Bochum. . Fallzahlen haben sich stark erhöht. Die Polizei erklärt dies mit immer größeren Autos und zu kleinen Parkbuchten. Aufklärungsquote: 42,9 Prozent.
Tatort Supermarkt-Parkplatz: Ein Autofahrer kurbelt mehrfach rechts und links – und plötzlich macht es peng! Das Nachbarauto hat jetzt einen kleinen Kratzer. Immer mehr Autofahrer hauen in so einer Situation einfach ab, ohne sich zu kümmern. Die Zahlen stiegen im vergangenen Jahr in der Stadt Bochum um 256 auf 3111 Fälle an.
Hauptkommissar Volker Reinhardt ist einer von 20 Beamten, die auf der Spur der Täter sind. Unfallflucht ist eine Straftat und kann mit Geldstrafe, Fahrverbot oder im Extremfall sogar mit Haft bis zu drei Jahren bestraft werden.
Immer größere Autos unterwegs
Reinhard erklärt den massivem Anstieg der Fälle damit, dass es immer mehr größere Autos (SUV) gibt, die Parkbuchten aber nicht mitgewachsen sind. Und: „Die Leute zeigen sehr viel an.“ Mehr als früher. Der Ermittler nennt als Beispiel einen stecknadelgroßen Kratzer an einer Zierleiste. „Was sollen wir da ermitteln?“ Die Aufklärungsquote lag 2017 bei 42,9 Prozent.
Unfallverursacher flüchten, weil sie sonst in der Versicherung hochgestuft werden, den Pkw nur geliehen oder Alkohol im Blut haben. Reinhardt fällt auch auf, dass viele Ältere nach einem Unfall einfach wegfahren.
Werden Verursacher trotzdem erwischt, behaupten viele: Ich habe den Unfall nicht bemerkt. Aber das stimmt nur selten. „Wenn der Fahrer nicht abgelenkt ist durch laute Musik oder schreiende Kinder, merkt man das“, sagt Reinhardt.
Polizei ist auf Hilfe von Zeugen angewiesen
Um die Täter zu ermitteln, braucht die Polizei vor allem Zeugen. Schon ein Teil des Kennzeichens kann helfen. Dann wird über das Kraftfahrtbundesamt nach in Frage kommenden Nummernschildern gesucht. „Manchmal sind es zehn, manchmal 100. Wenn es 100 sind, schaffen wir es nicht, alle Pkw anzusehen. Wenn es zehn sind, laden wir die Halter vor und sehen uns alle Fahrzeuge an.“ Wurde bei dem Unfall auch ein Mensch verletzt, werden mehr vorgeladen.
Nach Unfall sofort den Notruf 110 anrufen
Wer einen Unfall verursacht, auch einen winzigen, muss sofort 110 anrufen oder direkt zur Wache fahren. Einen Zettel zu hinterlassen, reicht nicht.
Bei Unfallfluchten mit Personenschäden sehen die Zahlen viel besser aus. Die Fallzahl sank in 2017 um 20 auf 37 ab. Die Aufklärungsquote stieg um zehn Prozentpunkte auf 89,2 Prozent.
Gibt es gar keine Zeugen hat die Polizei meist schlechte Karten. Wenn aber doch, klebt die Polizei mit einer „Spurfixfolie“ die verdächtige Stellen an den Autos ab und vergleicht den Farbabrieb. Zusätzlich benutzt sie ein PC-Programm für digitale Bildüberlagerung: Damit wird millimetergenau ermittelt, ob Schadensspuren zweier Autos zusammenpassen. Ein großer Vorteil ist auch die Videoüberwachung von Parkplätzen wie im Ruhrpark.
Für Geschädigte ist Unfallflucht immer ein Ärgernis
Für die Geschädigten ist eine ungeklärte Unfallflucht ein großes Ärgernis, denn sie bleiben auf dem Schaden sitzen. Die Lackierung eines Stoßfängers koste zwischen 700 und 800 Euro, sagt Günter Radi von der Bochumer Werkstatt Barnewold. Ist zusätzlich ein Seitenwandteil beschädigt, „dann sind Sie ruckzuck bei 1500 Euro“. Selbst Vollkasko-Versicherte müssen meist 300 Euro Selbstbeteiligung zahlen.