Bochum. Junge, internationale Gruppe probt an der bunten Textcollage „His (or her) story“ in der Zeche Eins. Jetzt fiebern alle der Premiere entgegen.

  • Teilnehmer haben das Stück selbst geschrieben und berichten von ihren Hoffnungen und Träumen
  • Zwei Theaterpädagogen haben die Textcollage mit den Schauspielern im Alter von 14-27 Jahren erarbeitet
  • Die Zeche Eins als Spielort erweist sich als echter Glücksfall

Sie kommen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak – und sie haben teils abenteuerliche Wege bis ins Ruhrgebiet hinter sich: 18 junge Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren arbeiten seit rund einem Jahr an der Aufführung eines eigenen Theaterstücks, das unter dem Titel „His (or her) story“ in der Zeche Eins zur Uraufführung kommt.

Junge Flüchtlinge drängt es immer häufiger auf die Bühnen der Stadt: Neben dem erfolgreichen „Grubengold“ im Prinz-Regent-Theater (Fortsetzung im Mai) und dem „Stadtgeflüster“ unlängst im Zeitmaul-Theater gab es bereits vor rund einem Jahr ein berührendes Theaterstück mit 45 Flüchtlingen im Pfarrsaal der Heimkehrer-Dankeskirche in Weitmar. Regie führte ein Kameramann aus Bagdad. „Der Erfolg war so groß, das hat uns angespornt, etwas Neues zu machen“, sagt Hajo Salmen, langjähriger Vorsitzender des Freundeskreises des Schauspielhauses, der das Flüchtlingsprojekt leitet.

Schauspieler fanden sich über Aufruf bei Facebook

Über Kontakte zum Jungen Schauspielaus gelang es Salmen, zwei Theaterpädagogen für das Projekt zu gewinnen: Die Schauspieler Sibel Polat und Manuel Moser schweißten die bunte Gruppe in den letzten Monaten zu einer richtigen Bande zusammen. Und auch ein bekannter Ort stand den Theatermachern schnell zur Verfügung: „Dass wir die Zeche Eins für unser Projekt nutzen können, ist für uns ein echter Glücksfall“, sagt Hajo Salmen.

Nach einem Aufruf über Facebook fanden sich schließlich knapp 30 junge Leute, die teils in Flüchtlingsheimen, teils in Wohngruppen wohnen und an dem Projekt mitmachen wollten. „Das war zunächst ein ziemliches Kommen und Gehen, doch am Ende ist ein harter Kern von 18 Mitspielern dabei geblieben“, sagt Manuel Moser. Geprobt wird jede Woche. Kurz vor der großen Premiere, auf die momentan alle hin fiebern, trifft sich die Gruppe fast täglich.

Textcollage erzählt vom Leben der Flüchtlinge

Im Laufe der letzten Monate ist dabei eine Textcollage entstanden, die überwiegend von den jungen Flüchtlingen selbst geschrieben wurde. „Unsere einzige Aufgabe an sie war: Erzählt uns eure Geschichte!“, erzählt Manuel Moser, der die Beiträge zu einer Spielfassung zusammen montierte. Und die Texte seien überraschend vielschichtig. „Es geht dabei um mehr als um Flucht und Vertreibung. Viele der jungen Menschen verbinden mit ihrer Flucht nach Deutschland große Hoffnungen, Träume und Ziele. Davon wollen sie erzählen.“

Die Zuschauer dürfen sich auf eine bunte, rund einstündige Vorstellung freuen, die ergreifend und witzig sei – und ans Herz gehe, so beschreibt es Hajo Salmen. „Die positive Energie der Menschen begeistert uns total. Wie sie all das über die Rampe bringen, das ist echt beeindruckend.“

>> Karten gibt es über die Kasse des Schauspielhauses

Premiere am Freitag, 27. Januar, 19 Uhr (ausverkauft). Wieder am 28. Januar um 19 Uhr sowie letztmals am 29. Januar um 18 Uhr. Karten (8, erm. 4 Euro) über die Kasse des Schauspielhauses: Tel. 0234 / 33 33 55 55.

Das Stück wird gefördert von Interkultur Ruhr und dem Lions Club Bochum. Eine Wiederholung gilt als unwahrscheinlich: „Die Gruppe geht danach auseinander“, sagt Hajo Salmen. Ob es ein neues Projekt gibt, ist offen.