Bochum. . Am Prinz-Regent-Theater stellt sich das Nachwuchsensemble unerschrocken dem sperrigen Drama „Caligula“ – mit Musik, Tanz und großem Bühnenbild.
- Theaterbegeisterte Jugendliche ab 15 Jahren kennen keine Scheu vor großen, schweren Stoffen
- Mit dem Vierakter von Albert Camus aus dem Jahr 1938 stellen sie sich erneut einem schweren Brocken
- In der Titelrolle überzeugt Luca Hennig als römischer Kaiser zwischen Willkür und Grausamkeit
Donnerwetter! Die Jugendgruppe „Junge Prinzessinnen 15+“, in der seit zwei Jahren theaterbegeisterte junge Erwachsene am Prinz-Regent-Theater ihr Herz fürs Schauspiel entdecken und reifen lassen, kennt keine Scheu vor den großen, schweren Stoffen.
Mit dem Vierakter „Caligula“, von Albert Camus 1938 verfasst, stellen sie sich nun erneut einem stattlichen Brocken, der für die jungen Spieler einige Klippen bereit hält. Vor allem ist es eine echte Aufgabe, Camus’ komplizierten, oftmals arg verkopft wirkenden Text, der um Tod und Ausweglosigkeit kreist, unfallfrei über die Rampe zu bekommen – und das gelingt dem mutig, fast unerschrocken aufspielenden Ensemble beachtlich.
Parallelen zu Regenten unserer Tage
Die Geschichte des römischen Tyrannen, der abseits aller moralischer Werte die Macht seines Amtes für reine Willkür missbraucht, erlebt an den Theatern gerade eine kleine Renaissance – offensichtlich sind die Parallelen zu zweifelhaften Regenten unserer Tage.
Regisseurin Clara Nielebock findet für ihren „Caligula“ ein bestechendes Bühnenbild (von Sylvie Fadenhaft). Die Zuschauer sitzen im Viereck um die große Spielfläche herum, die im Laufe der nur rund 70 Spielminuten mit verschiedene Farbtönen ausgeleuchtet wird. Darin begegnen sich die sieben Schauspieler wie in einem Boxring.
Ein energischer Klangteppich
Immer wieder schafft Nielebock in ihrer Aufführung eindringliche Phasen reinen Körpertheaters, das – voran getrieben von einem energischen Klangteppich – beinahe tänzerisch verspielt wirkt. So beeindruckend das aussieht, nimmt es dem Drama aber auch etwas von seiner düsteren Wucht.
Im Mittelpunkt des Abends und unübersehbar in wallendes rotes Tuch gehüllt: der Caligula des Luca Hennig, der seine Figur mit ganz großer Geste führt und zwischen allem Wahnsinn und Grausamkeit doch auch immer melancholische Momente findet. Caligula möchte zum „Mond“ (als Symbol für das Unerreichbare) – und ebenso entrückt gibt Hennig die Titelfigur.
Leistung der Regisseurin
Dass die Schauspieler um ihn herum keinesfalls ins zweite Glied zurück treten, ist eine Leistung der Regisseurin. Auch in den Nebenrollen finden sich vielversprechende junge Talente: etwa Dyana Krupezki, die als Cherea nichts unversucht lässt, den Despoten vom Thron zu stürzen, oder Carolina Braun und Leon Tölle als Caesonia und Helicon, die in blinder Treue zu ihm halten. Viel Beifall!
>>>Zwei Jugendgruppen am PRT aktiv
- Die beiden Jugendgruppen „Junge Prinzessinnen“ sind ein Zukunftsprojekt der Stadtwerke. Hier können Kinder ab zehn Jahren sowie ältere Jugendliche ab 15 Jahren unter professionellen Bedingungen Erfahrungen im Theaterspiel sammeln.
„Caligula“ wieder am 18. und 19. November, jeweils 19.30 Uhr. Karten: 0234 / 77 11 17.