Werne. . Nach 41 Jahren hat Wirtin Ilse Rogge den Zapfhahn in ihrer Gaststätte in Werne umgedreht. Kein leichter Schritt, den im Ort viele bedauern.

Wer regelmäßig den Werner Hellweg entlang fährt, wird es vermutlich schon festgestellt haben: Das Haus Rogge in Werne-Zentrum sieht verdächtig geschlossen aus. Der Schein trügt nicht. Wirtin Ilse Rogge hat den Zapfhahn ihrer Gaststätte umgedreht, die Rollläden bleiben künftig unten. Damit geht nach 41 Jahren eine Ära zu Ende.

Das Haus steht zum Verkauf

„Einmal muss Schluss sein“, erklärt Ilse Rogge ihre Entscheidung, die vor allem mit ihrem Alter zusammenhängt. „Ich bin jetzt 77, da sitzen andere längst im Altersheim.“ Ilse Rogge nicht. Sie wohnt nach wie vor über der Kneipe, auch ihre Kinder, Sohn und Tochter, haben hier eine Wohnung.

Urig, gemütlich, aber leider verwaist: Ilse Rogge und ihr Sohn Frank Rogge stehen hinter der Theke, wo jetzt kein Pils mehr gezapft wird.
Urig, gemütlich, aber leider verwaist: Ilse Rogge und ihr Sohn Frank Rogge stehen hinter der Theke, wo jetzt kein Pils mehr gezapft wird. © Dietmar Wäsche

„Es ist eine Schande“, sagt Ilse Rogge. „Aber ich kann nicht mehr. Wenn ich 20 Jahre jünger wäre . . .“ Das Haus wollen die Rogges verkaufen. Zwei Interessenten gibt es schon. Am liebsten hätte Ilse Rogge jemanden, der ihre Gaststätte weiterführt. „Die ist tipptop. Es ist alles da und kann so übernommen werden.“

Nachdem sie vor vier Jahrzehnten die damalige Gaststätte Kolleppel zusammen mit ihrem Mann Günter übernommen hatte, wurde nach und nach umgebaut. „Großer Saal, kleiner Saal, der kleine Biergarten hinten raus, eine neue Küche – alles, was wir erwirtschaftet haben, wurde in unsere Wirtschaft gesteckt.“ Als ihr Günter vor 21 Jahren starb, standen Ilse Rogge die Kinder zur Seite. Doch es ist nicht nur das Alter, das Ilse Rogge zum Aufhören bewegte. „Die Kneipenlandschaft hat sich verändert. Vor allem das Rauchverbot hat vieles kaputt gemacht. Wenn ich die letzten Einnahmen mit denen von früher vergleiche . . .“ Schon seit zwei Jahren schlägt sich Ilse Rogge mit dem Gedanken herum, den Laden dicht zu machen. Sie hat ihn immer wieder verworfen. „Doch jetzt wurde es Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen.“

Vereine verlieren Stammlokal

Kein leichter Schritt. „Ist nicht so einfach“, sagt Ilse Rogge. „Ich vermisse die Gespräche mit den Leuten. Und ich muss mich erstmal an das neue Leben gewöhnen. Wenn ich nur zu Hause rumsitze, werde ich wahnsinnig.“ Also geht sie regelmäßig im Park spazieren. Und ihr Pils trinkt sie künftig halt bei der ehemaligen Konkurrenz. „Wir hatten immer einen Knobelclub mit sechs Frauen. Den haben wir in die Marktbörse nach Langendreer verlegt. Dort ist es auch nett.“

Nicht nur Ilse Rogge bedauert das Aus ihrer Kneipe. „Auch viele im Ort sind traurig“, weiß sie. Etwa die Mitglieder des Ringes der Bergbauingenieure, die sich von Anfang an regelmäßig im Haus Rogge trafen. Und auch die Knappen von „Glück auf“ Werne vermissen ihr Stammlokal. Die haben nun das Problem, einen geeigneten Ort für ihre Versammlungen zu finden. „Bei bis zu 80 Personen ist das Werne nicht so einfach“, weiß Knappe Jürgen Kerch. „Für die Vereine wird es immer schwieriger, in Werne einen Platz für Feiern und Versammlungen zu finden. Der Klubraum der Kyffhäuser am Hölterweg sei eine Option, sagt Kerch. „Doch der ist das Jahr über immer ziemlich ausgebucht.

Die Knappen versuchen es nun erstmal im Werner Treff, ein paar Hundert Meter den Werner Hellweg hoch. Kerch: „Mal sehen, ob das passt.“