Bochum/Essen. Bei einem Unfall in Hessen starben drei Mitglieder eines Essener Rollstuhlhockey-Clubs, darunter ein Lehrer und Ex-Schüler einer Bochumer Schule.

Die Förderschule am Haus Langendreer in Bochum trauert um einen langjährigen Lehrer und ehemaligen Schüler. Sie starben bei einem Verkehrsunfall in Hessen. Dabei kam auch der Vater des Schülers ums Leben.

„Wir alle sind fassungslos“, sagt Schulleiter Frank Zöllner. 30 Jahre arbeitete der verstorbene 59-Jährige als Sportlehrer an der Förderschule für körperbehinderte Kinder und Jugendliche. Stets habe er sich auch privat der Sorgen der Schüler angenommen, so Zöllner. Trotz einer selbst gewählten Auszeit in diesem Schuljahr („Sabbatjahr“) sei er immer wieder in Langendreer gewesen – „zuletzt noch vergangene Woche“.

Lehrer hat Hockey-Sport aufgebaut

Mit großem Engagement baute der Pädagoge den Rollstuhlhockey-Sport an der Hauptstraße auf. Dafür war er Experte: In seiner Freizeit trainierte er die Bundesligamannschaft der „Ruhr-Rollers“ des Traditionsvereins Tusem Essen.

Am vergangenen Samstag ist der Castrop-Rauxeler in einem Kleinbus auf dem Weg zu einem Auswärtsspiel in Offenbach. Mit im Fahrzeug: Torhüter Alex (18), der zehn Jahre Schüler in Langendreer war und nun eine Dortmunder Gesamtschule besucht, und dessen Vater Dirk (55), der als Betreuer im Verein tätig ist.

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Um 9.30 Uhr kommt es zur Katastrophe. Ein Lkw-Fahrer aus der Slowakei, berichtet die Polizei, durchbricht in einem Baustellenbereich auf der A45 nahe des Autobahnkreuzes Wetzlar aus noch ungeklärter Ursache die Mittelleitplanke, gerät auf die Gegenfahrbahn und kracht gegen den Ford Transit mit dem Tusem-Team.

Der Lehrer und der Vater sterben am Unfallort. Der 18-Jährige wird noch in eine Klinik gebracht, erliegt dort aber wenig später seinen schweren Verletzungen. Der Lkw-Fahrer (52) kommt mit leichten Blessuren davon. Die Ermittlungen der Polizei Mittelhessen dauern an.

Trauer-Zeremonie nach den Osterferien

Von einer „Tragödie, auch für die Familien und deren Angehörige“, spricht Tusem-Präsident Frank Schienbein. „Rainer hat so viel für unseren Verein getan. Diese Lücke wird nie zu schließen sein“, sagt Abteilungsleiter Peter Kalthoff. „Unsere Gedanken sind bei der Frau und bei den zehn- und 16-jährigen Kindern unseres Kollegen“, erklärt Schulleiter Frank Zöllner, der plant, unmittelbar nach den Osterferien in einer Trauer-Zeremonie der gesamten Schulgemeinde Abschied von dem beliebten Lehrer und dem verstorbenen Ex-Schüler zu nehmen.

Das Meisterschaftsturnier wurde am Samstag wie geplant beendet. Erst am Nachmittag hatte die Tusem-Mannschaft von dem Unfall erfahren. Dennoch wurden die letzten zwei Spiele angepfiffen: „im Gedenken an unsere Toten“, so Ruhr-Rollers-Chef Peter Kalthoff.

Marvin Reinke erinnert an die Verstorbenen seines Sportvereins 

„Ich weine nur noch“: Marvin Reinke trauert um seine Vereinskameraden bei den Ruhr-Rollers Essen. Der Weitmarer, der dank einer WAZ-Spendenaktion 2017 den Hockeysport mit einem PS-starken Rollstuhl fortsetzen darf, kannte die Opfer des Unfalls in Hessen seit Jahren. WAZ-Redakteur Jürgen Stahl sprach mit dem 17-Jährigen.

Welche Beziehung hattest Du zu dem verstorbenen Trainer?

Marvin Reinke: Ich habe Rainer unendlich viel zu verdanken. Er hat mich zum Rollstuhlsport gebracht. Damit hat er mich aus den Depressionen geholt und mir in schweren Zeiten meinen Lebensmut wiedergegeben. Er war so optimistisch, ein echter Freund, hatte immer ein Lachen im Gesicht.

Kanntest du auch den verstorbenen Alex?

Klar, wir haben häufig zusammen trainert. Auch er war trotz seiner schweren Erkrankung ein lebensfroher Mensch – genau wie sein Vater, der sich toll für den Verein engagiert hat. Das tut alles so weh.

Machst du weiter?

Rainer wollte mich mit meinem neuen Rolli in die 1. Mannschaft holen. Dann hätte ich vielleicht in dem Kleinbus gesessen. So aber mache ich natürlich weiter. Am 15. April haben wir das nächste Spiel. Dabei sind wir nur für die Verstorbenen auf dem Feld.