bochum. . Am Prinz-Regent-Theater bringt Jakob Arnold Büchners Klassiker in einer radikalen Neudeutung auf die Bühne. Humorvoll und brutal zugleich.

Eines Bühnenklassikers nimmt sich das Prinz-Regent-Theater in seiner neuen Produktion an: Mit Georg Büchners „Woyzeck“ steht am Wochenende die dritte Premiere der laufenden Spielzeit an. Es inszeniert Jakob Arnold, Regie-Student der Folkwang Universität der Künste.

Büchners Sozialdrama entstand um 1836 und erzählt die Geschichte des Soldaten Franz Woyzeck, dem es übel ergeht. Erst gibt er sich, weil er Geld braucht, für Versuche eines skrupellosen Arztes hin, in der Folge ist er physischen und psychischen Demütigungen ausgesetzt. Die Untreue seiner Freundin Marie, die mit dem fiesen Tambourmajor anbändelt, treibt Woyzeck zu einer mörderischen Handlung. „Woyzeck“ ist harter Stoff: Es geht um die Verzweiflung über eine Welt, in der, wie Büchner es formuliert, „jeder Mensch ein Abgrund“ ist. Es schwindelt einem, wenn man hinab sieht...

Kooperationen am Prinz-Regent-Theater

Am Prinz-Regent-Theater existiert seit langem eine Zusammenarbeit mit der Folkwang Hochschule, früher Schauspielschule Bochum. Junge Regisseur/innen können regelmäßig am PRT arbeiten.

Künstlerische und ideelle Kooperationen bestehen darüber hinaus mit dem Institut für populäre Musik, der Musikschule, der Zukunftsakademie NRW und dem Kalakuta-Musiklabel.

Aufbau wirkt fast filmisch

„Woyzeck“ gilt, obschon fast 200 Jahre alt, als „modernes“ Stück; auch, weil es in seinem episodenhaften Aufbau mit verschiedenen Szenenfolgen fast filmisch wirkt. Der fragmentarische Charakter des Schauspiels passt ebenfalls in unsere Zeit, die viele als zersplittert wahrnehmen. Gleichwohl gibt vor allem der gesellschaftliche Rahmen der Büchner-Zeit die Stoßrichtung des Dramas vor, besonders die damals vorherrschende Ständeordnung, welche sich exemplarisch an den Figuren und ihrer Sprache festmacht.

In einer künstlichen Welt

Regisseur Jakob Arnold (28) ist in seiner „Woyzeck“-Auslegung allerdings weniger an einer historischen Analyse als an einer zeitgemäßen Neudeutung des Stoffes gelegen. Auf humorvolle Art taucht er ein in eine bizarre, künstliche und zugleich brutale Welt, in der die Büchner-Figuren allesamt eingefasst sind. Die Frage, wer Woyzeck ist, was er uns heute zu sagen hat und in welcher Beziehung er zu unserer Lebenswirklichkeit steht, ist für Arnold wesentlich. Man darf gespannt sein, welche Antworten er findet. Mit nur zwei Schauspielern – Helge Salnikau, Sophie Killer – wird der Büchner-Kosmos in einer eigenen Form- und Körpersprache auf die Bühne gebracht.