Bochum. Die Stadtwerke Bochum werden Mehrheitseigentümer des Wohnungsunternehmens VBW. Das hat wirtschaftliche, aber vor allem auch strategische Gründe.
Bei der Umsetzung des Handlungskonzepts Wohnen, das unter anderem den Bau von jährlich 800 neuen Wohnungen in Bochum vorsieht, kann die Stadt künftig offenbar auf ein starkes Instrument setzen. Die Stadtwerke Bochum, 100-prozentige Stadt-Tochter, sind dabei, die Mehrheit an der VBW Bauen und Wohnen zu übernehmen, die in den nächsten Jahren insgesamt 1500 neue Wohnungen bauen will und damit einen Teil der kommunalen Zielvorgabe erfüllen könnte.
Bislang halten die Stadtwerke 49,1 Prozent an der VBW (Grafik). Künftig könnten es 76 Prozent sein, da mehrere große Miteigner, dem Vernehmen nach Hoesch-Krupp Stahl, UniCredit und Commerzbank, ihre Anteile verkaufen wollen. Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak bestätigt „laufende Transaktionsprozesse“, hüllt sich aber ansonsten in Schweigen. Eine Einschätzung zur anstehenden Veränderung gibt VBW-Geschäftsführer Norbert Riffel ab: „Wir waren bislang ein kommunal-nahes Unternehmen, das schon sehr viel im Sinne der Stadt gemacht hat, und werden künftig ein kommunales Unternehmen sein.“
Das stadteigene Energieunternehmen verfolgt mit dem Kauf sowohl strategische als auch wirtschaftliche Ziele. Die VBW hat einen Bestand von etwa 12 600 Wohnungen und ist damit der größte lokale Immobilienanbieter. In den vergangenen sechs Jahren hat sie Gewinne in Höhe von 34 Millionen Euro erzielt und befindet sich nach einer Phase der Konsolidierung wieder auf Wachstumskurs.
Zukunft als Energiedienstleister
Daran wollen die Stadtwerke nicht zuletzt aus strategischen Gründen beteiligt sein. „Mit ihren vielfältigen Energiedienstleistungen möchten die Stadtwerke zusammen mit der Immobilienwirtschaft und insbesondere der VBW optimale Lösungen für die Häuser und Quartiere der Zukunft entwickeln“, sagt Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak. In der Verlagerung seiner Geschäfte vor allem auf den Bereich der Energiedienstleistungen sieht das Unternehmen mittelfristig seine Zukunft.
Strategisch bedeutsam ist die Aufstockung der Beteiligung aber auch für die Stadt Bochum, die über die kommunalen Unternehmen einen Teil ihrer Ziele auf dem Wohnungsbaumarkt verwirklichen kann. VBW-Chef Riffel: „Es passt in das Handlungskonzept Wohnen, in die Bochum-Strategie und auch in die VBW-Strategie.“
15 Millionen Euro jährlich will die VBW in den nächsten Jahren investieren. Dabei stehen einige große Projekte an der Havkenscheider Höhe (Laer), am Lennershof (Querenburg), in der Flüssesiedlung (Grumme) und an der Brantropstraße (Weitmar) an. Außerdem beteiligt es sich an Bestgebotsverfahren, wie etwa zur Zeit an der Voedestraße in Wattenscheid.
Etwa 80 Millionen Euro hat die VBW im Vorjahr umgesetzt. Sie beschäftigt 132 Mitarbeiter.
Konzessionsabgaben von 22,5 Millionen Euro
Die Stadtwerke Bochum Holding verzeichnete mit ihren drei Teilunternehmen im Jahr 2016 Umsätze in Höhe von 715,3 Millionen Euro. Sie führte einen Gewinn von 50 Million Euro an die Stadt ab und zahlte 22,5 Millionen Euro Konzessionsabgaben