Im KGV Bochum-Riemke e.V. surft man kostenlos im Internet. Wie die Kleingärtner mit Freifunk-Technik knapp 90.000 Quadratmeter vernetzten.

Der Kleingärtnerverein Bochum-Riemke e.V. ist schon ein wenig stolz, auf seine besonders in der Sommerzeit gepflegten Parzellen – und auf sein WLAN-Netz. Etwa drei Viertel der Anlage an der Tippelsberger Straße sind seit letztem Jahr miteinander vernetzt.

Das sind knapp 380 Parzellen auf insgesamt 90 000 Quadratmetern. Neben Schüppe und Rosenschere, sieht man die Schrebergärtner nun immer häufiger mit Tablet und Smartphone.

Generationenwechsel ein Grund für Netzwerk-Idee

„Der Vorstand war sofort von der Idee begeistert, ein eigenes Netzwerk aufzubauen“, erzählt Marek Nierychlo, der sich um die Technik kümmert und das Projekt mit vorangetrieben hat. Grund dafür war auch die steigende Nachfrage junger Familien und ein Blick in die Zukunft der Kleingärtnerei.

Fakten zum Freifunk-Netz

Förderung

150 000 Euro Förderung stellt das Land NRW für Freifunk-Initiativen bereit. 2017 war ein Rekordjahr: 142 821 Euro wurden ausgeschüttet.

Geschwindigkeit

6 Mbit/s schnell ist das Freifunk-Netz bei den Kleingärtnern in Riemke. Je nach Knoten und Auslastung sind in Bochum fünf mal so schnelle Geschwindigkeiten möglich.

Private Internetleitung

25 Mbit/s: So schnell sollte Ihre private Internetleitung mindestens sein, wenn sie Freifunker werden wollen.

Stromkosten

13 Euro an Stromkosten fallen für den Betrieb eines Routers im Jahr an.

Wattzahl

3-10 Watt verbraucht ein einfacher Freifunk-Router.

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„In den Kleingärten vollzieht sich allmählich ein Generationenwechsel. Für junge Leute ist der Internetzugang in den Parzellen ein wichtiger Anreiz, zu uns zu kommen“, weiß Vorsitzender Manfred Arnold.

Ins Rollen gebracht hat das ganze Projekt Freifunker André Kasper. Seine Wohnung liegt nur 100 Meter entfernt, mit bester Sicht auf das Gelände. 2015 ist er einfach mal rübergegangen und hat gefragt, ob er nicht etwas von seiner Internetverbindung zur Verfügung stellen könne.

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Da gäbe es so eine Möglichkeit einen kostenlosen Internetzugang einzurichten – drahtlos. Dass der Vorstand direkt so wohlwollend reagieren würde, hätte Kasper allerdings nicht gedacht. Der deutsche Kleingärtner gilt ja nicht gerade als Freund von Veränderungen.

Pflanzen sind Funksignal-Störer

„Viele haben sich am Anfang schon gefragt, wofür sie das brauchen“, erzählt Marek Nierychlo. „Mittlerweile wissen aber alle zu schätzen, dass ihnen jederzeit das Internet kostenlos zur Verfügung steht.“ Gerade Ältere würden zuhause immer mehr im Netz surfen und ein Smartphone besitzen, hätten aber nicht unbedingt eine mobile Internet-Flatrate, so Nierychlo.

Doch bis der Traum vom eigenen Garten-Netz in Erfüllung gehen konnte, gab es einige Herausforderungen zu meistern. Hinderlich war besonders das Grün in der Anlage. Hecken, Obstbäume, Pflanzen und Co. speichern viel Wasser und erwiesen sich damit als unerwünschte Störquellen für die Funksignale des WLAN-Netzes..

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Aufgrund der Größe des Geländes, bedurfte es dabei zudem einer besonderen technischen Lösung: „Es mussten zunächst weitere Anwohner in den umliegenden Wohnungen gefunden werden, die in die Anlage senden“, sagt Manfred Arnold. Als die gefunden waren, wurden zusätzlich Verstärker installiert und Antennen auf Strom- und Fahnenmasten angebracht, um die Signale über das große Gelände zu verteilen.

Nur 160 Euro investiert

Die Kosten blieben überschaubar: „Insgesamt mussten wir einmalig 160 Euro für die Verstärker investieren“, sagt Vorsitzender Manfred Arnold. Die Pächter der sechs Parzellen, die die Stromversorgung stellen, zahlen aktuell etwa 7 Euro Stromkosten im Jahr. „Das wird nicht umgelegt, sondern gerne für die Gemeinschaft übernommen“, sagt Arnold.

In fünf Schritten zum Freifunker

1. Den geeigneten Router finden

Die Freifunker empfehlen Geräte der Marke TP-Link. Zum Beispiel die Modelle WR841N und WR841ND.  Die Router kosten im Handel zwischen 15 und 20 Euro.

2. Mit dem Computer verbinden

Mit dem Computer verbinden:  Zunächst das Gerät mit Strom versorgen und dann mit LAN-Kabel (meist beiliegend) an den PC anschließen.

3. Firmware herunterladen

Firmware herunterladen: Auf den Seiten der Bochumer Freifunker findet sich für jeden unterstützten Router eine passende Betriebssoftware (Firmware). Die entsprechende Datei kann unter  http://build.freifunk-bochum.de/stable/factory/ heruntergeladen werden. Hierbei sollte man auf die Version seines Gerätes achten. Das verrät ein Aufkleber auf der Unterseite des Gehäuses.

4. Firmware aufspielen

Öffnen Sie Ihren Browser und geben Sie die Adresse http://192.168.0.1 ein. Bei den meisten Herstellern rufen Sie so die Benutzeroberfläche Ihres Routers auf. Suchen Sie unter dem Menüpunkt „System“ den Bereich „Firmware Upgrade“. Wählen Sie dort die geladene Datei aus Schritt 3 aus und klicken auf „Upgrade“. Die neue Firmware wird installiert. Das Gerät startet neu.

5. Knoten benennen und Daten eingeben

Nach dem Neustart ist das Gerät über eine neue Adresse  (http:// 192.168.1.1) zu erreichen. Nun erscheint eine Oberfläche. Das meiste ist voreingestellt. Sie können dort auch individuell definieren, wie viel Sie von Ihrer eigenen Bandbreite zur Verfügung stellen wollen (empfohlen sind 10 Mbit/s). Sie müssen nun noch eine E-Mail hinterlassen, damit bei technischen Problemen eine Kontaktmöglichkeit besteht. Und Sie können ihrem Hotspot nun einen Namen  geben. Geschafft!

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Zwei Jahre haben Freifunker und Kleingärtner insgesamt getüftelt bis alles funktionierte. Im Mai 2017 war es dann soweit. Seitdem holt man sich Grillrezepte und Gärtner-Tipps aus den Weiten des Netzes. Vereinsintern nutzt man die Möglichkeiten des Freifunks, um die Mitglieder zu informieren.

Über Homepage und den Kurznachrichtendienst Twitter tickern so regelmäßig Informationen, zum Beispiel wann das Wasser an- bzw. wieder abgestellt werden muss, wann Gärten frei werden, und wann die nächsten Feste anstehen. In Riemke gibt es vielleicht nun so etwas wie das digitale Kleingärtnerglück zwischen Beeten, Bäumen, Bits und Bytes.