Bochum. Über vier Jahre, nachdem ein Bochumer Rentner (85) und ein Ehepaar zu Hause gefesselt und ausgeraubt wurden, muss ein Herner (36) vor Gericht.
Der 85-jährige Hausbesitzer wollte nur kurz den Müll vor die Tür bringen. Wenig später liegt er gefesselt und geknebelt am Boden. Am morgigen Donnerstag (1. Februar) steht einer der drei mutmaßlichen Verbrecher (36), die ihm das angetan haben sollen, vor dem Landgericht. Ihm wird noch viel mehr vorgeworfen.
Der absolut kaltblütige Überfall ist mehr als vier Jahre her. Am 4. Oktober 2013 wollte der Rentner zur Aschentonne vor seinem Einfamilienhaus an der Straße „In der Mark“ in Eppendorf gehen. Der Angeklagte soll sich als Polizist ausgegeben und den Senior in ein Gespräch verwickelt haben wegen der Gefahr von Einbrüchen. Gleichzeitig drangen laut Anklage zwei unbekannte Mittäter an den beiden vorbei ins Haus ein. Der 85-Jährige wollte dies unterbinden. Die Täter schubsten ihn in den Flur des Hauses und brachten ihn dort zu Boden, fesselten ihn mit extra mitgebrachtem Klebeband an Händen und Füßen und knebelten ihn. Bevor sie ihm das Band um den Mund wickelten, musste er den Verbrechern noch sagen, wo sein Tresor steht. Daraus raubten sie Schmuck und Goldmünzen im Wert von 75.000 Euro. Auch 200 Euro Bargeld und persönliche Papiere nahmen sie mit und verschwanden. Das Opfer konnte sich am selben Tag selbst befreien. Es blieb äußerlich unverletzt.
Volltreffer nach DNA-Abgleich
Viele Jahre blieb die Tat ungeklärt. Doch im April 2017 änderte sich das. Dann wurde der 36-Jährige, ein Herner, festgenommen. Er soll sich erneut als Polizist ausgegeben und eine angeblich notwendige „Überprüfungsmaßnahme“ vorgespielt haben, um an das Vermögen einer Rentnerin (74) aus Witten zu gelangen – ähnlich einer Masche, die ganz aktuell in diesen Wochen immer wieder versucht wird, teilweise mit Erfolg. Tatsächlich hob die Seniorin laut Anklage 20.000 Euro von ihrem Konto ab und übergab das Geld dem Angeklagten – im Glauben, er sei ein echter Polizist. Beim Versuch, noch mehr von der Frau zu ergaunern (8000 Euro), wurde er an ihrer Wohnungstür gefasst.
DNA-Spur auf einem Klebeband
Seine DNA wurde mit Spuren von ungeklärten Verbrechen früherer Jahre abgeglichen. Ein Volltreffer! Am Klebeband vom Fall aus 2013 wurde seine DNA nachgewiesen. Auch am 5. Dezember 2013 in Köln soll er seine DNA hinterlassen haben. Damals wurde ein Ehepaar in seinem Haus von mehreren Tätern ausgeraubt, gefesselt, geknebelt, geschlagen und getreten.
Im Ermittlungsverfahren soll der Angeklagte großteils geständig gewesen sein und auch Mittäter benannt haben. Er ist in Untersuchungshaft.
>>>Ähnliche Fälle gab es immer wieder
Ein ähnlich schwerer Raubüberfall in den eigenen vier Wänden erlebte ein Rentner-Ehepaar (67, 74) am 23. Februar 2015 an der Elsaßstraße im Griesenbruch. Um 10.40 Uhr klingelte es. Die Frau öffnete. Zwei Maskierte mit Schusswaffe drangen ein und drückten den Senior zu Boden. Mit geringer Geldbeute flüchteten die Verbrecher damals.
Der schlimmste Fall dieser Art, der Mordfall Rottstraße, wird aktuell vor dem Landgericht Bochum verhandelt.