Bochum. . In Stiepel wird jetzt die bisherige Wassergewinnungsanlage in ein reines Wasserkraftwerk umgebaut, das nur noch Ökostrom produziert.
- Im alten Wasserwerk Stiepel wird jetzt kräftig umgebaut. Künftig wird dort nur noch Strom erzeugt
- Die Stadtwerke und Gelsenwasser investieren 2,65 Millionen Euro, um 2000 Haushalte mit Ökostrom zu versorgen
- Außerdem wird direkt neben dem 107 Jahre alten Gebäude eine Fischaufstiegsanlage errichtet
Wo einst frisches Trinkwasser gewonnen wurde, 14 Millionen Kubikmeter pro Jahr, wird bald nur noch Ökostrom produziert. Im alten Wasserwerk Stiepel, einem 107 Jahre alten Gebäude unterhalb der Burg Blankenstein an der Ruhr, haben jetzt umfangreiche Umbauarbeiten begonnen. „Aus der Wassergewinnungsanlage wird jetzt ein Wasserkraftwerk“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Frank Thiel.
Stadtwerke investieren 2,65 Millionen Euro
Die Stadtwerke und die Gelsenwasser AG investieren über ihre gemeinsame Tochter „Wasserbeschaffung mittlere Ruhr GmbH“ (WMR) 2,65 Millionen Euro in den Umbau. Ab Ende 2017 sollen dort aus den Fließkräften der Ruhr 5,4 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugt werden. „Nach Abschluss der Arbeiten können wir mit dem Ökostrom aus Stiepel umgerechnet mindestens 2000 Haushalte ein Jahr versorgen“, so Thiel.
Seit November 2015 wird in dem Gebäude kein Trinkwasser mehr produziert. Das Werk hätte aufgrund verschärfter Gesetzesvorgaben für die Mindestqualität nachgerüstet werden müssen. Das wäre zu teuer geworden, die Anlage wurde stillgelegt. Heute wird das Trinkwasser für Bochum nur noch aus Wasserwerken in Witten und Essen herbeigeschafft, wo die Auflagen bereits erfüllt sind. „Beste Trinkwasserqualität nach allen Anforderungen“ fließe jetzt in die Bochumer Haushalte, so Thiel.
Zwei Turbinen erzeugen schon seit 1995 Strom
Bisher drehten sich im Wasserwerk Stiepel sechs Turbinen durch Wasserkraft. Vier davon dienten dem Antrieb der Pumpen, die das Trinkwasser hoch nach Stiepel-Mitte zum Wasserbehälter drückten. Zwei dieser vier Turbinen werden jetzt mit Generatoren zur Stromerzeugung ausgestattet. Weitere zwei Turbinen wurden schon seit 1995 zur Stromerzeugung genutzt. Diese werden jetzt technisch ertüchtigt, so dass am Ende vier so genannte Kaplanturbinen elektrische Energie produzieren.
Flussverlauf wurde extra verlegt
„Wir sind überzeugt, dass es ökologisch sinnvoll ist, die Anlage weiter zu nutzen“, sagt Thiel, der auch Geschäftsführer der WMR ist. Ab 2019 wolle man damit nach der Investitionszeit auch Geld verdienen.
Für den Umbau wurde der Verlauf des Ruhrwassers, das dort zweiarmig fließt, vor drei Wochen extra umverlegt. Sämtliches Wasser rauscht für die Dauer der Bauzeit nun nicht mehr durch die Turbinen, sondern nur noch durch das ursprüngliche Mutterbett und damit an ihnen vorbei. Ende 2017 soll die neue Anlage in Betrieb gehen.
Parallel zum Turbinenumbau errichtet die WMR eine „Fischaufstiegsanlage“ neben dem Gebäude, für weitere 1,2 Millionen Euro. Damit soll den Fischen ermöglicht werden, auch flussaufwärts zu schwimmen. Vor allem die dort lebenden karpfenartigen Barben sollen davon profitieren. Sie könnten sonst nur bei Hochwasser flussaufwärts gelangen. Ihr Bestand ist zwar nicht gefährdet, aber der Gesetzgeber verlangt ein durchgängiges Flusssystem. Ebenfalls Ende 2017 soll die Anlage fertig sein.
>>> Betrieb läuft vollautomatisch
In dem Wasserkraftwerk werden keine Mitarbeiter mehr eingesetzt, der Betrieb läuft vollautomatisch. Nur bei Störungen, Reparaturen oder Ähnlichem werden noch Menschen in dieser Betriebsstätte arbeiten.
Für die Umbauarbeiten hat die WMR extra eine kleine Hilfsbrücke über einen Arm der Ruhr errichtet, für Lastwagen und Baumaschinen. Sie kreuzen nun allerdings den bei Ausflüglern sehr beliebten Leinpfad.