Bochum. . 42 Mal krachte es in 2017 pro Tag auf Bochumer Straßen, rein statistisch. Dennoch ist die Polizei „stolz“, dass es relativ wenig Verletzte gab.
Deutlich mehr Unfälle, mehr Unfallfluchten, aber auch deutlich weniger Verletzte. Das ist ein Fazit der Verkehrsunfallstatistik 2017. Weil die Polizei den Erfolg ihrer Sicherheitsarbeit aber an der Anzahl der Verletzten misst, war Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier durchaus „stolz“ auf ihre Kollegen.
Denn seit elf Jahren in Folge war die Bochumer Polizeibehörde (mit Witten und Herne) im vorigen Jahr diejenige in ganz NRW, in der gemessen an der Bevölkerungszahl am wenigsten Verkehrsteilnehmer verletzt oder getötet worden sind.
Es kracht 42 Mal pro Tag
„Da sind wir landesweit die Nummer 1. Das ist eine Leistung, die wir uns als Polizei aber nicht allein auf die Fahnen schreiben.“ Auch Sicherheitspartner wie etwa die Stadt hätten ihren Anteil daran.
Trotzdem krachte es 2017 rein statistisch gesehen 42 Mal pro Tag auf Bochumer Straßen, so häufig wie seit Jahren nicht. Die Polizei erklärt dies damit, dass deutlich mehr Autos unterwegs sind und diese auch immer weitere Strecken fahren.
Im Jahr 1970 wohnten im ganzen Polizeibezirk 708 500 Menschen, dazu gab es 160 310 Kraftfahrzeuge. 2017 jedoch lebten nur noch 618 475 Menschen hier – mit 396 165 Fahrzeugen.
Unfallflucht ist ein Dauerproblem
Ein Dauerproblem bleibt das Thema Unfallflucht. 3111 Fälle zählte die Polizei im vorigen Jahr nur in Bochum: 256 mehr als im Jahr 2016. Viele Verursacher blieben unentdeckt.
Wenn aber jemand verletzt worden war, sieht es für die Geflüchteten nicht gut aus. Von den 37 Unfällen mit Verletzten, nach denen der Verursacher im Vorjahr abgehauen ist, ohne sich zu kümmern, konnte die Polizei fast 90 Prozent aufklären. „Wir erwischen sie fast alle“, sagte Polizeidirektor Uwe Bogumil.
Senioren sind häufiger in Unfälle verwickelt
Am meisten Unfälle gab es 2017 an der Riesenkreuzung Harpener Hellweg/Castroper Hellweg/Sheffieldring. Sechsmal hat es dort gescheppert, zweimal mehr als 2016. Den deutlichsten Zuwachs erlebte die Kreuzung Bahnhofstraße/Fritz-Reuter-Straße in Wattenscheid: Dort rummste es in 2017 fünfmal. 2016 gab es dort keinen einzigen Unfall.
Die meisten Unfälle – gemessen am Bevölkerungsanteil – wurden von Verkehrsteilnehmern in der Altersgruppe 18 bis 64 verursacht. Dennoch sagt die Polizei, dass der Gruppe ab 65 Jahren „hinsichtlich ihrer Rolle als Opfer wie auch Verursacher eine stärkere Bedeutung zukommen wird“.
In 2017 stieg der Anteil der durch Senioren verschuldeten Unfälle mit Personenschaden in Bochum von 13,6 auf 15,6 Prozent. Für ältere Nutzer eines Pedelecs (Fahrrad mit Akku) empfiehlt Polizeidirektor Bogumil ein Fahrsicherheitstraining.
Handy-Gucker gehören zum Alltag
Zum „Alltag“, so die Polizei, gehören Fußgänger mit Blick aufs Handy. Schwere Unfälle gab es durch diese Ablenkung zwar nicht. Dennoch warnt die Polizei weiter davor. Präsidentin Wittmeier weiß aber, dass das Handy für junge Leute „ein fester Begleiter ist“. Appelle, dies unterwegs in der Tasche zu lassen, seien daher „ein bisschen wie gegen Windmühlen-Kämpfen“.
Sieben Menschen verloren ihr Leben
Fünf Menschen wurden im vorigen Jahr auf Bochumer Straßen und Straßenbahngleisen getötet – drei mehr als in 2016. Außerdem starben zwei Männer (25, 26), als sie Gleise der Deutschen Bahn überquerten. 60 788 Verkehrsteilnehmer in Bochum wurden bei Kontrollen erwischt und sanktioniert (Tempo, Alkohol, Handy etc.).