Bochum. . Die Volkswagen AG baut ihr Entwicklungszentrum in Bochum aus. In dieser Woche wurde in Querenburg eine neue Technikhalle in Betrieb genommen.

VW baut seine Bochumer Ideenschmiede für das Auto der Zukunft weiter aus. In dieser Woche nahm die Volkswagen Infotainment GmbH in Querenburg eine Fahrzeughalle in Betrieb. Hier können die neuen Anwendungen fortan bis zur Serienreife entwickelt werden.

Autofahren ist digital: Nicht nur die Elektronik unter der Motorhaube, sondern auch vielfältige mobile Dienste gehören zum Standard der Autobauer. Der VW-Konzern hat Bochum als kreative Keimzelle erkoren. 2014 übernahmen die Wolfsburger das Entwicklungszentrum des Smartphone-Herstellers Blackberry auf dem Campus der Ruhr-Universität.

Fast 200 neue Mitarbeiter

Die Zahl der Mitarbeiter ist seither von 200 auf 390 gestiegen. Ihr Auftrag: die „Konnektivität im Fahrzeug“ voranzutreiben. Heißt: das Auto der nächsten Generationen zu vernetzen, quasi zum fahrenden Computer zu machen.

70 Erfindungen seien bereits in den Konzern eingebracht worden, schildern die Geschäftsführer Bernhard Krauße und Tobias Nadjib. Zur Einweihung der 500 000 Euro teuren Technikhalle stellten sie den Besuchern einige der aktuellen Steuergeräte made in Bochum vor:

Auto erkennt Zahl der Insassen

– Ein Notrufsystem, das erkennt, wann es zu einem Unfall gekommen ist und automatisch den Rettungsdienst oder die VW-eigene Notrufzentrale informiert – mitsamt der GPS-Koordinaten und der Zahl der Insassen, die durch die Sitzplatzbelegung ermittelt wird.

– Eine Kamera, die an der „Blinzelfrequenz“ erkennt, wann der Fahrer müde wird und die derzeit weiterentwickelt wird: Künftig soll es möglich sein, dass Geräte – etwa das Navi – allein durch den Blick des Fahrers wissen: „Ich bin gemeint“ und die Sprachnachricht umsetzen. Die Hände bleiben am Steuer.

Papa wird per Smartphone informiert

Vernetzt: Jens Bandener entwickelt mobile Anwendungen für das Fahrzeug.
Vernetzt: Jens Bandener entwickelt mobile Anwendungen für das Fahrzeug.

– Das „Geofencing“: ein virtueller Zaun, den zum Beispiel Papa eingibt, wenn er seinen Wagen an den Sohn verleiht. Maßgabe: Du musst in Bochum bleiben. Verlässt der Filius dennoch die Stadtgrenze, wird Vater per Nachricht aufs Smartphone informiert. „Das klappt auch, wenn das Auto zu schnell fährt“, versichert ein Experte.

– Die Akustik im Wagen. Scheitert die Spracherkennung bislang häufig am Stimmengewirr im Fahrzeug, soll eine neue Software die Geräusche im Umfeld ausblenden und erkennen, welches Kommando gilt.

Nachfrage der Kunden ist riesig

Diese und weitere Entwicklungen will VW an der Querenburger Straße mit der Technikhalle und weiteren Laborräumen massiv vorantreiben. „Die Nachfrage der Kunden nach personalisierbarer Software, besonders bei mobilen Online-Diensten, gewinnt stark an Bedeutung“, betont die Geschäftsführung. Bochum werde für Volkswagen auch künftig den Weg in die Zukunft der automobilen Schlüsseltechnologie weisen: Die Infotainment GmbH geht von „einem weiterhin stabilen Wachstum“ aus.

Minister freut sich über Innovation aus NRW

8000 Quadratmeter umfasst das VW-Entwicklungszentrum an der Universitätsstraße 140. Die Infotainment GmbH entwickelt ihre Produkte im Auftrag der Elektronikabteilung der Volkswagen AG in Wolfsburg.

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) betonte bei der Einweihung der Technikhalle: „Ich freue mich, dass der Wandel in der Automobilindustrie auch aus Nordrhein-Westfalen heraus angestoßen wird.“