„Ich habe also Regen und Wind und sogar eine Sonne“, sagt Melanie Volmer und schaltet die Lampe über dem Behandlungsstuhl an. Leo sperrt sofort den Mund weit auf. Die Untersuchung dauert keine zwei Minuten – „sehr schön geputzt“, lobt die Ärztin.
Notfallbehandlung im Urlaub
Anthony hat die Prozedur schon hinter sich, er kann also entspannt zusehen, während Bryan nun an der Reihe ist. Dass Anthonys Zähne vollkommen in Ordnung sind, hält sein jüngerer Bruder für eine Ungerechtigkeit: „Wo er doch die meisten Süßigkeiten von uns isst!“
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Bryan nämlich hat gleich zwei löchrige Zähne. Der eine hat ihm bereits in den Osterferien Probleme bereitet. „Am Abend hatte er Kopfschmerzen und am nächsten Tag eine dicke Wange“, erzählt Mama Susan. Also Notfallbehandlung im Urlaub. Seitdem hat Bryan zwar keine Schmerzen mehr, aber Melanie Volmer soll heute entscheiden, wie es mit dem kaputten Zahn weitergeht. Weil es sich um einen Milchzahn handelt, kann die Ärztin Entwarnung geben: So lange Bryan keine Beschwerden habe, müsse nichts gemacht werden. Allerdings bekommt der Zehnjährige einen Arbeitsauftrag: Ordentlich an dem kaputten Zahn wackeln, damit er bald von selbst herausfällt. „Bin dabei", nuschelt Bryan.
Ein Loch im Milchzahn
Mit einem Spiegel in der Hand erhält er anschließend eine Führung durch sein Gebiss. „Das hier sind Milchzähne, an denen darfst du wackeln“, erklärt die Ärztin. „Das ist ein bleibender Zahn, der muss also auch bleiben.“
Anschließend geht es für Bryan noch zum Röntgen: Die Ärztin will kontrollieren, ob alle bleibenden Zähne richtig angelegt sind.
Handschuhe als Belohnung
Für Susan würde heute eigentlich ein größerer Eingriff auf dem Programm stehen, doch sie muss noch auf das OK ihrer Krankenkasse warten. Und wo ist Papa Hannes abgeblieben? Termine, Termine, Termine. „Momentan ist er wirklich stark eingespannt“, sagt Susan, „da klappte das heute auch nicht.“ Vielleicht hatte er ja auch einfach nur Angst vorm Zahnarzt?
Falls es so ist, wird ihm sein Jüngster die schon zu nehmen wissen. Der darf jetzt nämlich, zum krönenden Abschluss, den „Schlürfi“ halten, während Anthonys Zähne eine Schutz-Versiegelung erhalten. Zahnarzthelferin Tugba Dasiyici führt seine Hand – Leo ist hochkonzentriert bei der Sache. Als alles geschafft ist, holt sich der Vierjährige seine Belohnung ab: ein paar weiße Einmal-Handschuhe, die ihm zwar viel zu groß sind, die er am liebsten aber gar nicht mehr ausziehen möchte.
Kindern frühzeitig die Angst nehmen
Um zu vermeiden, dass Kinder Angst vor dem Zahnarztbesuch haben, sollten Eltern sie so früh wie möglich mit dorthin nehmen, empfiehlt die Zahnärztin Dr. Melanie Volmer. „Erst einmal nur zum Zugucken und natürlich nur, wenn kein größerer Eingriff ansteht.“ Eine harmlose Kontrolluntersuchung bei den Eltern oder auch Geschwistern zeige den Kleinen, dass sie sich nicht fürchten müssten.
Generell könne es auch bei späteren Besuchen hilfreich sein, wenn Kinder gemeinsam mit ihren Geschwistern zur Untersuchung kämen, so Volmer. Bei der ersten Kontrolluntersuchung geht Melanie Volmer mit Kindern besonders behutsam um. Den Bohrer würde sie nur im Notfall benutzen – denn der erste Zahnarztbesuch soll nach Möglichkeit keine unangenehmen Erinnerungen hinterlassen. Stellt sie bei der Erstuntersuchung fest, dass ein Eingriff notwendig ist, versucht sie immer, dafür mit den Eltern einen zweiten Termin auszumachen.
Allgemein beobachtet die Ärztin, dass Eltern zunehmend ein Bewusstsein für die Bedeutung der Vorsorge entwickeln. „Viele wissen heute, wie wichtig es ist, Kinder früh an eine vernünftige Zahnreinigung heranzuführen.“