Bochum. Gute Bildung bedeutet weniger Impfbereitschaft. Der Bochumer Gesundheitsberichterstatter Michael Sprünken spricht über Gründe und Gefahren.

Teil unserer Serie zur Stadtteilstatistik in Bochum war der Masernimpfschutz bei Kindern zum Einschulzeitpunkt. Über die Bedeutung der Impfquote sprach Linda Heinrichkeit mit Michael Sprünken, Geschäftsführer der kommunalen Gesundheitskonferenz und Gesundheitsberichterstatter der Stadt.

Herr Sprünken, in Harpen/Rosenberg sind 98,1 Prozent der Kinder gegen Masern geimpft, in Querenburg sind es nur 86 Prozent. Woran liegt dieser Unterschied?

Anders als bei manchen anderen Gesundheitskennzahlen greift hier der Bildungsstatus als Begründung nicht. Bildungsferne Kinder sind häufiger adipös, aber nicht seltener geimpft. Die Impfquote ist bei Familien mit hoher Bildung sogar am niedrigsten.

Michael Sprünken (rechts) wirbt mit Alexander Kutsch und Anna Lottermoser für die Gesundheitswochen.
Michael Sprünken (rechts) wirbt mit Alexander Kutsch und Anna Lottermoser für die Gesundheitswochen. © Gero Helm

Warum entscheiden sich Eltern gegen das Impfen ihrer Kinder?

Manche Kinder können aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden. Manche Eltern vergessen die Impfung schlichtweg. Bei Mumps, Masern und Röteln entscheiden sich aber auch einige Eltern bewusst gegen eine Impfung.

Woran liegt das?

Da spielt die Frage eine Rolle: Kann ich mir als Eltern erklären, wozu die Impfung nutze ist? Gegen Tetanus sind zum Beispiel mehr als 98 Prozent der Kinder geimpft. Diese Krankheit holt man sich beim Spielen draußen, das leuchtet Eltern ein. So genannte „Kinderkrankheiten“ wirken für manche niedlich. Wir müssen aber plausibel machen, dass sie gefährlich sind.

Sind die Bochumer Zahlen zur Impfquote besorgniserregend?

Nein. Bei Masern ist eine Durchimpfungsquote von 95 Prozent formuliert, damit die Weitergabe des Erregers unterbunden wird. In Bochum haben wir 93 Prozent. Hinzu kommen aber 4,8 Prozent, die einmal gegen Masern geimpft wurden und nur die zweite Dosis nicht bekommen haben.

Macht das einen Unterschied?

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Bei manchen Menschen funktioniert die erste Impfung nicht. Deswegen ist die zweite wichtig. Jahrelang galt allerdings eine Empfehlung für nur eine Impfung.

Und die 86 Prozent in Querenburg, sehen Sie da Handlungsbedarf?

Nein. Es gibt in Bochum keinen Ortsteil, in dem wir besonders vorgehen müssten. Wichtig ist natürlich, Flüchtlinge über Impfungen aufzuklären. Aber, um es in Zahlen deutlich zu machen: In Querenburg sind nur vier Kinder gar nicht gegen Masern geimpft. In ganz Bochum sind es bei der Einschulung weniger als 50. Wir haben in der Grundschule die beste Durchimpfungsquote. Danach lässt sie nach, weil viele Erwachsene ihre Impfungen nicht auffrischen lassen – bei Masern ist das aber auch nicht nötig.

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>>> INFO: Keine 100-Prozent-Quote möglich

Auf eine 100-prozentige Durchimpfungsquote komme man nie, sagt Michael Sprünken. „Es gibt immer Gründe gegen eine Impfung, zum Beispiel Unverträglichkeiten mit einem Wirkstoff.“

  • Wenn sich Eltern gegen Impfungen entscheiden, dann am ehesten gegen die Masernimpfung, die in der Regel mit der gegen Mumps und Röteln, manchmal auch Windpocken kombiniert wird.