Bochum. . Nach dem großen Erfolg mit „His (or her) story“ trauen sich junge Schauspieler aus vielen Ländern jetzt an Ibsens „Peer Gynt“ in der Zeche Eins.

Mit der bunten Textcollage „His (or her) story“ gelang ihnen vor einem Jahr ein Paukenschlag: 18 junge Leute etwa aus Afghanistan und Syrien schlossen sich damals zusammen, um gemeinsam mit dem Regisseur Manuel Moser ein Stück über ihre Flucht, ihre Ängste, Hoffnungen und ihr neues Leben auf die Bühne zu bringen – und das Ergebnis war beeindruckend. Eine Einladung zu den renommierten Berliner Festspielen verpassten die engagierten Schauspieler nur denkbar knapp. Aus über 400 Bewerbungen kamen sie unter die letzten 20.

Als „Familie Rangarang“ tritt das Ensemble ab jetzt auf

Jetzt ist die Zeit reif für ein neues Theaterabenteuer, das die Gruppe noch ein ganzes Stück weiter führen soll als bei dem Debüt vor einem Jahr. „Alle hatten große Lust, etwas Neues zu machen“, sagt Manuel Moser. „Und wir waren uns schnell einig, diesmal ein richtiges Stück aufführen zu wollen.“ Die Wahl fiel auf einen der größten Brocken der Theatergeschichte, auf Ibsens „Peer Gynt“, den die Gruppe seit Ende August unermüdlich in Bochum und Herne probt. Und auch ein Name war rasch gefunden: Als „Familie Rangarang“ tritt das mittlerweile 15-köpfige Ensemble ab jetzt auf. Der Name ist Programm, denn „Rangarang“ ist Persisch und bedeutet „kunterbunt“.

„Man merkt richtig, dass in ihnen etwas brennt“: Regisseur Manuel Moser probt mit den jungen Schauspielern das Drama „Peer Gynt“ in der Zeche Eins.
„Man merkt richtig, dass in ihnen etwas brennt“: Regisseur Manuel Moser probt mit den jungen Schauspielern das Drama „Peer Gynt“ in der Zeche Eins. © Ingo Otto

Schnell fällt auf: Eigentlich alle der jungen Spieler sprechen super Deutsch und sind im Ruhrgebiet längst heimisch geworden. So wie Hayan Amer, der früher versucht hat, in Syrien als Schauspieler Fuß zu fassen. „Aber eigentlich ist das kaum möglich“, sagt er. In Bochum spielte er zunächst beim Jungen Schauspielhaus und jetzt mit seinen Freunden in der Zeche Eins. Sein großes Ziel: „Ich würde gern zur Schauspielschule gehen.“ In Hannover gibt es dort für junge Geflüchtete sogar Sonderplätze.

Konkurrenzkampf gibt es nicht

Als sogenanntes „Flüchtlingstheater“ möchten die jungen Leute nicht mehr gern gesehen werden. „Da hat man total schnell den Stempel auf der Stirn“, sagt Aynur Terzi, eine der wenigen jungen Frauen in der Gruppe. Vielmehr sieht sich das Ensemble als Zusammenschluss junger Menschen aus vielen Ländern mit vielen Ideen: „Man merkt richtig, dass in ihnen etwas brennt“, so Manuel Moser. „Da gibt es keinen Konkurrenzkampf, niemand will der Star sein.“

Folglich wird in ihrer Ibsen-Aufführung die Titelrolle geteilt: Jeder von ihnen spielt mal Peer Gynt. Für den Zuschauer ist das anhand einer goldenen „Peer“-Kette leicht zu erkennen. „Klar haben wir viel gekürzt, aber wir erzählen schon die komplette Geschichte“, so Moser. Es gibt Musik, Tanz und Bewegung, es gibt viele Sprachen – und jede Menge Spaß auf der Bühne. Fest versprochen.

>>> Premiere am 5. Januar in der Zeche Eins

Premiere: 5. Januar, 19 Uhr, in der Zeche Eins (Prinz-Regent-Straße 50-60). Wieder 6., 7., 13. und 14. Januar, jeweils 19 Uhr.

In den Flottmannhallen Herne am 23.1. (19 Uhr), 25.1. (18 Uhr) und 26.1. (10 und 12 Uhr). Karten (10/6 Euro): 0221 / 24 09 467, peergynt@ct201.de