Bochum. . Die Frau, die auf dem Blumenfriedhof vergewaltigt worden ist, ging nachher gemeinsam mit dem Täter zur Castroper Straße – unter „Todesangst“.

„Sie hatte Todesangst“, sagt Oberstaatsanwalt Paul Jansen. Die 33-jährige Bochumerin, die am Morgen des 18. Februar, ein Sonntag, auf dem Blumenfriedhof vergewaltigt worden ist, war zuvor mit dem Kopf wuchtig auf den Boden geschlagen worden.

Nach der Tat, verletzt und teilweise entkleidet, ging sie zusammen mit dem Täter zur Aral-Tankstelle an der Castoper Straße. „Das mag sich paradox anhören“, sagt Jansen, aber sie habe versuchen wollen, den Täter unter Kontrolle zu bekommen und „beschwichtigend auf ihn einzuwirken“. „Ihr Bestreben war es, unter Leute zu kommen.“

Opfer und Täter kannten sich vorher nicht

An der Tankstelle trennten sich dann ihre Wege. Der Täter stieg in ein Taxi ein, die Frau wandte sich an einen Mitarbeiter der Tankstelle, ließ sich ein Handy geben und rief damit einen Verwandten an.

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Opfer und Täter kannten sich vorher nicht. Sie hatten sich erst bei oder nach dem Besuch des Bermuda-Dreiecks kennengelernt und beschlossen, den Heimweg gemeinsam zurückzulegen und den Friedhof als Abkürzung zu nutzen, so Jansen.

Der einschlägig vorbestrafte Tatverdächtige (30) war in der Nacht Gast in einem angesagten Musikclub gewesen. Dort war ihm seine Jacke abhanden gekommen, so dass er trotz Kälte ohne sie nach Hause musste.

Disco-Besitzer hilft der Polizei

Wie der Besitzer des Clubs dieser Zeitung sagt, habe der Mann die Jacke hinter eine Tür geklemmt, weil die Garderobe wegen der vielen Gäste völlig überladen gewesen sei. Zwei Tage später rief der Gast bei der Disco an, um zu fragen, ob seine Jacke wieder aufgetaucht sei. Das war nicht der Fall.

Durch den Anruf hatte der Disco-Chef aber dessen Rufnummer im Handy-Display. Die reichte er tags darauf an die Kripo weiter, als die Beamten zur Vernehmung erschienen. Auch durch den Taxifahrer konnte der Tatverdächtige ermittelt werden. (B.Ki.)

SPD-Abgeordnete wollen Antworten vom Innenminister 

Die drei Bochumer SPD-Landtagsabgeordneten Carina Gödecke, Serdar Yüksel und Karsten Rudolph haben am Donnerstag gemeinsam auf die jetzt bekannt gewordenen Umstände einer möglichen Vertuschung rund um eine Vergewaltigung auf dem Blumenfriedhof reagiert.

Auf der nächsten Sitzung des Innenausschusses des Landtags will Serdar Yüksel, der stellvertretendes Mitglied in diesem Gremium ist, den Vorfall zur Sprache bringen. „Es geht darum zu erfahren, warum keine Information der Öffentlichkeit stattgefunden hat.“ Innenminister Herbert Reul (CDU) müssten entsprechende Fragen gestellt werden. Außerdem sei es wichtig, einmal genau hinzuschauen, wie denn das KURS-Programm, das vom Landeskriminalamt (LKA) in NRW geführt werde, im Einzelnen funktioniere, und ob es dort möglicherweise Nachbesserungsbedarf geben könne.

Alle drei Bochumer SPD-Abgeordneten hatten erst am Mittwoch aus den Medien von der Vergewaltigung und vom Versuch der Polizei, dieses Verbrechen zunächst nicht an die Öffentlichkeit zu geben, erfahren. Sie sind sich einig darin, dass das ganze Verfahren und die Umstände nun auch ein parlamentarisches Nachspiel in Düsseldorf haben müssen. (mike)